Mittwoch, 29. April 2009

Wirkung der Massenmedien auf die Gesellschaft

Als Ergänzung und Hintergrundinformation zu meinem letzten Artikel "Wut, die - lateinisch Furor" möchte ich hier einen aufschlussreichen Artikel von Politeia wiedergeben:

Wirkung der Massenmedien auf die Gesellschaft

Im Internet bin ich über eine interessante Hausarbeit eines Soziologie- Studenten gestoßen, in welcher die Rolle der Massenmedien kritisch betrachtet wird. Er beruft sich dabei unter anderem auf die Philosophen Max Horkheimer, Theodor Adorno und Hans Magnus Enzensberger. Sie sind Begründer, bzw. Vertreter der sogenannten „Frankfurter Schule“ oder „Kritischen Theorie“, welche den Massenmedien vor allem „Entfremdung“ und „Verblendung“ des Individuums vorwerfen. Im Folgenden eine kleine Zusammenfassung der interessantesten Thesen:

Horkheimer und Adorno sehen in den Massenmedien einen großen „Massenbetrug“. Die Entwicklung eines mündigen und autonomen Menschen, der freie Urteile fällen kann, wird verhindert- sie entmündigen das Individuum. Dies geschieht mittels standardisierter Pogramme in Film, Funk und Fernsehen, welche verzerrte Weltbilder vermitteln, die beim Konsumenten eine „relative Zufriedenheit im kapitalistischen System aufrechterhalten“. Ihre Hauptaufgabe wird also darin gesehen, einen passiven Konsumenten heranzuzüchten, der die herrschenden Verhältnisse weitestgehend kritiklos akzeptiert. Es geht aber nicht einfach nur um Filterung der Informationen durch die herrschende Elite, die den Menschen in die gewünschte politische Richtung rückt und somit das Weiterbestehen der Herrschaft sichert, sondern vor allem um „Entpolitisierung“ durch triviale Inhalte und die Bildung einer möglichst oberflächlichen und künstlichen (weil allein durch die Medien generierten) Massenkultur. Als diese Gedanken niedergeschrieben wurden gab es wohlgemerkt noch keine Sendungen wie „DSDS“ oder das „Dschungelcamp“; auch gab es keine Seifenopern, welche dem Konsumenten eine Art Vorlage für die „normale“ Art des gesellschaftlichen Lebens bieten und seine Wünsche und Vorstellungen von seinem Leben stark beeinflussen. Der „Massenbetrug“ und die „Massenkultur“ scheinen heutzutage ausgeprägter zu sein, als je zuvor. Die Medien sind es nämlich, die einen Großteil unserer Freizeit in Anspruch nehmen und darum großen Einfluss auf unsere Gesprächsthemen und gedanklichen Vorgänge haben- wohl darauf bedacht, die eingangs erwähnte „relative Zufriedenheit“ aufrechtzuerhalten. Diese Massenkultur bedeutet einen breiten gesellschaftlichen Konsens, z.B. in

-der absolut unpolitischen Einstellung, bzw. der „gemäßigten“ politischen Meinung („an sich“ ist ja alles ok…)

-der kapitalistischen und materialistischen Weltanschauung (Kapitalismus ist Freiheit, technische und naturwissenschaftliche Forschung zählen mehr als „unproduktive“ Geisteswissenschaften, Lebensplanung sollte vor allem unter ökonomischen Aspekten stattfinden, etc…)

-der Akzeptanz der Massenmedien als insgesamt objektive Informationsvermittler und erwünschte Unterhalter („bist du nicht auf dem Laufenden?“, „Hast du gestern das gesehen?“).

Enzensberger, ein Blogger im Geiste…

Hans Magnus Enzensberger knüpft in seinem Buch „Baukasten zu einer Theorie der Medien“ an den Überlegungen von Horkheimer und Adorno an und nennt die Medien eine „Bewusstseinsindustrie“ , wobei er zwei Unterscheidungen trifft: Die gängigen Massenmedien bezeichnet er als „repressiv“. Sie zeichnen sich durch einen von Eigentümer und Behörden zentralgesteuerten „Sender“ und vielen „Empfängern“ aus. Im Gegensatz dazu sieht er den positiven Mediengebrauch bei dezentralen Programmen, die durch kollektive Produktion entstehen; das heißt jeder „Empfänger“ ist auch „potentieller Sender“. Jeder Teilnehmer der Gesellschaft kann an dieser Interaktion mitwirken. Dies ermöglicht einen politischen Lernprozess und eine wachsende Urteilskraft der Menschen. Enzensberger beschreibt also schon 1970, was heutzutage mit dem Internet möglich ist und gerade in der Blogossphäre aktiv betrieben wird.

Natürlich nutzen auch die Massenmedien und politischen Institutionen das Web, jedoch gewinnen die unabhängigen Blogs immer mehr an Bedeutung und es scheint, als ob Enzensberger Vision vom positiven Mediengebrauch und der damit eintretende politische Lernprozess sich langsam aber sicher durchsetzt.

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