Freitag, 31. Oktober 2008

Filmtipp zum Wochenende: Let´s make money

Die kalte Jahreszeit beginnt. Die Tage werden kürzer. Die Abende werden länger. Das ist die Zeit, um mal wieder ins Kino zu gehen. Und wer schon "Burn After Reading" gesehen hat, dem kann ich nur empfehlen, sich den Film "Let´s make money" anzuschauen (Link zur Homepage mit Filmvorschau). Jedem anderen natürlich auch.

Der Film ist zwar nicht so lustig wie der zuvor genannte von den Cohen-Brüdern, aber dafür ein guter Dokumentarfilm, der zeigt, welche Fehlsteuerungen wir uns mit dem derzeitigen Finanzsystem leisten. Die Frage ist, wie lange noch. Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten, nachdem er den Film gesehen hat.

Schönes Wochenende

Euer Kuchenjunkie

Neue Obama-Dollar-Note

Endlich mal wieder ein Video von HotRoast:

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Links 30.10.2008

Hier auf die schnelle noch ein paar Links, die interessant sind:

Wie immer lesenswert "Querschüsse zum Thema Wirtschaft" über den Absturz der Frachtraten für Massengüter:

"BDI unter 1000 Punkte".

Meiner bescheidenen Meinung nach einer der besten, wenn nicht der beste deutsche Wirtschaftsblogg.

Und dann ein Beitrag von Mr. Mortgage. Diesmal nicht über sein Spezialthema Häuser- und Hypothekenmarkt in Californien, sondern mit einem eher globalen Thema:

Its The End of the World As We Know It

Wenn man nicht den ganzen Artikel lesen will , so sollte man jedenfalls mal einen kurzen Blick auf die beiden Grafiken geworfen haben. Die erste Grafik zeigt für Osteuropa an, welche Leistungsbilanzdefizit die verschiedenen Länder aufweisen (obere Zahl) und die untere Zahl gibt an, wie hoch deren Ausfallrisiko eingeschätzt wird, und damit auch gleichzeitig, welchen Zinsaufschlag die Länder zahlen müssen (100 Basispunkte = 1%). Die zweite Grafik zeigt das Verhältnis von kurzfristigen Bankkrediten und der Wirtschaftsleistung der verschiedenen Länder an.

Einführungskurs Finanzkrise Teil 2

Juan Enriquez Pop!Tech: "The debt crisis and the future" (30 min.)
via Paul Kedrosky


Juan Enriquez (2008) Pop!Tech Pop!Cast from PopTech on Vimeo.

Roubini Watchblog 3

Nouriel Roubini auf CNBC :

Zwei Jahre Rezession von 2008 bis 2009. Keine Depression. Das Schlimmste steht uns noch bevor. Marktbewertung immer noch zu hoch. Gewinne im S&P 500 bei $ 60. Daher weiteres Verlustrisiko von 30-40%.


Martin Wolf simmt nun der Analyse von Roubini zu:
"Preventing a global slump must be the priority" in der FT

Give credit where credit is due: Nouriel Roubini of New York University’s Stern School of Business was right.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Obama macht noch schnell ein Praktikum

The Onion "berichtet":




Hier der wahre Grund,warum es mit der amerikanischen Wirtschaft bergab geht. Anti-Bush-Merchandising bricht ein. Wegen der politischen Ausgewogenheit.




Und zum Schluß für die, die ihn noch nicht gelesen haben, ein Artikel aus der Onion zur bubbleconomy. Sehr lustig, aber leider auch sehr treffend.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Einführungskurs Finanzkrise

Ihr wollt bei dem ganzen Buchstabensalat mitreden? Was ist ein CDO, ein CDS? Ihr wollt wissen, was schief gelaufen ist?

Paddy Hirsch erklärt anscheinlich und gibt Antworten:

CDO (6 min)


Crisis explainer: Uncorking CDOs from Marketplace on Vimeo.

CDS (10min)


Untangling credit default swaps from Marketplace on Vimeo.



credit crisis


The credit crisis as Antarctic expedition from Marketplace on Vimeo.


short selling


Getting naked in short selling from Marketplace on Vimeo.

Montag, 27. Oktober 2008

Geschönter DAX

Der Dax steht heute Mittag bei ca. 4.150 Punkten (14.00 Uhr). Das ergibt ein Minus von ca. 3,3 Prozent gegenüber dem Vortag. Allerdings sollte man mal etwas genauer hinschauen. Von den 30 DAX-Werten sind nämlich 29 im Minus. Nur einer ist im Plus. Und das ist Volkswagen. Die Aktien der Wolfsburger notieren entgegen dem schlechten Marktumfeld sensationell mit ca. 80 Prozent im Plus. Toll.

Zum Vergleich:

Daimler - 9,3%
BMW - 6,5 %
Conti - 7,8 %

Da ich nicht glaube, dass VW gerade das perpetuum mobile erfunden hat, scheint es doch eher so zu sein, dass die Kursexplosion weniger mit Fundamentaldaten als mit der Übernahmeschlacht zusammenhängt, die da gerade tobt.

Wenn man also nun berücksichtigt, dass VW mit 5,88% im DAX gewichtet ist (laut Wikipedia), und man den VW-Anteil aus dem DAX herausrechnet, weil er nichts mit der Realität zu tun hat, dann muss man nochmal 4,7 Prozent Verlust im Dax dazu rechnen. Macht einen Verlust von schlappen 8 Prozent.

Roubini Watchblog 2

Nouriel Roubini in Madrid im Bloomberg Interview: Youtube Teil 1, Teil 2

Auszüge aus dem Interview mit Roubini in der Nachricht bei Bloomberg vom 24.10.2008:

Things are getting worse, they are not getting better,''

There's an increased risk of a ``multi-year economic stagnation'' in the U.S.

we have a whole set of emerging market economies in trouble. Even a few of them going bust may cause systemic trouble.

During the Great Depression, output in the U.S. fell by more than 20 percent, I don't believe that's going to be the case.

The European Central Bank should provide much more monetary easing and governments around the world must put together a massive fiscal stimulus package after action so far failed to halt the stock-market rout. The U.S. bank bail- out plan will likely require between $600 billion and $700 billion.


Außerdem geht Roubini davon aus, dass der S&P 500 bei einem KGV von 10 bis 12 bei 600 bzw 720 fair bewertet ist. Aber angesichts der Panik könnte ein Fall unter die Marken möglich sein.

Samstag, 25. Oktober 2008

Top Five: Anzeichen einer Finanzkrise

Woran erkennt man, dass die Wirtschaft von der schlimmsten Finanzkrise seit Jahrzehnten getroffen worden ist? Hier meine persönliche Hitliste:

  1. Deine Bank hat einen schlechteren credit score als Du und es werden mehr Strafverfahren gegen Bankvorstände als gegen Bankräuber geführt.
  2. Am Geldautomaten wirst Du nach Eingabe deiner PIN aufgefordert, den gewählten Betrag einzuzahlen.
  3. Am Ende des Monats übersteigt Dein Kontoguthaben die Summe des Eigenkapitals sämtlicher im DAX geführter Banken.
  4. Lieferanten stellen ihre Zahlungsbedingungen um: Okay, Vorkasse haben sie auch schon vorher verlangt, aber jetzt wollen Sie in Öl und Lebensmitteln bezahlt werden.
  5. Wenn Du zu einem Besprechungstermin bei Deiner Bank gehst, um Dich über steuersparende Anlagemöglichkeiten in Liechtenstein beraten zu lassen, wirst Du nicht mehr wie bisher vom Geschäftsstellenleiter sondern von Peer Steinbrück begrüßt.
Wer weitere untrügliche Anzeichen kennt, woran man sieht, dass wir in einer Finanzkrise stecken, kann diese gerne in den Kommentaren posten. Ich werde die Liste dann vervollständigen.

Euer Kuchenjunkie

Freitag, 24. Oktober 2008

Aus gegebenem Anlass

darf ich hier an einen Beitrag von mir vom 11.09.2008 erinnern: Der Ein-Finger-Gruß.

Ich hatte mir erlaubt, meinen Unmut über die "Arbeit" der Ratingagenturen kundzutun.

Auszug:

...
Die Namen Oxley und Enron bringen mich aber noch mal auf einen Gedanken, den ich bereits vor Wochen in einer E-Mail geäußert habe: Die Rolle der Rating-Agenturen in diesem Finanzskandal. So müsste man diesen Vorgang nämlich eigentlich bezeichnen. Nicht verharmlosend als Finanzkrise, sondern als Skandal. Nicht umsonst spricht man bei Alt-A Krediten von liar-loans. Nur dass bei der Bank niemand getäuscht wurde, da sich dort niemand für die Einkommenssituation der Schuldner interessierte. Der Kredit wurde ja sowieso weiter gereicht an Anleger (zum Beispiel die IKB), also warum sollte man sich die Arbeit machen und sich das Geschäft kaputt machen?
Damals bei der Enron-Pleite hat die Öffentlichkeit/der Markt auf die Testate der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Anderson vertraut. Zu Unrecht. Heute werden sich einige fragen: Who the fuck is Arthur Anderson? Genau, die gibt es nämlich seit damals nicht mehr. Der Laden wurde von einer Klagewelle geschädigter Anleger eingeholt, die Arthur Anderson letztlich zur Aufgabe zwang. In der Folge wurde der SOA, der o.g. Sarbanes-Oxley-Act verabschiedet.

Nach dem SOA sollten die Bilanzen nicht mehr von denjenigen geprüft werden, die sie erstellt haben, denn dies führt fast zwangsläufig zu Interessenkonflikten bei der Prüfung der Bilanzen. Wenn ein Unternehmen eine Steuerberatung- und Prüfungsgesellschaft dafür gut, sogar sehr gut bezahlt, dass diese eine Bilanz erstellt, dann erwartet dieses Unternehmen, dass der erstellte Abschluss auch von der gleichen Gesellschaft testiert wird. Logisch, schließlich hat sie die Bilanz ja erstellt. Nur wollen die Berater die guten Aufträge in der Regel nicht verlieren, so dass bei Enron zum Beispiel recht "wohlwollend" bilanziert und dieses dann von Arthur Anderson testiert wurde. Bis der Schwindel aufflog. Dies alles wollte man also zukünftig mit dem SOA verhindern.

Dass bei den Rating-Agenturen der gleiche Interessenkonflikt besteht, wie bei den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften vor dem SOA, ist damals aber scheinbar keinem aufgefallen (wirklich nicht?) . Denn auch die Rating-Agenturen werden von ihren Auftraggebern bezahlt. Das sind die Investmentbanken, die ihre Wertpapiere (CDO´s, ABS, RMBS, CMBS und der ganze Buchstabensalat) später für gutes Geld an den Anleger bringen wollen. Natürlich erwartet man als Auftraggeber, wenn man schon zahlt, dass man auch ein ordentliches Rating bekommt. Am besten AAA, auch wenn nur Subprime-Kredite verbrieft werden. Mit welchem scheinheiligen mathematischen Modell dieses Ergebnis gerechtfertigt wird, ist den Banken egal. Sie haben dieses System ja selbst erfunden, also wissen sie, wie man es spielt. Dass bei der Vergabe der Ratings nicht immer so genau hingeguckt wurde, wurde schon mehrfach kolportiert.

Daher gab und gibt es Kritik an den Rating-Agenturen. Mish ist auch unter den Kritikern dieses Systems. Diese Kritik hat viel für sich. Aber vielleicht erledigt sich das Thema ähnlich wie bei Arthur Anderson: Indem eine Klagewelle Geschädigter die Big Three von der Bildfläche spült. Wenn man unter den demnächst arbeitslosen Ex-Mitarbeitern der Rating-Agenturen den einen oder anderen besonders frustrierten findet, könnte man mit deren Insiderkenntnissen und Zeugenaussagen eine Klage stricken. Mal sehen was kommt.

Dann heißt es in ein paar Jahren eventuell: Who the fuck is S&P, Moody´s and Fitch? Ich würde sie nicht vermissen...


Jetzt kursiert ein interessanter Auszug aus dem E-Mail-Verkehr bei S&P durch die Blogosphäre:


Rahul Dilip Shah: btw: that deal is ridiculous

Shannon Mooney: I know right ... model def does not capture half of the risk

Rahul Dilip Shah: we should not be rating it

Shannon Mooney: we rate every deal

Shannon Mooney: it could be structured by cows and we would rate it

via Big Picture

Ich verabschiede mich schon mal ins Wochenende.

Euer Kuchenjunkie

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Und nun: Das Wetter

... wird Ihnen heute präsentiert von der Financial Times (Bitte klicken).

Die Aussichten sind zwar grausig, aber ich fürchte, ein Regenschirm wird nichts nützen.

via Big Picture

Roubini Watchblog

Auch auf die Gefahr hin, meinen Bloguntertitel in "Roubini Watchblog" umbenennen zu müssen, poste ich heute noch einmal ein Video von Dr. Doom: Nouriel Roubini. Das Video bietet Roubini pur.

Seine Lieblingssätze im Oktober lauten:
a)We are now experiencing the worst rezession since the great depression.
b)The worst is ahead of us.

Er wiederholt diese Sätze getreu dem Motto: Wiederhole deine Botschaft solange, bis du sie selbst nicht mehr hören magst. Erst dann hat sie alle Zuhörer erreicht.

Auf Bloomberg gibt es dazu auch noch einen Artikel.

Aktuell sieht er außerdem einen run auf das "Shadow-banking-system" voraus. Hedgefonds würden erhebliche Mittelabflüsse hinnehmen und daher gezwungen, ihre Anlagen aufzulösen. Hunderte Fonds gehen pleite.

``We've reached a situation of sheer panic,'' Roubini, who predicted the financial crisis in 2006, said at a conference in London today. ``There will be massive dumping of assets,'' and ``hundreds of hedge funds are going to go bust,'' he said.


Und wir sollten nicht überrascht sein, wenn die Finanzmärkte vorübergehend geschlossen würden. Ah ja.

We're seeing the beginning of a run on a big chunk of the hedge funds,'' and ``don't be surprised if policy makers need to close down markets for a week or two in coming days,'' he said.
Tja, wenn der Drehbuchautor das so sagt, bin ich ja mal gespannt, wie die Szene dann später im Film aussieht.

Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß, wielange es noch welchen gibt.

Euer Kuchenjunkie

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Crash Dance

Ok, das Video gab es schon bei anderen zu sehen (z.B. Immobilienblasen). Der Vollständigkeit halber:


Video Nouriel Roubini u.a.: Can We Save the World Economy?

Diskussion beim Earth Institute (at Columbia University), October 20, 2008:

Can We Save the World Economy?
A Conversation with Geroge Soros, Nouriel Roubini, and Jeffrey Sachs

Video-Link

Ich bin noch nicht dazu gekommen, das Video anzuschauen, da die Diskussion 1:44 h dauert. Aber vielleicht will ja trotzdem jemand hören, was dieses hochkarätig besetzte Podium zu sagen hat. Ich glaube nicht, dass es Zeitverschwendung ist, sich das anzuhören.

Nachtrag:
Also Roubini sagt nicht viel Neues. Wenn man seine Statements kennt, dann wird man nicht überrascht sein. Aber trotzdem ist die Diskussion interessant. Vor allem wegen Jeffrey Sachs. Der macht ein paar sehr bemerkenswerte Aussagen über den Zustand der USA insgesamt. Tenor: Wir (USA) leben über unseren Verhältnissen und wir müssen in vielen Lebensbereichen umdenken. Da formuliert er so etwas wie den Nachhaltigkeitsgrundsatz für die USA. Soros hält sich eher zurück. Man muss das Video nicht unbedingt gesehen haben, aber andererseits liefert es ein interessantes Bild über den Meinungstand in den USA.

Besuch vom BKA

hat heute Morgen die KfW bekommen. Naja, mit einem Monat Verspätung. Aber immerhin.

Es gibt scheinbar Zeitgenossen, die wollen doch tatsächlich nicht daran glauben, dass am 15.09.2008 eine Summe in Höhe von 324 Mill. EUR "aus Versehen" an die bankrotten Lehman Brothers geflossen ist.

Nun ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen Untreue gegen das Führungspersonal von der KfW und hat das BKA um Mithilfe gebeten (FAZ, NZZ). Dass man Zweifel an der Darstellung der KfW haben konnte, habe ich bereits in meinem Artikel vom 18.09.2008 geäußert.

Es bleibt abzuwarten, was die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nun ergeben. Ich möchte da nicht vorweggreifen, aber es ist zu befürchten, dass, wenn sich überhaupt ein Verdacht erhärten läßt, die Schuld mal wieder bei einem unteren Chargen abgeladen wird. Wie bei dem Einzeltäter der Societé General: Jérôme Kerviel. Der hat ja auch, angeblich ohne dass es jemand anderes mitbekam, mal eben 5 Mrd. EUR verzockt. Er bestreitet das. Ich berichtete am 6.08.2008. Tatsächlich hatte die Bank Kenntnis, griff aber nicht ein, solange die Spekulation Gewinn brachte. Telepolis hier und hier.

Es bleibt spannend.

Ich nehme etwas Nervennahrung, so lange es noch welche gibt.

Euer Kuchenjunkie

Dienstag, 21. Oktober 2008

Links 21.10.2008.

Empfehlungen heute:

Verbriefen und Vergessen von mein-parteibuch

Wenn sich der Bock zum Gärtner macht von Spiegelfechter/Telepolis


Über die Finanzkrise und speziell die Rolle (wenn man Versagen als Rolle bezeichnen will) der Medien:

Gedanken zur Finanzkrise von Oeffinger Freidenker

Willem in Bestform

Willem Buiter zerfetzt in seinem Beitrag in der FT den Rettungsplan der USA für die Banken in kleine Stücke. Der Steuerzahler bekommt für seine 125 Mrd Dollar Kapitalspritze keine ausreichende Gegenleistung. Die Aktionäre und Gläubiger der Banken werden auf unfaire Weise verschont. Außerdem mangelt es an Einflußmöglichkeiten auf die Geschäftspolitik. Buiter nennt diesen Vorgang: Skandalös! Damit würde das Fundament für die nächste systemische Krise gelegt.

An dieser Stelle sei nochmal an einen Artikel von Londonbanker erinnert, der einen Ausspruch von Warren Buffet aus der letzten Zeit aufnahm. Buffet hatte von einem finanziellen Pearl Habour gesprochen. Um es mal in den hiesigen Kontext zu setzen, könnte man auch von einem finanziellen Reichstagsbrand sprechen.

Montag, 20. Oktober 2008

Ein herzliches Willkommen ...

für den ersten Gast-Blogger bei Kuchentester. Ich hatte ja in meinem Wendeartikel darum gebeten, dass man sich an der Diskussion beteiligen möge. Es freut mich, dass jetzt jemand diese Aufforderung Ernst genommen hat und selbst in die Tasten gegriffen hat. Ich hoffe, dass sich jetzt der eine oder andere vielleicht auch ein Beispiel daran nimmt. Dabei muss man die Ansichten in diesem Blog nicht unbedingt teilen.

Darum bitte ich jetzt um freundliche Aufnahme des neuen Autors. Nennen wir ihn vorläufig "Torten-Dingo".

Kuchen für alle

Diese Woche werden wir einen schönen Run auf die in Aussicht gestellte "Staats-Maria" bekommen. Und damit das Spielchen auch läuft, machen die Landesbanken (BayernLB), "unterstützt" durch die Politik schon mal den Anfang. Wohl bekommt' s.

Nachdem nun die ganze Zeit (und wahrlich nicht zu unrecht) auf die Ackermänner eingedroschen wurde, möchte ich mal kurz an die Eigenverantwortung der Anleger erinnern. Wer bitte ist so blöd, seine gesamte Altersvorsorge/ Ausbildungsrücklage für die lieben Kleinen in ein Zertifikat(und damit auf das Überleben des Emittenten zu setzen). Die Leute unterschreiben das in ihrem Auftrag. Geht es gut, wird an Stammtischen über die "eigenen" Erfolge palavert und der "Sparbuchinvestor" verhöhnt. Geht es schief, war es der böse Bankberater, der einen unter Androhung von Gewalt aus seinen/ihren Sparbriefen in das "Casino"-Zertifikate getrieben hat.

Wo sind denn die Verwandten, die ihren Omas/Opas vor so einer Anlage abraten? Genau! Es sind dieselben, die 2 Stunden im Internet damit verbringen, um auf 5 Preissuchmaschinen den günstigsten Preis für das Dampfbügeleisen "Power-Platt" herauszufinden, sich dann im Fachhandel noch mal (für lau) beraten zu lassen und es dann doch Online zu bestellen. Und das gesparte Geld (und noch einiges dazu) wird dann bei einer isländischen Bank, deren Namen sie weder aussprechen, geschweige denn schreiben können ("Kaupt...äh…mit oder ohne "t"?) angelegt. Schließlich bieten die ja noch mal 0,1% mehr als die bisherige osmanische Bank. Einlagensicherung? Egal. Island ist pleite? Egal. Wenn es in die Hose geht, ist das Geschrei nach dem Staat groß. Diese Vollkasko-Mentalitätdarf nicht belohnt werden.

Deshalb: Angie bleib hart, kein Geld für Kaupthing-Kunden...ist nebenbei auch gut für die deutschen Banken.

Torten-Dingo

Schuldenturm der USA steigt und steigt und steigt

Hier ist mal wieder eine schöne Grafik aus der NYT.
via Big Picture

Freitag, 17. Oktober 2008

Danke schön, ich sag´ Danke schön

Laßt mich das Rettungspaket noch mal kurz rekapitulieren:

Die Finanzbranche basiert auf dem Gedanken, dass Banken sich Geld ausleihen, um es dann Kreditnehmern zu höheren Zinsen wieder zu verleihen. Damit das auf Dauer gutgeht ist erforderlich, dass der Kredit für eine sinnvolle Investition gegeben wird und dass der Kreditnehmer die Schulden zurückzahlen kann, sprich die Belastung tragen kann. Sehr simpel. Funktioniert schon ziemlich lange.

Nun sind natürlich auf diese Weise die Geschäftsmöglichkeiten limitiert. Gute Schuldner und gute Investionen sind begrenzt. Jetzt wäre es doch schön, wenn man diese Limitierung aufheben könnte. Man leiht also auch an schlechte Schuldner. Das führt nicht nur dazu, dass man mehr Geschäft macht, sondern man kann auch noch mal überproportional am Kredit verdienen, da die schlechten Schuldner natürlich auch einen höheren Zins zahlen müssen. Das Ausfallrisiko ist ja höher. Nun ja, das muss jetzt jede Bank für sich entscheiden, welche Risiken sie eingehen will oder besser nicht eingeht. Die Meldungen der letzten Tage haben gezeigt, dass sich die meisten amerikanischen Banken für das expansive Geschäftsmodell entschieden haben. Na gut, wir leben ja nicht im Sozialismus. Das ist Marktwirtschaft. Jedes Wirtschaftssubjekt trifft autonom seine Entscheidungen.

Diese Geschäftsmodell hat dann zu exorbitanten Gewinnen in der Finanzbranche geführt (zumindest auf dem Papier). Und alle haben dementsprechend verdient und sich die Taschen voll gemacht. Der Makler, der zu hohen Preisen Häuser an den Mann bringen konnte. Die Bank, die den Kredit zu hohen Zinsen vergeben hat. Die Investmentbank, die die Kredite gebündelt und gegen hohe Provision an die Börse gebracht hat. Die Ratingagentur, die gegen hohe Gebühren ihr Bonitätssiegel an das Kreditbündel dran gepappt hat. Und die Anleger, die sich nicht mit den niedrigeren Zinsen für Staatsanleihen begnügen mussten, sondern eine Extra-Rendite einstreichen konnte und sich trotzdem in einer (falschen) AAA-Sicherheit in den Schlaf wiegen konnten. Eine ausführlichere Erklärung gibt es hier.

Tolles Modell. Nennt man im anderen Zusammenhang auch Schneeballsystem oder Ponzi-Scheme. Die funktionieren halt nur solange, wie man genug Dumme findet, die bei steigenden Preisen immer noch einsteigen und darauf hoffen, dass sie wieder einen finden, der wiederum mehr bezahlt als sie selbst. Nur jedes Schneeballsystem bricht irgendwann einmal zusammen. Spätestens wenn jeder ein, zwei, drei oder mehr Immobilien in irgendeiner Vorstadt hat, ist der Zeitpunkt gekommen, wo die Blase platzt. Dann fallen die Häuserpreise. Und sie werden weiter fallen. Insgesamt mindestens 40% sagt Herr Roubini. Im Moment sind wir bei 25%. Der Überhang an Häusern beträgt immer noch 10-11 Monate und das Preis/Miete-Verhältnis beträgt zum Teil noch 22. Langfristiger Durchschnitt ist 15.

Jetzt tritt auf einmal die Bankenlobby auf den Plan und sagt uns: "Also Moment mal. Das mit der Marktwirtschaft, das war nicht so ganz Ernst gemeint. Wir brauchen staatliche Hilfe". Die Politik kann jetzt natürlich zeigen, wie toll sie ist. Endlich wird sie gebraucht. Und anstatt dass sie jetzt den Banken zeigt, dass Marktwirtschaft in beide Richtungen funktioniert, macht sie was? Sie verschleudert unser Steuergeld. Wenn man die Bank schon nicht pleite gehen lassen will, weil das unabsehbare Folgen hätte, warum verstaatlicht man sie denn dann nicht? Alle Aktionäre verlieren ihren Einsatz. Dann werden sie sich beim nächsten Mal genauer überlegen, welche Nasen sie in den Vorstand lassen. Nach einer Übergangsphase kann man die Banken dann wieder privatisieren. Das einzige was jetzt angesagt ist, dass man sich mittels Vorzugsaktien einkaufen will. Dafür sind aber nur 80 Mrd. vorgesehen. 400 Mrd sind für andere Maßnahmen vorgesehen. Was passiert damit?

Nun, da läßt man sich ein Hintertürchen offen:

Ein weiterer möglicher Weg ist, problematische Vermögenswerte aufzukaufen und sie so zeitweise aus den Bankbilanzen zu nehmen.


Wenn das kommt, passiert Folgendes: Die Kredite, die man nicht an vernünftige Menschen verkaufen konnte, werden jetzt dem Steuerzahler auf´s Auge gedrückt. Man tauscht insolvente Schuldner gegen solvente Schuldner aus. Dadurch hat man ein wahnsinnig großes, untragbares Kreditvolumen aufgeblasen und besorgt sich jetzt im nachhinein in Person des Staates den entsprechend großen und solventen Schuldner dazu. Und so trägt der deutsche Steuerzahler die Schulden der Amerikaner ab.

Und an dieser Stelle kann ich nur schon mal sagen: Danke schön!!!

Euer Kuchenjunkie


PS: Manche wollen die Sache noch stoppen. Link Link

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Die Pressefreiheit und Verschwörungstheorien

Ich habe ja bereits ein paar Mal durchblicken lassen, dass ich mit der Berichterstattung in der deutschen "Qualitätspresse" nicht so ganz einverstanden bin. Und wer sich einmal anschaut, wie in den letzten Monaten mit dem Thema Finanz-krise desaster in Deutschland überwiegend umgegangen wurde (und wird), der weiß, wieso ich etwas allergisch reagiere. Ich darf da mal an den Zensurakt beim Handelsblatt erinnern (Link). Letztes Beispiel für eine unausgewogene Berichterstattung war die Demonstration "Freiheit statt Angst"in Berlin (Link).

Dann bekomme ich immer zu hören: "Ach was, alles Hirngespinste. Wir haben doch eine unabhängige Presse". Naja. Es ist kurios. Wenn man auf offensichtliche Missstände aufmerksam macht, dann kommt sofort der Ruf: "Verschwörungstheoretiker". Das Totschlagargument.

Jetzt muss ich mich wohl als verblendeter Verschwörungstheoretiker zusammen mit ein paar anderen Outlaws in die Büsche schlagen, die diesen Brief (!) an die Deutsche Welle verfasst haben. Hintergrund ist, dass eine Journalistin wegen ihrer China-Berichterstattung auf´s Abstellgleis geschoben wurde. via mein-parteibuch

Ich meine: Lieber ein paar Verschwörungstheoretiker zu viel, als ein paar kritische Journalisten zu wenig. Von der Sorte angepasst und/oder keine Ahnung und/oder gekauft gibt es nun wirklich genug. Morgen schon wieder: In Eurer Zeitung.

Euer Kuchenjunkie


First they ignore you, then they laugh at you, then they fight you, then you win.
- Gandhi -

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Interviews mit Peter Schiff und Nassim Nicholas Taleb

1. Peter Schiff über Hyperinflation und Weimarer Verhältnisse in den USA bei CNN via Schall und Rauch

2. Nassim Nicholas Taleb bei BBC via Big Picture

Über Herrn Taleb und seine Theorie vom "Black Swan" hatte ich bereits berichet (Link).

Verkürzt gesagt, geht es ihm im Kern darum, dass er es ziemlich hirnverbrannt findet, dass an den Finanzmärkten Modelle verwendet werden, die darauf beruhen, dass man die Entwicklungen der Vergangenheit in die Zukunft projeziert. So was geht immer eine Weile gut und dann kommt ein "black swan", ein unerwartetes Ereignis, das die ganze Rechnung durcheinander bringt. Und die Rechnung für so einen Ausrutscher wird uns nun gerade präsentiert.

Deregulierung als Ursache der Krise

In 6:36 min. die Ursachen der Krise gut dargestellt. Darüber hinaus ein Rundumschlag gegen die neoliberale Wirtschaftspolitik der letzten Jahre:

Sendung Plusminus vom 14.10.2008 in der ARD Mediathek

via Weissgarnix


Beziehungsgeflecht

Das Beziehungsgeflecht hinter den Kulissen der Wall Street als interaktive Grafik.

Klickt bei der Grafik mal auf den CEO von Lehman, Richard Fuld, dann wisst ihr, warum Lehman nicht gerettet wurde.

Phantasieanregend

Wenn ich in den letzten Wochen und Monaten mit Freunden und Bekannten über die Finanzkrise gesprochen habe, dann fiel bei meinem Gegenüber ob meiner Befürchtungen immer wieder der Satz: "Das kann ich mir nicht vorstellen". Spätestens seit dem letzten Wochenende, das uns ein deutsches und weitere europäische Rettungspakete in Billionenhöhe bescherte, hat sich gezeigt, dass mehr Phantasie gefragt ist.

Daher wollte ich dieses Video hier empfehlen, damit die Phantasie etwas angeregt wird. Es behandelt in einer Stunde die argentinische Finanzkrise von 2001. In den 80´er Jahren war Argentinien noch ein prosperierendes Land und 2001 ist es tief gefallen. Der Film mit dem Titel "Argentina's Economic Collapse" zeigt die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen dieser Krise. So sieht ein Staatsbankrott aus.

Sehr interessant.

Neues Roubini-Video bei Bloomberg

Hier ist der Link zum 17 min. Interview.

Neben seinen bekannten und wie gewohnt pessimistischen Statements gab es auch die eine oder andere neuere Einschätzung des Krisen-Gurus:

1. Die Gesamtverluste bei den Krediten könnten bei 3 Billionen Dollar liegen (und nicht bei 1 Billionen, wie er ursprünglich angenommen hatte)

2. Daher wird das Rettungspaket von Paulson mit 250 Mrd Dollar neuem Eigenkapital wahrscheinlich nicht ausreichen, um die Banken zu rekapitalisieren. Nach seiner Einschätzung braucht man mindestens doppelt so viel Kapital für die Banken.

3. Das Haushaltsdefizit der USA wird in den nächsten Jahren in den Blick der Märkte geraten. Das wird Auswirkungen auf den Außenwert des Dollars und die Zinsen haben. Und auch auf das AAA-Rating der USA. Zeitrahmen: fünf Jahre. Gleiche Probleme auch für Europa und Japan.

4. Die Hälfte der Weltwirtschaft ist in der Rezession.

5. USA bekommen die schlimmste Rezession seit 40 Jahren. Dauer bis zu 24 Monate.

6. Abschied von der Bubble-Economy ist erforderlich. Investitionen in neue Technologien.

7. Inflation ist kurzfristig kein Thema. Auf Sechsmonatssicht ist Deflation wahrscheinlich. Arbeitslosigkeit steigt auf 9 %.

8. Hauspreise sind um 25 % gefallen und fallen nochmals mindestens 15 %.

Aber es gibt auch noch Hoffnung:

9. Der Kapitalismus wird überleben, aber nur mit stärkeren Regularien als bislang, denn der Finanzmarkt ist ein "Dschungel".

Ich nehme noch ein Stück Kuchen. Wer weiß, wie lange es noch welchen gibt.

Euer Kuchenjunkie

Montag, 13. Oktober 2008

Wochenendrückblick

So, Kuchenjunkie ist zurück aus Berlin. Ein erreignisreiches Wochenende liegt hinter mir.

Ein kurzes Resümee der Demonstration gegen die Vorratsdatenspeicherung "Freiheit statt Angst":

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Das Wetter war auf der Seite der Veranstalter und so kommen weit mehr Menschen, um gegen den Überwachungswahn zu demonstrieren, als die Veranstalter zu hoffen gewagt hatten.

Die ganze Demonstration verlief absolut friedlich. Das habe ich mir gegen Ende der Demonstration um ca. 18.00 Uhr von zwei anwesenden Polizisten bestätigen lassen. Das wurde in der Presse teilweise anders kommuniziert. Die BZ am Sonntag "berichtete" in ihrer Ausgabe vom 12.10.2008 unter der Überschrift " Ausschreitungen bei Datenschutz-Demo: Mehrere Tausend Menschen haben gestern in Mitte unter dem Motto Freiheit statt Angst ... für mehr Datenschutz demonstriert. Der Zug ging vom Roten Rathaus zum Brandenburger Tor. Es kam zu Ausschreitungen zwischen Fußballfans und Antifa-Aktivisten. Die Polizei nahm mehrere Personen fest."

Diese Art der Berichterstattung ist tendenziös und nicht mit dem vereinbar, was ich unter objektivem Journalismus verstehe. Die Polizei sprach von 15.000 Teilnehmern. Der Veranstalter von 50.000 Teilnehmern. Ich kann das nicht genau abschätzen, da dies schwierig ist, wenn man selbst mitläuft und keinen Überblick hat. Aber es könnten 30.000 oder 50.000 gewesen sein. Angesichts von meiner Meinung nach mindestens 30.000 Teilnehmern wirkt die Angabe "mehrere Tausend" marginalisierend. Andere Medien verwendeten daher die Formulierung "mehrere Zehntausend".

Zu Ausschreitungen kam es wie gesagt nicht. Wenn sich irgendwelche Idioten irgendwo kloppen wollen, ist dies kein Grund das Anliegen der friedlichen Demonstranten zu desavouieren und einen künstlichen Zusammenhang herzustellen. Ohne diesen negativen Touch wäre wahrscheinlich erst gar nicht über die Demonstration berichetet worden. Aber was soll man auch von einem Blatt aus dem Springer-Verlag anderes erwarten?

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, hier ist ein Video:



Auch andere Zeitungen haben so ihre Probleme mit der Berichterstattung. Manche Zeitungen berichten erst gar nicht. Selbst wenn berichtet wird, versucht man den Erfolg den Etablierten zuzuschustern. In einem Artikel hieß es, die Grünen oder die FDP seien die Initiatoren der Demostration gewesen. Um es klar zu sagen: Der Veranstalter und Initiator war der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung (AK Vorrat). Warum etablierte Parteien, die in Bund und Ländern in den Parlamenten sitzen und diesen Gesetzesmüll verhindern könnten, sich erdreisten, sich unter diese Demonstration zu mischen, erschließt sich mir nicht.

Neutral, wenn auch knapp, berichet der Tagesspiegel. Bei Heise ist das Ganze etwas ausführlicher. Ziemlich nah dran, objektiv und zu recht teilweise demonstrationskritisch
ist indymedia. Den dort beschriebenen Einsatz der Polizei habe ich auch am Rande mitbekommen. Es kam aber -wie gesagt- zu keiner Eskalation oder Ausschreitungen. Schließlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Polizei eine friedliche Demonstration vor Störern schützt.

[Nachtrag 14.10.2008: Einen guten Artikel mit umfangreicher Medienanalyse gibt Radio Utopie (Link). Dort wird von 60.000 - 80.000 Teilnehmern gesprochen. Kann durchaus zutreffen. Aber unabhängig davon, ob es jetzt 30 - 50.000 oder 60 - 80.000 Teilnehmer waren, hat in den meisten Medien eine marginalisierende und damit falsche Berichterstattung stattgefunden. Vielleicht resultieren die unterschiedlichen Zahlen auch daraus, dass zum Anfang der Kundgebung noch weniger Teilnehmer anwesend waren als später bei der Abschlussversammlung am Brandenburger Tor. Trotzdem kein Ruhmesblatt. Schöne Grüße an dieser Stelle an ARD, ZDF, Springer, Spiegel, Focus. Vollständiger Pressespiegel beim AK Vorrat (Link)]

Fazit: Es war ein toller Tag und ich bin mir sicher, dass die Demonstration nächstes Jahr noch größer wird, es sei denn, der größte Rollstuhlfahrer aller Zeiten (GröRFaZ) kommt mit einem Panzer dazwischen.

Einen Kritikpunkt habe ich allerdings: Am Alexanderplatz gibt es kein vernünftiges Kuchen-Café. Vielleicht nächstes Jahr?

Euer Kuchenjunkie


PS: Volker, ich hoffe, Du hast Dein Portemonnaie und Dein Handy wieder gefunden. Mail kommt.

Nachtrag 14.10.2008: Zusammenfassung der Demo mit Video und Texten bei AK Vorrat

Informationen zum deutschen Banken bailout

Nur kurz, weil ich noch keine Zeit für Recherche hatte:

Beim BMF findet man das Maßnahmenpaket zur Stabilisierung der Finanzmärkte (Link). Die Funktionsweise wird mittels einer Grafik (Link) dargestellt. Auch den Gesetzeswortlauf (Link) findet man dort.

Nachtrag:

Jetzt ist von stärkerer Regulierung der Banken die Rede. Da muss mal ausgemistet werden und so. Wie das aussieht, wenn bei bei einer Bank, die vom Personal gegen die Wand gefahren wurde, aufgeräumt wird, kann man bei Zeitenwende sehr schön nachlesen. Leute, ihr werdet am Nasenring durch die Arena geführt.

Freitag, 10. Oktober 2008

Roubini schlägt Alarm

Bislang hat Roubini immer noch untertrieben mit seinen Prognosen. Leider.

Angesichts der dramatischen Verluste (Dow minus 7,3 % auf 8.579 Punkte) kommt jetzt seine ultimative Aufforderung an Politiker weltweit zu handeln. Ansonsten drohe die finanzielle Kernschmelze. Stückwerk hilft nicht mehr. Frei via naked capitalism.

Während dessen geht die Panik in Asien weiter. Auch dort Einbrüche in ähnlicher Höhe wie beim Dow.

Hier in Europa wackelt nach Island nun Ungarn. Die baltischen Staaten seien auch demnächst betroffen, heißt es.

Auslöser der Panik könnte sein, dass am heutigen Freitag Lehman Derivate in Höhe 400 Mrd. Dollar fällig werden und keiner genau weiß, welche Auswirkungen das haben könnte. money matters

Ich verabschiede mich bereits jetzt ins Wochenende. Ich werde in Berlin meinen Unmut darüber kundtun, dass nun hier wie in den USA unter dem Deckmantel der Gefahrenabwehr ein Überwachungsstaat errichtet werden soll.

Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu erlangen, wird beides verlieren.

Freiheit statt Angst!

Schönes Wochenende!

Euer Kuchenjunkie

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Willem Buiter aka TNT

Hier ist gerade eine Ladung Sprengstoff aus England eingetroffen:

Willem Buiter schreibt in der FT einen Artikel über den Zusammenbruch des Bankensystems in Island.

Quintessenz ist, dass es keine sichere Bank gibt. Jede Bank, die kurzfristig Geld ausleiht und langfristig anlegt, ist der Gefahr eines Angriffs ausgesetzt. Selbst wenn sie in werthaltige Anlagen investiert. Durch den Abzug von Spareinlagen oder die Nicht-Prolongierung von Krediten kann sie in Zahlungschwierigkeiten kommen. Dann muss sie sich kurzfristig liquide Mittel verschaffen können. Das kann sie nur, wenn es einen funktionierenden lender-of-last-resort gibt. Das ist klassischerweise die Zentralbank. Dort kann die Bank ihre langfristigen Anlagen verpfänden und gegen Liquidität tauschen. Willem Buiter sagt es so:

There is no such thing as a safe bank, even if its assets are sound, in the sense that they would cover all obligations if held to maturity. Any highly leveraged entity that borrows short and lends long and illiquid is vulnerable to a speculative attack (run). A withdrawal of deposits, refusal to renew credit or inability to sell assets could force a bank into insolvency even if its assets were good, provided they could be held to maturity.

A viable bankings system therefore requires a central bank that can act as lender of last resort (to offer support against funding illiquidity) and market maker of last resort (to offer support against market illiquidity of its assets).

Das Problem bei Island war nun aber, dass sich die Banken in ausländischer Währung verschuldet hatten. Dann kann die Notenbank natürlich nur in dem Maße helfen, wie sie selbst über ausländische Währungsreserven verfügt. Diese Möglichkeit der Notenbank/des Staates sich Währung durch Kredit zu beschaffen, hängt wiederum von der Wirtschaftskraft des Landes ab. Island ist nun jedoch gescheitert, ausreichend ausländische Reserven zu organisieren.

Und dann legt er dar, dass gesunde isländische Banken hätten gerettet werden können, wenn sie den Euro als Währung gehabt hätten.

Und jetzt, ganz am Ende des Textes, läßt der gute Willem eine kleine Bombe platzen. Er fragt sich und uns, was kleine Länder daraus lernen könnten. Seine Antwort:

Es sei offensichtlich, was kleine Länder mit eigener Währung und großen Banken, die sich in weitem Umfang im Ausland verschuldet haben, lernen sollten. Und dann nennt er so kleine Länder wie "Schweiz, Dänemark, Schweden und ... (Achtung, sitzen sie gut?) ENGLAND".

Ok, so ganz überraschend kommt das nicht, schließlich hat er das ja schon mal hier ebenso geschrieben, dass er den Briten empfiehlt, der Eurozone beizutreten.

Also da scheinen sich die Rettungspläne von dem einen oder anderen Roadsterfahrer gerade in Luft aufzulösen, der vorhatte, mal einen kleinen Abstecher über die Alpen zu machen.



Rescuing our jobs and savings: What G7/8 leaders can do to solve the global credit crisis

Ein Gremium von internationalen Wirtschaftswissenschaftlern vom CEPR hat einen Rettungsplan für die Weltwirtschaft vorgelegt und auf VoxEU veröffentlicht. Hier sind die Hauptpunkte:

Policy makers must move boldly to stabilise the financial system. The basic elements are:

  • A quick bank recapitalisation with global coordination
  • A guarantee of deposits and/or loans with global coordination
  • Further, coordinated macroeconomic stimulus.

All the authors agreed on the first, many on the second and a good number on the third.

Ok, da sind nicht so Knaller-Typen dabei, wie von der Universität Hohenheim. Aber immerhin haben Barry Eichengreen und J. Bradford DeLong mitunterschrieben.

Klingt ähnlich wie bei Roubini. Hauptknackpunkt ist die unzureichende Eigenkapitalausstattung der Banken, die schnell verbessert werden muss. Notfalls muss der Staat einspringen. Wie soll man Vertrauen zu einer Bank haben, deren Bilanz eher einem Hedgefund ähnelt als einem Kreditinstitut im herkömmlichen Sinne?

Der Staat und die Einlagensicherung

Der Staat wird es schon richten. Das kann sich als gewagte These entpuppen. Jedenfalls für Island. Für andere Länder müsste man eine Einzelfallbetrachtung anstellen. Die Vokabel "Staatsbankrott" sollte man jedenfalls wieder in seinen aktuellen Wortschatz integrieren.

Vor dem Fall ganzer Staaten hat übrigens Londonbanker schon vor einiger Zeit gewarnt, auch wenn ansonsten alle verantwortlichen Akteure in Wirtschaft und Regierung "total überrascht" sind von der Entwicklung.

In meinem Artikel vom 10.08.2008 "Kommt ein perfekter Sturm?" hatte ich auf Londonbanker bereits hingewiesen:

Und dann möchte ich noch unbedingt auf einen sehr lesenswerten Artikel hinweisen, den London Banker abseits des üblichen Mainstreams über Deflationsgefahren geschrieben hat. So sagt er, dass Deflation viele Annahmen in Frage stellt, die im Zusammenhang mit Inflation gültig sind: Eigentum ist ein sicheres Investment. Mit Aktien ist man langfristig auf der sicheren Seite. Staaten gehen nicht pleite. Und jetzt kommts:
"When people are forced to reconsider these cherished touchstones of their financial beliefs, they will also reconsider the cherished notions of their political beliefs. It was under similar conditions that nations in the past embraced racial hatred, ethnic divisions, discrimination against gender/sexual preference, economic imperialism and war as a means of directing public discontent away from threatened elites."
Wieviel von einer Staatsgarantie zu halten ist, kann man sehr schön an dieser Grafik (FT) festmachen, die die Bilanzsumme einer Bank ins Verhältnis zum BIP des jeweiligen Landes setzt. Man beachte, dass es Länder gibt, die mehrere Banken beheimaten.

In diesem Zusammenhang stellt Ambrose Evans-Pritchard (Telegraph) die Frage: Financial Crisis: Who is going to bail out the euro? Entweder der deutsche Steuerzahler blutet für Club Med oder der Euro könnte auseinanderbrechen.

Fisher´s Debt Deflation Theory

In meinem gestrigen Beitrag"Aufruf zur Vernunft Finanzkrise" habe ich Herrn Prof. Fisher erwähnt.

Nachdem er mit seinen Aussagen 1929 offensichtlich komplett daneben gelegen hatte, nutzte er seine Fähigkeiten dazu, im Jahre 1933 das Geschehen zu analysieren und entwarf die "Debt Deflation Theory of Great Depressions". Ein bis heute sehr angesehenes Werk.

Der Ablauf einer Finanzkrise, wie wir sie auch heute in ähnlicher Weise erleben, wird dort beschrieben. Londonbanker hat die wesentlichen Punkte zusammengefasst. Ich will sie hier kurz für Euch erwähnen. Aber ich empfehle jedem, den Artikel komplett zu lesen. Londonbanker ist ein Ex-Zentralbanker und Ex-Regulator.

Assuming, accordingly, that, at some point of time, a state of over-indebtedness exists, this will tend to lead to liquidation, through the alarm either of debtors or creditors or both. Then we may deduce the following chain of consequences in nine links: (1) Debt liquidation leads to distress selling and to (2) Contraction of deposit currency, as bank loans are paid off, and to a slowing down of velocity of circulation. This contraction of deposits and of their velocity, precipitated by distress selling, causes (3) A fall in the level of prices, in other words, a swelling of the dollar. Assuming, as above stated, that this fall of prices is not interfered with by reflation or otherwise, there must be (4) A still greater fall in the net worths of business, precipitating bankruptcies and (5) A like fall in profits, which in a “capitalistic,” that is, a private-profit society, leads the concerns which are running at a loss to make (6) A reduction in output, in trade and in employment of labor. These losses, bankruptcies and unemployment, lead to (7) Hoarding and slowing down still more the velocity of circulation.
Zum Verschuldensstand der USA siehe diese "schöne" Grafik.

Wenn man sich jetzt klarmacht, dass sich dieses Schneeballsystem wieder zusammenzieht, dann ...

nimmt man sich am besten noch ein Stück Kuchen. Wer weiß, wie lange ...

Euer Kuchenjunkie

Mittwoch, 8. Oktober 2008

"The government is like a bitch"

Wie erklärt man seinem Sohn, was eine Finanzkrise ist?

Antwort hier als Video (2:42 min).

Der Aufruf zur Vernunft Finanzkrise

Die FTD berichtet über einen Aufruf von 20 Professoren der Uni Hohenheim. Demnach ist die ganze Finanzkrise gar nicht so schlimm. Jetzt nur nicht den Kopf verlieren. Und ganz wichtig: Schön wieder das Geld zurück auf´s Sparbuch legen:

Bürger, die ihre Sparkonten räumen und privat große Bargeldbestände aufbauen, müssen sich bewusst sein, dass dies für unser Wirtschaftssystem gefährlich ist. Wenn wir dies alle tun, dann fördert dies die negative Entwicklung und führt zu einer dramatischen Rezession, in der wir alle wirtschaftlich verlieren werden.

Als wenn man Vertrauen per Rundschreiben verordnen könnte. Das Vertrauen wird erst dann wieder zurückkommen, wenn die Zocker in der Insolvenz sind und alle Banken, die am Markt tätig sind, wieder eine angemessene Eigenkapitalausstattung vorweisen können. Ende mit den Bilanztricksereien. Ich verstehe nicht, wieso Banken ihre Bilanzen nach dem Motto aufstellen können "Wünsch Dir was", während bei jedem anderem Unternehmen die Geschäftsführung wegen Insolvenzverschleppung angeklagt würde. Statt dessen können Banken unverkäufliche Level 3 assets zum fair value ansetzen. Fragt sich nur fair für wen?

Und von der Illusion, dass die Papiere nur bis zum Laufzeitende gehalten werden müssen, damit diese wieder werthaltig werden, sollte man sich ebenfalls verabschieden. Fakt ist, dass ein Großteil der Forderungen unwiederbringlich verloren gegangen ist. Die Schuldner werden vor den Schulden davon laufen, da sie die Raten nicht aufbringen können und die Hypothek doppelt so hoch ist, wie ihr Haus noch wert ist(Homeowners with negative equity via CR). Daran wird sich in den nächsten Jahren nichts Wesentliches ändern. Es ist ein Irrglaube, dass es nur um die Subprimekredite ginge. Mittlerweile sind auch die besseren Schuldner betroffen. Wenn der Einzelhandel weiter unter die Räder kommt, dann werden auch die Malls schließen und damit die gewerblichen Kredite ausfallen. Liebe Banken, besorgt euch Kapital egal von wem, dann gibt es auch wieder Vertrauen.

Statt dessen liefern uns die Professoren Krisenromantik ala Rosemunde Pilcher:

2. Die Solidarität zwischen den Banken in Deutschland darf in der bestehenden Situation keine Grenzen kennen. Alle Banken sitzen im gleichen Boot.

Ja, ne, is klar. Deswegen ist der Interbanken-Geldmarkt auch schon seit Tagen eingefroren und die Notenbanken pumpen Geld in Milliarden- und Billionenhöhe in den Markt, um die Banken vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren. Keine Bank traut der anderen auch nur einen Millimeter. Aber die Professoren fordern jetzt den Schulterschluss. Vielleicht habt ihr ja noch so ein paar praxistauglich Vorschläge. Fordert doch einfach noch, dass die Vorstände mit ihrem Privatvermögen für die Verbindlichkeiten ihrer Bank haften sollen...


Gutgemeinte Äußerungen gab es auch während der großen Depression 1929. Da stellten sich Kollegien von Wirtschaftsprofessoren hin und behaupteten, dass das die wirtschaftlichen Grundlagen bestens seien (Wenn ich mich richtig erinnere, gab es damals auch eine Gremium aus 20 Wissenschaftlern von der Harvard oder Princeton Universität, die ewig bullish waren. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise wurde dieses Gremium dann still und heimlich aufgelöst). In die Geschichtsbücher ist auch Professor Irving Fisher, damls einer der angesehensten Wirtschaftswissenschaftler, eingegangen, der wenige Tage vor dem schwarzen Donnerstag/Freitag davon sprach, dass die Kurse ein dauerhaft hohes Niveau erreicht hätten. Und selbst nach dem schwarzen Donnerstag sagte er noch NYT Schlagzeile:

STOCK SLUMP IS ONLY TEMPORARY
Professor Fisher Tells Capital Bankers Market Rise Since War Has Been Justified. ECONOMIC REASONS CITED "Public Speculative Mania," He Declares, Is Least Important Causeof Price Inflation.

October 24, 1929, Thursday

WASHINGTON, Oct. 23.--Fears that the price level of stocks might go down to where it was in 1923 or earlier, engendered by recent breaks in the market value of securities, are not justified by present economic conditions, Professor Irving Fisher,...

Kleine Anmerkung: Am 3. September 1929 erreichte der Dow Jones Index seinen Höchststand von 381 Punkten. Mitte November stand er bei ca. 180 Punkten und viele glaubten, jetzt sei der Zeitpunkt für einen Einstieg gekommen. Aber tatsächlich fielen die Aktienpreise nicht nur auf das Niveau von 1923 zurück, sondern auf den Stand, den der Dow Jones im Jahr seiner Gründung hatte. Erst 1932 erreichte der Dow Jones seinen Tiefststand mit 41 Punkten. Der gleiche Stand wie 1896, bei seiner Erstveröffentlichung.

Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß, wie lange es noch welchen gibt.

Euer Kuchenjunkie

Anantomie einer Finanzkrise Teil II (Nachtrag)

Ich hatte gestern auf den Artikel von Roubini "The risk of a systemic financial meltdown; The 12 steps to a financial desaster" hingewiesen. Heute präsentiert Roubini aufbauend auf seinem Artikel vom Februar ein Lösungspaket.

Meinen Artikel habe ich heute ergänzt:

Na sowas! Nachdem Querschuss den Artikel von Roubini "12 Schritte zur finanziellen Kernschmelze" wieder in Erinnerung gerufen hat, ist es einen Tag später nun Roubini selbst, der seinen Artikel nochmals bespricht. Man kann es ihm ja nicht verübeln, da er lange Zeit für seinen Pessimismus verspottet wurde, dass er sich nun in der entgegenschlagenden Anerkennung sonnen möchte. Über die Wiederholung hinaus bietet er auch ein Lösungspaket an, das die Politik seiner Meinung nach umsetzen muss, um die Vollendung seines 12-Punkte-Plans abzuwenden: Den Zusammenbruch des Finanzsystems.


Vier Schritte sind es, die Roubini für geboten hält:

1.
Eine Triage (Begriff aus der Militärmedizin: Auswahl bei einem Massenanfall von Verletzten zwischen überlebensfähigen und nicht überlebensfähigen Patienten bei nicht ausreichenden medizinischen Ressourcen) hat zu erfolgen zwischen insolventen einerseites und überlebensfähigen Banken andererseites, die es lohnt zu rekapitalisieren. Die insolventen müssen geschlossen werden und Kapitalerhöhungen bei den zu rettenden Banken durchgeführt werden. Ebenso brauchen Nichtbanken Liquiditätsspritzen. Eine direkte Kreditvergabe an kleine Unternehmen wäre auch hilfreich. Den Plan der USA zum Aufkauf von Commercial Paper (CP, Schuldscheine für kurzfristige Verbindlichkeiten von Unternehmen) befürwortet Roubini.

2.
Zeitlich begrenzte vollständige Einlagensicherung durch den Staat, aber gefolgt von einer Schließung der insolventen Banken, um moral hazard zu vermeiden (s.o.)

3.
Eine Änderung des fehlerhaften 700 Mrd. TARP-Programmes.
a) Direkte Staatsbeteiligungen an Banken in Verbindung mit privaten Kapitalgebern. Aussetzen von Dividenzahlungen an Altaktionäre.
b) Reduzierung der Hypothekenschulden gegenüber den Hauseigentümern, um die Zwangsversteigerungen zu stoppen.
c) Insolvente Banken schließen

4.
Eine Nachfrageprogramm in Höhe von 300 Mrd. Dollar, das dazu genutzt werden sollte, Steuererleichterungen für Geringverdiener zu geben und Infrastrukturprojekte und grüne Technologie zu finanzieren. Ansonsten droht ein erheblicher Nachfrageausfall.

- - - -

Also ich glaube, was Herrn Prof. Roubini besonders am Herzen liegt, ist die Triage, so oft wie dieses Wort wiederholt. Die heutige koordinierte Leitzinssenkung aller wichtigen Zentralbanken um 0,5 Prozent hält er für richtig, aber dies würde nichts am eigentlichen Problem ändern. Und dieses Problem heisst mangelnde Eigenkapitalausstattung. Daraus resultiert ist die Angst vor einem Kreditausfall, wenn es zu weiteren Abschreibungen kommt. Er sieht den Zinssatz der FED am Ende des Zyklus´ eher bei 0 als 1 Prozent!

Das Handelsblatt und die Einlagensicherung (Teil II)

Im meinem Beitrag "Geschmacksvolatil" hatte ich ja bereits auf den pikanten Vorfall im Handelsblatt-Blog von Prof. Harald Uhlig aufmerksam gemacht. Die kritischen Äußerungen des Professors zur Belastbarkeit des deutschen Einlagensicherungssystems, die dieser im eigenen Namen machte, sind der Zensur des Handelsblattes zum Opfer gefallen. Eine peinliche Vorstellung, die die Handelsblatt-Redaktion da ablieferte.

Nachdem es so schien, als hätte sich der Sturm der Entrüstung wieder gelegt, könnte die Diskussion nochmal neue Fahrt bekommen, da sich ein Alpha-Tier unter den Wirtschaftsbloggern der Sache angenommen hat. Weissgarnix bloggt: Das Handelsblatt und die Einlagensicherheits-Leugner.

Ein sehr schöner Verriss.

Wer in diesen Zeiten alles glaubt, was in den (Mainstream-) Medien kommuniziert wird (oder auch nicht), ist selber Schuld.

Wer für sich selbst einen kleinen Realitätscheck durchführen möchte, den verweise ich auf meine Blogroll. Besonders zu empfehlen sind Querschuss, Zeitenwende, Weissgarnix unter den deutschen Blogs. Unter den englischen Blogs sind Nouriel Roubini, Big Picture, Willem Buiter und Ambrose Evans-Pritchard hervorzuheben. Die scheinen weniger Angst vor Anzeigenkunden zu haben.


Nachtrag 13.10.2008: Ich bin nicht früher dazu gekommen, aber der Vollständigkeit halber noch der Hinweis: Prof. Harald Uhlig bloggt wieder beim Handelsblatt. Ich hoffe, ohne Schere im Kopf.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Anatomie einer Finanzkrise

Ok, ich habe auf ihn zwar schon x-mal verlinkt und lobe ihn ständig über den grünen Klee, aber scheinbar wird er leider nur zu selten gelesen. Vielleicht weil er nicht auf Deutsch sondern auf Englisch bloggt: Nouriel Roubini.

Sein wohl bester Beitrag stammt aus dem Februar dieses Jahres, als er den Ablauf der kommenden Finanzkrise in 12 Schritten darstellte. Man beachte, dass zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Bear Stearns noch nicht kollabiert war. Die Geschehnisse auf den Finanzmärkten weisen eine so starke Ähnlichkeit mit den Voraussagen von Nouriel Roubini auf, dass man fast glauben könnte, dass sein Artikel als Drehbuch für die Realität diente.

Diesen faszinierenden Artikel (hier frei erhältlich, hier gekürzt) hat Querschuss dankenswerterweise nun nochmals in deutscher Sprache zusammengefasst. Gleichzeitig kommentiert Querschuss vorne weg das neue Einlagensicherungssystem ala Merkel/Steinbrück. Kurz gesagt: Beruhigungspille fürs Sparervolk.

Wer bislang erfolglos nach den Ursachen der Finanzkrise gesucht hat, dem werden dort die Augen geöffnet. Lesenswert.

Nachtrag: 70 min Video von der Princeton University über die Finanzkrise (maturity mismatch, counterparty credit risk, cds spreads up, ratings down, margin calls). Gefunden bei Baumhaus.

Nachtrag 8.10.2008:

Na sowas! Nachdem Querschuss den Artikel von Roubini "12 Schritte zur finanziellen Kernschmelze" wieder in Erinnerung gerufen hat, ist es einen Tag später nun Roubini selbst, der seinen Artikel nochmals bespricht. Man kann es ihm ja nicht verübeln, da er lange Zeit für seinen Pessimismus verspottet wurde, dass er sich nun in der entgegenschlagenden Anerkennung sonnen möchte. Aber über die Wiederholung hinaus bietet er auch ein Lösungspaket an, das die Politik seiner Meinung nach umsetzen muss, um die Vollendung seines 12-Punkte-Plans abzuwenden: Den Zusammenbruch des Finanzsystems.


Vier Schritte sind es, die Roubini für geboten hält:
1. Eine Triage (Begriff aus der Militärmedizin: Auswahl bei einem Massenanfall von Verletzten zwischen überlebensfähigen und nicht überlebensfähigen Patienten bei nicht ausreichenden medizinischen Ressourcen) hat zu erfolgen zwischen insolventen einerseites und überlebensfähigen Banken andererseites, die es lohnt zu rekapitalisieren. Die insolventen müssen geschlossen werden und Kapitalerhöhungen bei den zu rettenden Banken durchgeführt werden. Ebenso brauchen Nichtbanken Liquiditätsspritzen. Eine direkte Kreditvergabe an kleine Unternehmen wäre auch hilfreich. Den Plan der USA zum Aufkauf von Commercial Paper (CP, Schuldscheine für kurzfristige Verbindlichkeiten von Unternehmen) befürwortet Roubini.

2. zeitlich begrenzte vollständige Einlagensicherung durch den Staat, aber gefolgt von einer Schließung der insolventen Banken, um moral hazard zu vermeiden (s.o.)

3. Eine Änderung des fehlerhaften 700 Mrd. TARP-Programmes.
a) Direkte Staatsbeteiligungen an Banken in Verbindung mit privaten Kapitalgebern. Aussetzen von Dividenzahlungen an Altaktionäre.
b) Reduzierung der Hypothekenschulden gegenüber den Hauseigentümern, um die Zwangsversteigerungen zu stoppen.
c) Insolvente Banken schließen

4. Eine Nachfrageprogramm in Höhe von 300 Mrd. Dollar, das dazu genutzt werden sollte, Steuererleichterungen für die Geringverdiener zu geben und Infrastrukturprojekte und grüne Technologie zu finanzieren. Ansonsten droht ein erheblicher Nachfrageausfall.

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Also ich glaube, was Herrn Prof. Roubini besonders am Herzen liegt, ist die Triage, so oft wie dieses Wort wiederholt. Die heutige koordinierte Leitzinssenkung aller wichtigen Zentralbanken um 0,5 Prozent hält er für richtig, aber dies würde nichts am eigentlichen Problem ändern. Und dieses Problem heisst mangelnde Eigenkapitalausstattung. Daraus resultiert ist die Angst vor einem Kreditausfall, wenn es zu weiteren Abschreibungen kommt. Er sieht den Zinssatz der FED am Ende des Zyklus´ eher bei 0 als 1 Prozent!

Montag, 6. Oktober 2008

Geschmacksvolatil

Thomas Knüwer vom Blog Indiskretion Ehrensache beglückt uns mit einer neuen Wortschöpfung: Geschmacksvolatil.

Nun, fragt sich der geneigte Leser, was diese Neuigkeit in sich birgt, um in diesem Blog Erwähnung zu finden? In diesem Blog geht es ja weniger um die Wahl zum Wort des Jahres, sondern um die aktuelle Finanzkrise.

Dies hat folgenden Hintergrund: Herr Knüwer fühlte sich gemüßigt dazu Stellung zu nehmen, dass ein Blogartikel eines anderen Handelsblatt-Bloggers ohne weitere Erklärung gelöscht wurde. Bei dem Blogger handelt es sich um den Gastblogger Prof. Uhlig, seines Zeichens Wirtschaftswissenschaftler. Herr Prof. Uhlig hatte nun die Chuzpe besessen, unter dem Label des Handelsblattes die Einlagensicherheit bei deutschen Banken in Frage zu stellen und dabei ein paar Namen fallen zu lassen. Wie sich an diesem Wochenende deutlich zeigte nur zu Recht.

Dieser Vorfall blieb zunächst ohne weitere Beachtung. Der Wirtschaftsblogger Egghat stieß dann aber doch auf den Vorfall und berichtete. Don Alphonso nahm diese Steilvorlage auf und schob noch einen vernichtenden Artikel hinterher, in der er das Vorgehen als das bezeichnete, was es war: Zensur. Dieser drastische Vorwurf verhallte nicht unerhört. Feynsinn brandmarkt. Niggemeier verlinkt nur mal kurz auf den Streit, sah sich aber als preisgekrönter Medienjournalist nicht genötigt, hierzu auch mal kurz Stellung zu nehmen. Wozu auch? Er hat ja bereits auf die Zensur in China aufmerksam gemacht. In China kennt man ja auch keinen, den man auf die Füße treten könnte. Da scheint das Soll erfüllt zu sein.

Jedenfalls schien damit die Erheblichkeitsschwelle überschritten zu sein, so dass nun Herr Knüwer auf den Plan trat und den Vorfall versuchte herrunterzuspielen. Dabei machte er dann die wenig glückliche Aussage, dass der Begriff Zensur "geschmacksvolatil" sei. Eine zugegeben sehr kreative Wortschöpfung. Allerdings absolut inhaltsleer und unangebracht.

Eine sehr lesenswerte Replik auf Knüwer gibt es von Detlef Gürtler bei Wortistik zu lesen.

Der interessierte Leser kann sich anhand dieses Beispiels mal Gedanken darüber machen, wie es um den Zustand unserer Finanzwelt bestellt ist. Aber noch mehr sollte er sich Gedanken darüber machen, wie es um unsere Medienwelt bestellt ist.

Eines ist nämlich so sicher wie das Amen in der Kirche: In der anstehenden Wirtschaftskrise werden die Anzeigenetats zurückgefahren. Dadurch werden die Medien noch abhängiger als vorher von ihren Anzeigenkunden. Ein großer Kunde kann eventuell über das Überleben einer Zeitung entscheiden. Wie es dann mit der Berichterstattung aussehen wird, kann man hier sehr schön studieren.

Ich habe zwar keine Anzeigenkunden, aber ich nehme dennoch ein Stück Kuchen. Wer weiß, wie lange es noch welchen gibt.

Euer Kuchenjunkie

PS: Prof. Uhlig bloggt jetzt hier.

Samstag, 4. Oktober 2008

Gründung des 1. DWB- Fanclubs

Hiermit verkünde ich die Gründung des 1. Deutschen Willem Buiter Fanclubs. Nach den Ergebnissen der Googlesuche zu urteilen, gibt es noch keinen solchen Fanclub. Weitere Anträge auf Vereinsbeitritt werden gerne entgegengenommen und können als Kommentar gepostet werden.

Grund für meinen Überschwang ist sein aktueller Artikel in der FT:

Corporate governance in the financial sector: state share ownership


Darin zeigt uns Herr Buiter auf, wie man den Finanzsektor rekapitalisiert und dabei möglichst wenig Steuergelder zum Fenster rausschmeißt. Das erschreckende Gegenbeispiel wird uns gerade in USA vorgeführt. Viel Spaß dabei.

Freitag, 3. Oktober 2008

Time for change

Zwei Erkenntnisse aus den letzten Tagen:

Es hat schon eine gewisse zynische Note, wenn man Obama zugestehen muss, dass er kein treffenderes Motto für seinen Wahlkampf hätte wählen können: Time for change. Für einen kurzen Augenblick könnte man geneigt sein, sich der Meinung anzuschliessen, dass wir einen neuen Messias vor uns haben. Doch mit den prophetischen Fähigkeiten des Präsidentschaftskandidaten kann es dann doch nicht so weit her sein, wenn wir uns daran erinnern, dass er das Gesetz zur Regulierung von Phony und Fraudy abgelehnt hat.

Es ist auch offensichtlich, dass der Bewerber sein Motto sicherlich anders verstanden haben wissen wollte als es sich jetzt angesichts des heraufziehenden Gewitters am Wirtschaftshimmel darstellt:

Weniger Konsum. Weniger Arbeitsplätze. Weniger Wohlstand. Weniger Freiheit. Mehr Staat.

Ein Präsident Obama würde als der Präsident für "change" in die Geschichtsbücher eingehen. Nur glaube ich, dass er und seine Wähler sich das etwas anders vorgestellt haben.

Und die zweite Erkenntnis ist: Das Gleiche gilt auch für einen Präsidenten McCain.

(früherer Beitrag 20.08.2008: SOS aus New York, über die anstehenden Herausforderungen)

So und jetzt auf ins verlängerte Wochenende. Bislang grüßte das Murmeltier ja immer sonntags in Form der FDIC, die dann jeweils bekannt gab, bei welchen Banken die Neonschilder über dem Eingang ausgewechselt werden müssen. Ich bin mal gespannt, ob das Murmeltier dieses Wochenende einen Abstecher nach Frankreich macht.

Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß...

Euer Kuchenjunkie


PS: Wo wir schon beim Thema "change" sind. Wie gefällt Euch der neue Bloguntertitel? Ich dachte, wenn ich schon das Thema wechsel, dann kann ich das ja zumindest im Untertitel zum Ausdruck bringen.

Nachtrag 5.10.2008:
Das Treffen in Paris ist ergebnislos geblieben. Einzige Botschaft war, dass jedes Land seine eigene Suppe auslöffeln soll. Deutschland will nicht für den Schrott der anderen zahlen. Eine echte Lösungsstrategie sieht anders aus.

Foreclosure Alley

Kleiner Realitätscheck:

So sieht das aus, wenn amerikanische Familien ihr Haus aufgeben müssen, weil sie die Raten nicht bezahlen können und sich in den "walk away" retten. Mit dem "walk away" werden sie zumindest die Schulden los ... Video via BlownMortgage

Gleichzeitig bekommen die Banker, die das (mit-) zu verantworten haben, riesige Abfindungen und Spekulanten sollen mit Steuergeldern in Milliardenhöhe schadlos gehalten werden? Wie will man das den Bürgern/Wählern in den USA erklären??? Selbst ein hartgesottener IWF-Ökonom meldet seine Zweifel an der Redlichkeit des Paulson-Plans an.

Da ist es doch beruhigend, dass die USA eine heimkehrende Kampfeinheit aus dem Irak der NorthCom unterstellen. Diese Einheit hat nämlich bereits gute Dienste im Irak geleistet, wenn es darum ging, Aufstände mit nicht-tödlichen Waffen niederzuschlagen. Und jetzt, so berichtet die ArmyTimes, dürfen die Jungs auch in der Heimat zeigen, was sie so drauf haben. Notfalls. Tja, da fühlt man sich direkt viel sicherer. Bin mal gespannt, wann unser Rollstuhlfahrer wieder einen Vorstoß in diese Richtung unternimmt. Es ist ja "sein" Tag heute.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Finanztest im Morgenmagazin

Heute Morgen nach dem Aufstehen hatte ich Brechreiz. Zuerst dachte ich, es müsste daran liegen, dass ich gestern ein paar Bierchen zuviel getrunken hatte. Dann aber wurde mir klar, dass es am Fernseher liegen musste. Der lief nämlich noch vom gestrigen Abend. Ich hatte "vergessen" ihn auszustellen. Also wurde ich mit dem ARD Morgenmagazin wach. Eigentlich erklärt schon das allein den Brechreiz. Erschwerend kam aber hinzu, dass sich die Redaktion angesichts der dramatischen Finanzkrise dazu entschlossen hatte, eine Expertin ins Studio zu holen, um die aktuellen, richtig kniffligen Fragen der Zuschauer zu beantworten. Eine Dame von Finanztest war auserkoren. Dass ich mir deren Namen nicht merken konnte, muss ich allerdings mir und meinem gestrigen Trinkverhalten ankreiden. Und der Fuchs von Moderator, dessen Name zu merken ich ebenfalls nicht im Stande war, kam auch direkt mit der Knallerfrage schlechthin raus:

F: Frau XY, unsere Zuschauer haben Sorge um ihr Erspartes. Ist das denn zurzeit noch sicher auf der Bank?

Frau XY steigerte diesen Moment der Spannung im Studio fast ins Unermessliche, indem sie so tat, als müsste sie sich das jetzt doch noch mal gut überlegen, aber schon Millisekunden später kam dann das erlösende und wenig überraschende

A: Ja!!!

über ihre Lippen. Die Intonation des Wörtchens Ja hätte ungefähr genauso geklungen, wenn Frau XY nicht im Studio des WDR, sondern nicht weit entfernt im St. Gerion vor dem Altar gestanden hätte. Über ihre Antwort freute sie sich jedenfalls scheinbar genau so wie der Moderator.

Der sprang Frau XY dann noch zur Seite und man erklärte zusammen die Einlagensicherungseinrichtung nach dem Gesetz in Höhe von 20.000 EUR und zusätzlich in "Millionenhöhe" durch die Einlagensicherungfonds der Bankengruppen. Irgendwie geht aber meistens unter, dass bei der staatlichen Einlagensicherung ein Selbstbehalt von 10% vorgesehen ist und dass der Einlagensicherungfonds bei einem richtigen Crash, vor dem sich zurzeit alle fürchten, weder zahlen muss noch kann. Wer es immer noch nicht glaubt, dass es keinen Anspruch gegen den Fonds gibt, der möge hier schauen.

Was nämlich bei einem bankrun passiert, kann man dieser Tage sehr schön in Irland und - jetzt gerade frisch reingekommen - auch in Griechenland begutachten. In diesen Ländern sah man sich nämlich gezwungen von staatlicher Seite die Einlagen zu garantieren, da die Leute alle auf einmal ihr Geld zurück haben wollten. Dies führt immer zum kurzfristigen Zusammenbruch einer Bank. Wenn das dann noch bei mehreren gleichzeitig passiert, dann...

Und das Tolle ist, dass damit in Europa ein Zweiklassensystem der Einlagensicherung eingeführt wurde, wie Willem schon angemerkt hat (Ich hoffe er verzeiht mir die Kumpanei). In Deutschland zum Beispiel Sicherung bis 20.000 und in Griechenland unbegrenzt. Dass dies nicht ganz richtig sein kann, weil dies nichts mehr mit Wettbewerbsgleichheit unter den Banken zu tun hat, ist klar. Von daher wird man das kurzfristig angleichen müssen. Herr Saaarrrrkozy hat ja schon für Samstag nach Paris eingeladen. Mal sehen...

Man darf gespannt sein, ob Frau XY nicht demnächst nochmal im MOMA auftreten darf, mit der frohen Kunde, dass man sich jetzt überhaupt gar keine Gedanken mehr machen muss, da jetzt auch in Deutschland der Staat unbegrenzt für alle Einlagen einstehen will.

Ja, dann werden wir alle beruhigt sein und uns denken:

Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Das Finanzsystem ist gesund und sicher ....

Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß ...

Euer Kuchenjunkie

Nachtrag: Vielleicht hätte Griechenland auch einfach mal den Stromstecker beim Bankenrechenzentrum ziehen soll. Bei so einem Stromausfall - wie in Ostdeutschland - kann man natürlich auch Mittelabflüsse verhindern, wenn kein Geldautomat mehr funktioniert.

Nachtrag 6.10.2008: Tja, das ging ja wieder mal schneller als erwartet. Heute Abend haben sich die Bundeskanzlerin und der Bundesfinanzminister vor die Kameras gestellt und verkündet, dass ab sofort der Staat für alle deutschen privaten Spareinlagen, Termingelder und Girokontoguthaben in Höhe von 568 Mrd. EUR garantieren wird. Da wird wohl, wie von mir prognostiziert, ein neuer Auftritt von Frau Lauenburg im MoMa fällig.

Aufgrund der neuen Lage habe ich mir nochmal diesen Beitrag hier angeschaut. Ich muss zugeben, dass ich mit Frau Ariane Lauenburg von Finanztest etwas sehr hart ins Gericht gegangen bin. Das lag wohl auch an meinem seinerzeitigen Gemütszustand und an meiner generellen Abneigung gegenüber dem MoMa. Ich habe mir in der ARD Mediathek das MoMa Interview nochmal angeschaut. Auf die Frage des Moderators hat sie nicht lediglich mit einem simplem Ja geantwortet, sondern die Einlagensicherungen im Grundsatz korrekt dargestellt. Auch auf die Selbstbeteiligung von 10 Prozent hat sie hingewiesen. Aber was mich nach wie vor ärgert, sind ist die Darstellung der Tragfähigkeit der freiwilligen Sicherungssysteme. Was mich auf die Palme gebracht ist diese Verharmlosung der Lage, dass man sich überhaupt keine Sorgen machen muss. Nach wie vor halte ich den Auftritt für keine Glanzleistung. Zumindest lag sie richtig, dass der Staat nun eintreten wird. Aber ob deshalb jetzt alles gut ist, wage ich zu bezweifeln. Zur Ehrenrettung von Frau Lauenburg daher hier die Passage im Volltext:

M: Viele Menschen sind jetzt verunsichert. Ist denn die Angst berechtigt, dass die große internationale Finanzkrise irgendwann einmal bei meiner kleinen Bankfiliale ankommt?

L: Eigentlich nicht. Man muss überhaupt keine Panik haben. Insbesondere wenn es jetzt um Spareinlagen, Festgelder oder Geldern auf Girokonten geht. Die sind absolut sicher. Da geht um die gesetzliche Einlagensicherung, die 90 Prozent, höchstens aber 20.000 EUR absichert. Aber darüber hinaus gibt es in Deutschland auch noch die freiwilligen Einlagensicherungsysteme der Privatbanken auch die Genossenschaften und Sparkassen haben Einlagensicherungen. Und da sind Anlegergelder in Millionenhöhe abgesichert. So dass in diesem klassischen Bereich der Spareinlagen überhaupt kein Grund zur Sorge besteht.

M: Lassen sie mich das nochmal genauer fragen. 20.000 EUR diese Zahl hört man ja jetzt häufiger dieser Tage. 20.000 EUR sind also gesetzlich abgesichert. Über den Staat. Heißt das 20.000 pro Kopf oder pro Konto?

Ehhh... Pro Konto. Und ansonsten ist es halt so, dass die Banken haben so hohe Einlagensicherungen, dass das in Millionenhöhe abgesichert ist. Also ich sage mal so: Wenn alles zusammenbrechen würde, was Sie sich vorstellen können, dann würde sicherlich auch dann der Staat eingreifen, weil ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bundesregierung zulasen würde, dass in Deutschland alles zusammenbricht. Aber bisher haben diese Einlagensicherungsfonds immer wunderbar funktioniert. Und es ist noch niemand, der Geld auf einer Bank hatte, die dann pleite gegangen ist, leer ausgegangen.

Geniale Übersicht

über den Ablauf der Finanzkrise. Zeitstrahl beginnt bei der IKB im Juli 2007 und endet im Oktober 2008 mit den Pleiten von HRE und Dexia

NYT

Gib´ Ihnen Saures, Willem!

Willem Buiter in der FT über den irischen bailout für irische Banken.

The Irish solution: unlawful, beggar-thy-neighbour and short sighted, but apart from that OK


Mittwoch, 1. Oktober 2008

Freiheit statt Angst

Ich unterstütze die Demonstration gegen die verfassungswidrige Vorratsdatenspeicherung am 11.10.2008 in Berlin, Alexanderplatz.

Die Demonstration steht unter dem Motto:

Freiheit statt Angst




Jeder, der ein Interesse daran hat, dass dieser Staat nicht irgendwann wieder in alte Verhaltensmuster zurückfällt, ist aufgerufen, nach Berlin zukommen.

Auf der Internetseite des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung findet man Informationen über die mit der Vorratsdatenspeicherung verbundenen Gefahren.

Für die Demonstrationsteilnehmer wurden Bustransfers aus zahlreichen Großstädten nach Berlin organisiert, so dass man relativ preiswert nach Berlin reisen kann, wenn der Geldbeutel nicht so prall sein sollte (Möglichkeiten der Anreise und Übernachtung).


Wenn man Bürgerrechte nicht wahrnimmt und einfordert, verkümmern sie.

Demokratie kann man nur verteidigen, solange sie existiert.

Steht auf, bevor Freiheitskampf Landesverrat genannt wird.

Kommt nach Berlin!

Euer Kuchenjunkie

PS: Vielleicht will ja demnächst der eine oder andere dagegen demonstrieren, dass seine Alterversorung futsch ist oder gegen ungerechte Steuerbelastungen oder gegen unmenschliche Zustände in der Gesundheitsversorung, weil er nicht hinnehmen will, dass dort gespart wird und gleichzeitig Milliarden an Spekulanten gezahlt werden. Dann, wenn die wirklichen Verteilungskämpfe in dieser Gesellschaft losbrechen, dann ist es für einen Staat besonders wichtig zu wissen, was seine Bürger so im Schilde führen.

Roubini on Bloomberg Radio

Radio Interview mit Nouriel Roubini.

Roubini liefert 44 min. Durchblick durch den Finanznebel. Die Zeit sollte man sich nehmen. Die Zeit für Roubini ist wesentlich besser investiert im Vergleich zu der Zeitverschwendung, die man erlebt, wenn man Herrn Norbert Walter heute sprechen hört.