Mittwoch, 31. Dezember 2008

Isländische Demonstranten wünschen ihrer Regierung ein frohes Neues Jahr

... aber die Polizei schreitet ein.






Kommentar von dorisig:

"Today at around 13:30 ,one of the TV news channels hold every year ,on the last day ,a tv brodcast ,live,where they talk about the year with political party chairmens.
But today ,the hotel,wich is located near the parliement building,was attacke by protesters.

TV equipment was destroyed,so the brodacast could not be sent.

Then the protesters tried to get into the hotel,but police stopped them,and later use gas to get them out.

Protesters where angry ,shouting " goverment out " and " fascists ".

Some of the TV people,protesters and police men , got minor injuries."

(Hervorhebung von mir)



Eines der ereignisreichsten Jahre, das ich erlebt habe, geht zu Ende. Das nächste Jahr wird bestimmt nicht langweiliger.

Ich bedanke mich für Eure Besuche auf meinem kleinen Blog und wünsche allen Kuchenfreunden ein frohes Neues Jahr 2009.

Euer Kuchenjunkie


Nachtrag:

Montag, 29. Dezember 2008

How Iceland Collapsed

Video vom WSJ: "How Iceland Collapsed"





"You could see a situation like Iceland, maybe not quite as bad, but in many ways similiar in a lot of other countries, so that Iceland could go from being a unique situation to being the first domino in a series of dominos..." (Gylfi Magnusson, University of Iceland)

In diesem Zusammenhang noch einmal eine interessante Grafik aus der NYT zu kurzfristigen Verbindlichkeiten der Banken der jeweiligen Länder im Vergleich zum deren GDP (Bruttosozialprodukt = Bruttonationaleinkommen).

Freitag, 26. Dezember 2008

Roubini Watchblog 9

Enonomy Outlook ´09 (sprich: Ohh Nein)

1. Bloomberg-Interview mit Dr. Doom, Nouriel Roubini, und Jim O´Neill von Goldman Sachs:

2. Bloomberg-Interview mit Nouriel Roubini und Marc Sunshine, First Capital:

Roubini: "I would stay away from the dollar: Easy money, twin deficit, terrible economy, financial crisis. The dollar is to weaken. The only thing is that Europe and Japan are although in big trouble."

Macht der Mann eigentlich noch etwas anderes als Interviews zu geben? Und das an Weihnachten...

Dienstag, 23. Dezember 2008

Roubini Watchblog 8

Interview mit Dr. Doom, Prof. Nouriel Roubini, mit der FT vom 17.12.2008:

... There are many sources of financial stress

... in the medium term I see dollar weakness

... I save for the long run. I invest in equities globally

... we will have other sceletons that are coming out of the financial system

... there is a bear market rallye

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Montag, 22. Dezember 2008

Shoenomena: Sammelaktion für Bush

Aus unserer losen Reihe "Wir senden Gegenstände des täglichen Lebens an Versager und Vaterlandsverräter in öffentlichen Ämtern" präsentieren wir heute die Aktion "Shoenomena".




Nach dem Erfolg der Aktion "Bananen für die Behördenleitung in Bochum" wird das Ziel der Kampangne nun international. Der irakische Journalist Muntadhar al-Zaidi hatte während einer denkwürdigen Pressekonferenz einen großartigen Auftritt, als er einem noch nicht international gesuchten Mörder, seine Schuhe an den Kopf warf. Anschließend wurde er von seinen Häschern mißhandelt, und ihm wurde der Arm gebrochen. Offensichtlich hat er keine Aussicht auf einen fairen Prozess. Dies soll wahrscheinlich als Beweis dafür herhalten, dass die USA es Ernst damit meinen, dass der Irak Leuchtturm für Freiheit und Demokratie in der Region werden soll.

Als Zeichen der Solidarität für Muntadhar al-Zaidi ruft "Shoenomena" dazu auf, ein ausgesondertes Paar Schuhe an das Weiße Haus zu schicken. Also wer das Geld für ein Luftpostpaket übrig hat, der kann seine ausrangierten Schuhe jetzt noch einem guten Zweck zuführen.


Sollte man aber die Kosten für ein solches Überseepaket scheuen, dann bietet sich noch eine Alternative an: Bei der "Zeitung" "Kölner-Stadt-Anzeiger" war sich der "Kollege" von Muntazer al-Zeidi, der stellvertretende Online-Chef Tobias Kaufmann, nicht zu schade, dem irakischen Journalisten mit einem scheinheiligen, opportunistischen, feigen Propaganda-Kommentar in den Rücken zu fallen. Kleiner Auszug gefällig (überflüssigerweise auch als Video)?

Denn für die „Witwen und Waisen“ im Irak ist Bush nur zu einem Bruchteil verantwortlich. Die unzähligen Morde an irakischen Zivilisten seit 2003 gehen auf das Konto des „Widerstands“ - jener Terrorgruppen und ihrer internationalen Sympathisanten also, die al-Zaidi nun auf den Straßen als Helden feiern.

Einen Regierungsgast mit einem Schuh zu bewerfen, wäre noch vor sechs Jahren im Irak ein tödlicher Fehler gewesen.
Gut, dass ihm jetzt nur der Arm gebrochen wird, und ihn eine Gefängnisstrafe von 7 Jahren erwartet. Das nenne ich Fortschritt... Dass dies kein einmaliger journalistischer Ausrutscher des Herrn Kaufmann war, kann man hier nachlesen.

Das Paket nach Köln ist sicherlich eher erschwinglich und erfüllt auch seinen Zweck. Wer sich auch dazu nicht durchringen mag, der kann wenigstens sein Abo beim KStA kündigen, soweit er Inhaber eines solchen ist, und zukünftig einen Bogen um den Verlag Neven DuMont machen.

Für gedruckte Scheiße sollte man kein Geld ausgeben. Dann lieber mit dem gesparten Geld mal ein Paket versenden.

Euer Kuchenjunkie

Ron Paul und sein Wirtschaftsberater Peter Schiff über die US-Wirtschaft




via Big Picture

Die nächste Welle von Zwangsversteigerungen kommt


Watch CBS Videos Online 12 min.


Auf die anstehenden Probleme bei den Alt-A bzw. option ARM Hypothekenkrediten hatte ich bereits hier einmal hingewiesen. Im Laufe des nächsten Jahres wird es auch bei diesen Krediten zu erhöhten Abschreibungen kommen. Quasi das gesamte Kreditportfolio wird unter Druck geraten, wie uns Prof. Nouriel Roubini immer wieder eintrichert: Residential mortgages, commercial mortgages, corporate loans, student loans, auto loans, credit card loans ... Der Bankensektor wird auch 2009 nicht zur Ruhe kommen.

Zur Erklärung:

Alt-A sind Kredite, die die Anforderungen an einen echtes A-Rating (also prime für beste Bonität) nicht erfüllen. Das waren in der Praxis z.B. Kredite, die nicht vollständig dokumentiert sind. Da wurde z.B. auf einen Einkommensnachweis verzichtet. Deshalb wurden diese Kredite auch liar-loans genannt, weil die Kreditnehmer lügen konnten, ohne aufzufallen. Man nannte die Kredite aber trotzdem noch A, weil die Bonität des Schuldner als gut also A eingestuft wurde. Oft haben diese Schuldner bereits einen Kredit, der als prime eingestuft wurde.

Noch einmal eine gesonderte Kategorie bilden die Opt-ARM Kredite. Das steht für option adjusted rate mortgage. Diese haben die Eigenart, dass sie am Anfang künstlich niedrige monatliche Raten haben (sog. teaser rates, Lockzinsen). Der vertraglich vereinbarte, höhere Zinssatz/Rate setzt erst nach 1 bis 3 Jahren ein. Die in der Zwischenzeit zu wenig gezahlten Zinsen erhöhen die Kreditsumme und damit die Laufzeit des Kredites. Aber der Kredit sieht erstmal günstig aus und verleitet zum Kauf einer Immoblilie. Und das wollten die Haus- und Kreditvermittler ja, damit sie ihre Provisionen verdienen.

Sonntag, 21. Dezember 2008

Völker, hört die Signale!

Heute mal wieder ein Zwischenbericht aus Reykjavik (Island).

Warum schreibt der denn dauernd über Island, werden sich vielleicht manche fragen. Nun, Island ist das erste Land in Europa, das von der Finanzkrise getroffen wurde. Die sich daraus ergebenen wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen zeigen sich dort entsprechend früher als bei uns. Allerdings will ich hier keinen schiefen Vergleich anstellen. Um es klar zu sagen: Deutschland ist nicht Island. Die isländischen Banken haben sich selbst einem hohen Risiko ausgesetzt, so dass sie jetzt von der Finanzkrise besonders hart getroffen werden. Vorher haben sie besonders vom diesem System profitiert. Das hat seine Ursache darin, dass die isländischen Banken bei carry trades ganz groß mitgemischt haben. Also sich Geld günstig in fremder Währung geliehen haben, um es dann zu höheren Zinsen zu verleihen.

Dieses Problem hat Deutschland nun nicht, obwohl auch deutsche Banken sich Giftmüll in die Bilanzen geholt haben, wie wir nur zu gut wissen. Aber Deutschland wird auch indirekt und daher verzögert von der Finanzkrise getroffen. Deutschland hat indirekt von der Kreditblase profitiert, da unsere Exporte auf diese Weise finanziert werden konnten. Nach Angaben von Destatis exportierte Deutschland im Jahr 2007 Waren im Wert von 1.137 Mrd EUR. Der Exportüberschuss betrug 171 Mrd EUR und steuerte damit 6,5 Prozent zum Bruttonationaleinkommen (Bruttosozialprodukt) bei. In der Vergangenheit war man immer stolz darauf, Exportweltmeister zu sein. In der jetzigen Krise bedeutet dies aber auch gleichzeitig, dass man besonders von der Weltwirtschaftsrezession betroffen ist.

Was tut sich also in Island? Die Proteste dauern an. Diesmal bleibt es friedlich. Es wurde weder am Parlamentsgebäude gezündelt, noch Bankenfahnen verbrannt, noch die Zentralbank gestürmt. Einfach stiller Protest. Also, es geht doch friedlich!

Ganz still? Nein. Ein Mann singt die "Internationale". Habe ich auch noch nicht auf Isländisch gehört...





Hier ist noch der Text in deutscher Sprache. Sozusagen schon mal zum Einsingen. Damit Ihr, wenn es drauf ankommt, nicht doof aus der Wäsche schaut. Wenn Ihr nicht als Kapitalistenschweine dastehen wollt, kann es vielleicht zukünftig hilfreich sein, spontan die Internationale anstimmen zu können: Um sich "von denen" zu distanzieren und in kein schlechtes Licht zu geraten. Vor allem Banker und Politiker sollten schon mal anfangen zu üben. Wielange Ihr noch Zeit habt zu üben, kann ich Euch nicht sagen. Aber wenn Ihr die Weihnachtslieder nicht mehr hören mögt, habt Ihr wenigstens alternatives Liedgut...



Die Internationale
Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hungern zwingt!
Das Recht wie Glut im Kraterherde
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit dem Bedränger!
Heer der Sklaven, wache auf!
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger
Alles zu werden, strömt zuhauf!

|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|

Es rettet uns kein höh'res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
Uns aus dem Elend zu erlösen
können wir nur selber tun!
Leeres Wort: des Armen Rechte,
Leeres Wort: des Reichen Pflicht!
Unmündig nennt man uns und Knechte,
duldet die Schmach nun länger nicht!

|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|

In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute,
wir sind die stärkste der Partei'n
Die Müßiggänger schiebt beiseite!
Diese Welt muss unser sein;
Unser Blut sei nicht mehr der Raben,
Nicht der mächt'gen Geier Fraß!
Erst wenn wir sie vertrieben haben
dann scheint die Sonn' ohn' Unterlass!

|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|


Nachtrag:
Zum Thema "Aufstände" schreibt auch Evans-Pritchard im Telegraph.

"The riots have begun. Civil protest is breaking out in cities across Russia, China, and beyond."

Die Entwicklung in Griechenland braucht ja eigentlich auch nicht noch einmal in Erinnerung gerufen zu werden. Die Proteste dauern seit dem 6.12.2008 quasi ununterbrochen an. Giraffe im Treibsand

Freitag, 19. Dezember 2008

... ich bin extrem erschöpft, ich habe alles gegeben

"Ich bin der Präsident" von Rainald Grebe

Für die unter Euch, die am Dienstag "Neues aus der Anstalt" im ZDF verpasst haben sollten.

Schicker Bastrock...

Sind wir nicht alle ein bisschen Madoof?

Paul Krugman zieht in seinem Artikel in der NYT einen interessanten Vergleich:

Unter dem Strich ist die Wall Street ein schlichtes Schneeballsystem. Ein Ponzi-scheme. Oder sagt man ab jetzt Madoff-scheme? Dieses System hat die handelnden Personen der Finanzbranche mit Hilfe von künstlichen Gewinnen reich gemacht. Doch das Geld der Anleger ist weg.

So, how different is what Wall Street in general did from the Madoff affair? Well, Mr. Madoff allegedly skipped a few steps, simply stealing his clients’ money rather than collecting big fees while exposing investors to risks they didn’t understand. And while Mr. Madoff was apparently a self-conscious fraud, many people on Wall Street believed their own hype. Still, the end result was the same (except for the house arrest): the money managers got rich; the investors saw their money disappear.
Dieses System hat die gesamte Politik korrumpiert. So schreibt Krugman:

At the crudest level, Wall Street’s ill-gotten gains corrupted and continue to corrupt politics, in a nicely bipartisan way. From Bush administration officials like Christopher Cox, chairman of the Securities and Exchange Commission, who looked the other way as evidence of financial fraud mounted, to Democrats who still haven’t closed the outrageous tax loophole that benefits executives at hedge funds and private equity firms (hello, Senator Schumer), politicians have walked when money talked.

Der Artikel ist zur Lektüre empfohlen.

In diesem Zusammenhang noch ein Auszug aus meinem Artikel vom 10.08.2008 "Kommt ein perfekter Sturm?":

Die wirtschaftliche und politische Elite hat versagt. Ich kann mir nur sehr, sehr schwer vorstellen, dass dies auf Leichtfertigkeit zurückzuführen ist, oder dass es sich um eine unbeabsichtigte Folge einer verfehlten Wirtschaftspolitik handelt. Es gab verantwortungsvolle Politiker, die entsprechende Gesetze erlassen wollten, um moral hazard zu verhindern. Doch sie wurden ausgebremst. Im Gegenzug wurden die Sicherungen, die man als Konsequenz aus den Vorgängen von 1929 eingebaut hatte, wieder aufgehoben (Stichwort: Glass-Steagall-Act). Ganz zu schweigen von der ablehnenden Haltung gegenüber der Einführung neuer notwendiger Regularien für Hedgefonds. Dieses Desaster war abzusehen. Die Zeichen stehen auf Sturm.

Ich wünsche ein schönes Wochenende.

Euer Kuchenjunkie

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Bananen für die Behördenleitung in Bochum!!!

Gestern habe ich mich an dieser Stelle über den geistigen Zustand in unserem Land beklagt.

Vorgänge wie um die Bochumer Staatsanwältin Lichtinghagen tragen nicht unerheblich zu meinem Frust bei. Die engagierte Staatsanwältin ermittlelte bekanntlich im Liechtensteiner Steuersumpf. Offenbar zu erfolgreich, so dass sich ihre Vorgesetzten dazu entschlossen, sie kaltzustellen.

Nachdem Frau Lichtinghagen zunächst zur Staatsanwaltschaft Köln abgeschoben werden sollte, wird das Mobbing-Opfer nunmehr Richterin an einem Amtsgericht in NRW. So wird sichergestellt, dass die Ermittlungen im Sande verlaufen und außer dem Bauernopfer Zumwinkel keine weiteren Steuersünder zur Rechenschaft gezogen werden. Die FTD berichtet.

Dies ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass Deutschland auf dem besten Weg in eine Bananenrepublik ist.

Dankenswerterweise hat es Attac übernommen, gegen dieses infame Vorgehen eine Protestaktion zu starten, die sich gegen die Verantwortlichen in der Bochumer Staatsanwaltschaft richtet: Bananen für die Behördenleitung in Bochum!

Schickt Bananen an die Staatsanwaltschaft Bochum!

Adresse:
Leiter der Staatsanwaltschaft Bochum
Bernd Schulte
Staatsanwaltschaft Bochum
Postfach 102449
44724 Bochum

Schreibt ihm, dass:
  • die Behinderung der Ermittlung eine Verschwendung von Steuergeldern ist
  • wir erwarten, dass Steuerflucht konsequent bekämpft wird
  • er selbst und die anderen Verantwortlichen zurücktreten sollen.

Ich unterstütze diese Aktion hiermit ausdrücklich!

Willkommen in Absurdistan

Folgender Auszug aus der FTD vom 16.12.2008:

Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, schlug einen vorübergehenden Prognose-Stopp vor. "In den meisten Modellen, die wir für unsere Vorhersagen nutzen, kommen keine Finanzkrisen vor", sagte er der FTD. "Und wenn sie vorkommen, dann ist diese Krise so spezifisch, dass wir sie nicht erfassen können. Wir können sagen, da passiert was Schlimmes, aber wie schlimm es wird, können wir nicht sagen." Es könne aber kein Volkswirt zu einem Verzicht auf Prognosen gezwungen werden.

Wir meistern die Krise, indem wir einfach den Kopf in den Sand stecken und die schlechten Prognosen ausblenden. Ein Wirtschaftswissenschaftler, der vor der Wirklichkeit kapituliert und seine Nutzlosigkeit selbst eingesteht. Wieso tritt dieser Mann nicht zurück?

Oder liegt der Fehler auf meiner Seite? Dass ich mich überhaupt mit so einer Meldung hier auseinandersetze. Es handelt sich doch sowieso wieder nur um einen Nebenkriegsschauplatz, ein Ablenkungsmanöver. Wieder nur eine weitere Sau, die durch´s Dorf getrieben wird. Ja, es scheint so zu sein.

Anstatt dass man Zimmermann einen Pfleger organisiert, springen die Politiker bereitwillig auf diesen Zug auf. Parteiübergreifend. Herr Struck, Herr Laurenz-Meyer. Ja, einfach nicht mehr hinhören. So sind unsere Politiker. Wunderbar. Realitätsverweigerung. Da war ich doch ziemlich optimistisch, als ich die Einschätzung abgab, dass wir deutschen Giraffen uns erst in Phase 2 der Krise befinden. Diese Diskussion scheint auf Phase 1 hinzudeuten...Leugnen.

Ansonsten kann man da nur sagen: Armes Deutschland! Aber jedes Volk hat die Politiker, die es verdient. Und da selbst intelligente Leute mit Abitur und Hochschulstudium, das alles noch im Großen und Ganzen akzeptabel finden, was sich in diesen Zeiten hier so abspielt, brauche ich mir wohl auch nicht einzubilden, dass sich an diesen Zuständen etwas ändert.

Ob die Leute aufwachen, wenn es an ihr Portemonnaie geht? Siehe Island oder Griechenland oder Mexiko oder Pakistan oder Haiti. Wenn bei "Brot und Spiele" der erste Teil gestrichen wird? Aber dann wird es nur noch heissen: Zu spät.

Wie will man den Volkszorn dann noch bändigen? Oder wird sich das Volk dann über andere Sachen den Kopf zerbrechen. Vielleicht äußere oder innere Sicherheit? Diskutieren wir dann nur noch über Islamisten und Piraten? Oder die Invasion vom Mars?





Nachtrag:
Zum geistigen Zustand unserer politischen Führung der Artikel von Wolfgang Münchau "In der Weimar Falle" in der FTD vom 17.12.2008

Montag, 15. Dezember 2008

Obamas geheimes Wirtschaftsprogramm

Anläßlich der Wahl des neuen US-Präsidenten Barack Obama haben wir aus gut informierten Kreisen Einzelheiten über das geplante Wirtschaftsprogramm erfahren. Wir sind stolz, dass wir zuerst über die faszinierenden neuen Ansätze des Präsidenten berichten können. "Change" ist nicht einfach nur eine Floskel. Sie wird jetzt in die Tat umgesetzt. Hier ist ein Video dazu...


Nachtrag 17.12.2008:
Martin Wolf FT ‘Helicopter Ben’ confronts the challenge of a lifetime

Europäischer Winter

Das Klima ändert sich zusehends. Ich rede jetzt nicht vom Treibhauseffekt. Nein, es wird kälter. Dieser Winter scheint in Europa besonders kalt zu werden. Das gilt insbesondere für das politische Europa. Denn das Ausland verlangt nach einer konstruktiven Rolle Deutschlands bei der Bewältigung der Finanzkrise. Und wenn es schon nicht die Führung übernehmen will, dann soll es sich wenigstens an den Rettungsmaßnahmen beteiligen.

Die Wellen schlugen hoch, nachdem sich Peer Steinbrück über die britischen Rettungsmaßnahmen äußerte und in den Journalistenblock von Newsweek diktierte, die britische Politik sei "crass keynsian". Sprich: Die machen wieder nur Schulden und sonst fällt ihnen nichts ein.

Nun ja, man hat vielleicht schon empörendere Äußerungen gehört, aber dieses statement unseres Ministers reichte aus, um ein kleines Erdbeben in der angelsächsischen öffentlichen Meinung auszulösen. Daran sieht man, wie blank die Nerven anderenorts liegen. Währenddessen verschwendet man hier noch Zeit damit, sich zum Sonntagskaffeekränzchen im Kanzleramt zu treffen und sich für diese Nullnummer dann auch noch durch die versammelte Presse feiern zu lassen, die da natürlich gerne mitspielt, wahrscheinlich weil es bei so einem Treffen immer tolle Bilder gibt, die man der sedierten Leserschaft dann am nächsten Tag auf Seite 1 präsentieren kann.

Ausgelöst hat die Debatte wohl Paul Krugman mit einem Beitrag in seinem Blog, über den ich ja bereits geschrieben habe und in dem er vom "german problem" sprach.

Auch andere angelsächsische Autoren haben nur Kopfschütteln für Steinbrücks Ansichten übrig, was noch gelinde ausgedrückt ist. Ich nenne hier mal Willem Buiter (Vorsicht lang) und Ambrose Evans-Pritchard als prominente Vertreter.

Aber auch bei Weissgarnix liegt man mit Steinbrück/Merkel über Kreuz, was jetzt nicht so sonderlich überraschend ist.

Diese Krise hat genügend Sprengstoff, um die EU in ihre Einzelteile zu zerlegen. Auszuschließen ist nichts mehr. Um so wichtiger ist eine Bundesregierung, die sich der deutschen Rolle in Europa bewusst ist - und das Kapital der deutsch-französischen Freundschaft nicht leichtfertig verspielt. Wilhelmina Merkel ist auf dem besten Weg dahin.

Das kann man nur unterstreichen. Europa sollte zu einer gemeinsamen Antwort in der Lage sein, sonst droht es bzw. der Euro auseinander zu fallen. Es ist nicht die Zeit für Alleingänge. Im Zweifel eher zusammen mit den anderen einen suboptimalen Weg gehen als alleine zu scheitern.


Nachtrag:

Um noch einen weiteren - äußerst kritischen - Autor aufzuführen, ist hier der Artikel aus der FT von Wolfgang Münchau. Die Conclusio lautet:

So our financial crisis is on the brink of turning into a policy crisis. People will blame not only bankers, but increasingly politicians as well. I would expect that Mr Steinbrück will be one of those politicians. He seems to be enjoying his crisis so far. But just wait a few months.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Roubini Watchblog 7

Dr. Doom, Nouriel Roubini, und Jim O´Neill von Goldman Sachs bei Bloomberg TV:

Roubini über bail out für US Big Three, Weltwirtschaft in Stagdeflation (wer es nicht schon gehört hat)

Bloomberg Video 1


Ähnliche Themen, aber ausführlicher (außerdem Zinspolitik):

Bloomberg Video 2

Freitag, 12. Dezember 2008

Einführungskurs Finanzkrise Teil 3: Deleveraging

Alles redet davon deleveraging als Ursache für die Kursrückgänge.
Aber was ist Leverage/Deleverage eigentlich. Paddy Hirsch erklärt´s:


Leveraging and deleveraging from Marketplace on Vimeo.

Ein Schneeballsystem ist pleite... nein ... Hedgefunds... nein, ist doch ein Schneeballsystem

Ich muss zugeben, dass mich ein bisschen die Schadenfreude überkommt bei dieser Meldung.

Ein "Hedgefonds" ist pleite. Die Anlagestrategie bestand darin, die Einzahlung der neuen Kunden an die alten Anleger als Rendite auszuzahlen. 50 Mrd Dollar sind futsch. Ach nein, nicht ganz. 200 bis 300 Mio Dollar der Anlegergelder sind dann doch noch da. Nach Abzug der Verfahrenskosten bleibt da ja noch eine üppige Insolvenzquote von immerhin ca. 0,5 %. Sauber.

FAZ
Bloomberg

Wie sagt Nouriel Roubini doch so schön: Stay away frrrrom rrrrisky asssets...

Ich glaube, das gibt nächste Woche einen schönen run auf so manchen anderen Fonds. Könnte schwierig werden mit der Jahresendrallye, wenn die alle auf einmal ihre Portfolios liquidieren müssen.

Schönes Wochenende

Euer Kuchenjunkie


Nachtrag: Moment mal. Der Typ sieht ja aus wie Jürgen Schneider!!!

Clusterstock mit Anklageschrift und Foto


Nachtrag 13.12.2008:

Mmmmmh. Die Sache ist allerdings irgendwie etwas seltsam. Da soll also der gute Herr Madoff sein Ponzi-Scheme (eine andere Bezeichnung für Schneeballsystem) ganz alleine durchgezogen haben? Und das über Jahre? Wie will man ein so großes Rad drehen und niemand bekommt etwas mit?

Ebenfalls bemerkswert an der Geschichte ist, dass Madoff ehemaliger Chef der NASDAQ ist. Es wird schon gemunkelt, dass man den 70 Jahre alten Madoff demnächst irgendwo tot auffinden könnte. Wäre ja nicht der erste Todesfall seit dem Ausbruch der Finanzkrise. Dann könnte man den Verbleib des Geldes wohl nie aufklären. Das wäre natürlich furchtbar.


Nachtrag 15.12.2008:

Na sowas. Da hat noch jemand Zweifel an der These, die der Öffentlichkeit aufgetischt wurde, dass nämlich der 70-jährige Herr Madoff ein Einzeltäter gewesen sein soll.
Big Picture (Big Picture hat außerdem eine Liste der geschädigten Anleger veröffentlicht.)

Ja, die ganze Geschichte wird in einem ordentlichen Gerichtsverfahren bis ins letzte Detail aufgeklärt werden. Da bin ich ganz sicher. Alle Beteiligten werden ermittelt und ihrer gerechten Strafe zugeführt... Bald ist ja Weihnachten.

Und noch ein paar Artikel zur Nachbereitung des Falles Madoff bei reality lenses und Mish.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Nobelpreisträger Krugman: The German problem

Die Kritik an der deutschen Krisenbewältigung nimmt weiter zu. Jetzt fügt sich auch der diesjährige Nobelpreisträger für Wirtschaft in die Reihen der Kritiker ein. Paul Krugman, dem just heute die wohl angesehenste Auszeichnung der Welt übergeben wird, schreibt in seinem Blog, dass die Führung der größten europäischen Wirtschaftsmacht "den Kopf in den Sand stecke".

Das kommt halt davon, wenn Politiker über Jahrzehnte gelernt haben, dass sich "Nichthandeln" politisch auszahlt. Ob man dies "Probleme aussitzen", "Politik der ruhigen Hand" oder wie auch immer nennt. Bei Merkel/Steinbrück wird sich wohl keine euphemistische Umschreibung für Unfähigkeit mehr durchsetzen.

Außerdem kreidet Krugman der deutschen Politik an, dass sie versuche, von den Rettungsmaßnahmen der anderen EU-Länder zu profitieren, ohne selber Geld in die Hand zu nehmen. So etwas läuft unter dem Stichwort "beggar-your-neighbour-policy".

Die angesprochenen "Führungspersonen" werden natürlich abstreiten, sie würden den Kopf in den Sand stecken. Vielleicht haben sie auch ein anderes Problem mit Sand. Stichwort: Giraffe im Treibsand.

Montag, 8. Dezember 2008

Roubini Watchblog 6

Roubini über die Zinssenkungen der Zentralbanken vom letzten Donnerstag und die Gefahren einer Deflation. Trotz Zinssenkungen Richtung Null und "Quantity Easing" wird sich eine weltweite Rezession nicht mehr vermeiden lassen. Sie wird bis Ende 2009 dauern, also 24 Monate und damit dreimal so lange wie die letzten Rezessionen. Nach seinen Erwartungen wird die Arbeitslosenquote auf 9 Prozent steigen. Die Mittel aus dem US-TARP müssen in die Rekapitalisierung der Banken fließen. Die Hypothekenschulden müssen umfinanziert werden, so dass sich der Nennwert der Schulden verringert, damit die Zwangsversteigerungen gestoppt werden können.





Mittlerweile nähere sich der Mainstream seiner Sichtweise, sagt Roubini, aber er sieht immer noch ein Abwärtspotential von 20 Prozent bei Aktien. Investments in treasuries seien interessant. "stay away from risky assets". Die Erholung und das Erreichen der Talsohle hänge vom US-Konsumenten ab.




Wenn der Staat nicht genügend hilft, besteht weiterhin das Risiko einer Depression. Die Kreditverluste werden sich auf 3 Billionen Dollar belaufen. Es läuft auf eine teilweise Verstaatlichung des Finanzsystems hinaus.




Die amerikanische Automobilindustrie sollte Kredithilfen vom Staat bekommen, da ansonsten schwere Kollateralschäden drohen. Allerdings nur unter strengen Auflagen. Das Management muss ausgetauscht werden und die Aktionäre müssen ihren Einsatz verlieren ...

Sonntag, 7. Dezember 2008

Eine Giraffe im Treibsand

Eine schöne Parabel über die Situation der Weltwirtschaft liefert in meinen Augen dieses lustige Video:



via Immobilienblasen

Bei Immobilienblasen geht man davon aus, dass wir uns zwischen Stufe 3 und 4 befinden. Das kann durchaus sein. Aber ich glaube, dass man sich in Deutschland mental erst auf Stufe 2 befindet, obwohl man tatsächlich schon wesentlich tiefer in der Krise steckt. Man darf gespannt sein, was für politische Prozesse sich entwickeln, wenn das wirkliche Ausmaß der Krise in das allgemeine Bewußtsein vorgedrungen ist. Und das alles im Wahlkampfjahr 2009.

Ich nehme noch ein Stück Kuchen, bevor ich Sand im Mund habe.

Euer Kuchenjunkie


Nachtrag 7.12.2008:
Im Moment scheinen sich besonders die politischen Prozesse in Griechenland zu entwickeln. Leider nicht gewaltfrei. Nachdem zunächst in Athen protestiert wurde, und ein 15-jähriger Demonstrant von der Polizei erschossen wurde, breiteten sich gewalttätige Demonstrationen über das gesamte Land aus. Von 15 Städten ist die Rede (Spiegel online , youtube-Video, auf dem angeblich die Schüsse zu hören sein sollen).

Allerdings wird in den Medien vermieden, den Ursprung der Proteste zu benennen. Warum die Jugendlichen auf der Straße waren. Der Ursprung dürfte in der Finanzkrise zu suchen und zu finden sein. Aber bevor in Deutschland jemand auf die Idee kommt zu protestieren, muss es wahrscheinlich in ganz Europa brennen. Erst dann wird der deutsche Michel aus seinem Tiefschlaf erwachen. Hoffentlich steckt er dann nicht im Treibsand fest...

Als Hintergrund-Information: Griechenland das neue Island? (Herdentrieb)