Freitag, 14. November 2008

Banken brennen in Island

... zwar noch nicht, aber dafür ihre Fahnen.

In Reykjavik könnten morgen angeblich 20.000 Menschen gegen die Regierung demonstrieren (6% der Gesamtbevölkerung), berichtet Bloomberg.

Hier ein Video einer vorangegangen Demonstration, deren Datum ich nicht kenne, bei der auch schon eine Fahne der Landsbanki in Rauch aufging.




Die wirtschaftliche Rettung durch einen IMF-Kredit in Höhe von 6 Mrd. Dollar verzögert sich, weil Großbritannien und Holland verlangen, dass die Einlagen ihrer Sparer von der Regierung zurückgezahlt werden. Das sind allerdings über 8 Mrd Dollar, soviel wie die gesamte Wirtschaftsleistung des Landes in einem Jahr. Die Inflation steigt währenddessen auf fast 16 %.

Zum Thema Staatsbankrott hatte ich schon geschrieben.
Artikel vom 10.08.2008: Kommt ein perfekter Sturm?

Und dann möchte ich noch unbedingt auf einen sehr lesenswerten Artikel hinweisen, den London Banker abseits des üblichen Mainstreams über Deflationsgefahren geschrieben hat. So sagt er, dass Deflation viele Annahmen in Frage stellt, die im Zusammenhang mit Inflation gültig sind: Eigentum ist ein sicheres Investment. Mit Aktien ist man langfristig auf der sicheren Seite. Staaten gehen nicht pleite. Und jetzt kommts:
"When people are forced to reconsider these cherished touchstones of their financial beliefs, they will also reconsider the cherished notions of their political beliefs. It was under similar conditions that nations in the past embraced racial hatred, ethnic divisions, discrimination against gender/sexual preference, economic imperialism and war as a means of directing public discontent away from threatened elites."
Und genau dies ist der Punkt: Die wirtschaftliche und politische Elite hat versagt. Ich kann mir nur sehr, sehr schwer vorstellen, dass dies auf Leichtfertigkeit zurückzuführen ist, oder dass es sich um eine unbeabsichtigte Folge einer verfehlten Wirtschaftspolitik handelt. Es gab verantwortungsvolle Politiker, die entsprechende Gesetze erlassen wollten, um moral hazard zu verhindern. Doch sie wurden ausgebremst. Im Gegenzug wurden die Sicherungen, die man als Konsequenz aus den Vorgängen von 1929 eingebaut hatte, wieder aufgehoben (Stichwort: Glas-Steagall-Act). Ganz zu schweigen von der ablehnenden Haltung gegenüber der Einführung neuer notwendiger Regularien für Hedgefonds. Dieses Desaster war abzusehen. Die Zeichen stehen auf Sturm.

Und dann noch der Beitrag "Phantasieanregend" mit einem Link zu einem interessanten Video über die argentinische Finanzkrise: "Argentina's Economic Collapse".

Schönes Wochenende

Euer Kuchenjunkie


Nachtrag 16.11.2008:

Nach einer Meldung von Bloomberg kamen lediglich 6.000 Teilnehmer zur Demonstration. Die Demonstration war friedlich, obwohl so ganz ohne Feuer scheint es nicht zu gehen:

The march was peaceful, though some eggs, tomatoes and yogurt were thrown at the parliament building and rolls of toilet paper were burned in front of the main entrance.
Hier noch ein Video von der Demonstration:


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