Dienstag, 30. September 2008

Bananenrepublik?

Wie ich gestern berichtete, macht mal wieder das Wort Bananenrepublik die Runde ob der Ablehnung des bailouts durch den Kongress.

Gestern liefen ja noch alle Amok, weil ein grundfalsches Gesetz zum bailout von Spekulanten mit 228 zu 205 Stimmen im Kongress gescheitert ist . Der Dow Jones brach daraufhin um 777 Punkte ein. Der höchste absolute Tagesverlust. Die Welt ist heute immer noch da. Der Dow Jones gewinnt heute sogar zwischenzeitlich 2,5 % .

Hoffentlich gelingt es der Bush-Administration nicht, 12 Abgeordnete dazu zu bewegen, ihre Meinung zu ändern, um ihr TARP doch noch durchzubekommen.

Warum?

Der Plan ist nicht effektiv, denn er wird sein Ziel verfehlen. Stattdessen ist es Geschenk an die Wall Street und die "well connected", wie N. Roubini zu sagen pflegt. Es gibt keine Möglichkeit das verlorene Geld wieder zurückzuholen. Die verlorenen Vermögenswerte kann man nicht damit wieder zurückholen, indem nun der Staat dafür sorgt, dass die Blase weiter aufgebläht wird. Es muss zu einer Korrektur kommen (diese Korrektur man ja im Case/Shiller-Index eindrucksvoll beobachten). Und die dabei sichtbar werdenden Verluste müssen die tragen, die das Risiko eingegangen sind. Spekulation funktioniert nach oben und unten. Wer über die Werthaltigkeit von Anleihen getäuscht wurde, kann den Emmitenten oder die Ratingagentur verklagen.

Wenn das alles dazu führt, dass eine Bank oder mehrere Banken Insolvenzantrag stellen müssen, dann ist das nicht weiter tragisch. Dann wird man das gesamte Bankensystem in der Folge verstaatlichen müssen. Dies ist eher zu akzeptieren, als wenn der Staat zu überhöhten Preisen Rammschanleihen mit Steuerngeldern aufkauft, um auf diese Weise die Banken zu rekapitalisieren. Ich würde mich nicht wundern, wenn dank dieser Methode genau die Banken/Hedgefunds das Finanzdesaster überleben würden, die zufällig in Verbindung mit Bush oder Paulson stehen bzw. die richtigen Wahlkampfspenden geleistet haben.

Sollte der TARP so Gesetz werden, werden Steuergelder in Milliardenhöhe vergeudet. Denn es ist schlicht ein Märchen, dass die Wertpapiere lediglich im Moment unverkäuflich sind bzw. die derzeit niedrigen Marktpreise Übertreibungen darstellen. Allerdings kann im Moment niemand ernsthaft abschätzen, wie werthaltig diese ganzen Kunstprodukte tatsächlich sind. Es spricht jedoch viel dafür, dass es einen guten Grund dafür gibt, dass sie keiner haben will. Ein Beispiel ist der Verkauf von solchen Level 3 assets von Merrill Lynch an Lone Star zu 22% des Nennwerts. Effiktiv wurden aber nur knapp 6% des Nennwertes vom Hedgefonds bezahlt, da der Rest quasi gestundet wurde. Weitere Abschreibungen gingen zu Lasten Merrill Lynch. FAZ Wenn das also solche Schnäppchen sein sollten, dann würden sich doch alle darauf stürzen bei so niedrigen Preisen.

Also wir sprechen hier nicht von einem Liquiditätsproblem, sondern vom einem Solvenzproblem. Und ich sehe nicht ein, warum dies der Steuerzahler alleine lösen sollte. Im Moment schauen alle noch nach USA. Aber was die Jungs uns da vormachen, könnte ja hier sehr schnell Nachahmer finden.[Nachtrag 1.10.2008: Das ging ja verdammt schnell: Paris will einen 300 Mrd Notfallfonds für EU-Banken und Ackermann freut sich schon] Bei der IKB und der HRE haben wir ja bereits gesehen, wie schnell das geht. Daher muss die Richtschnur klar sein. Steuergelder nur gegen Anteilsrechte. Auf diese Weise kann ebenso die erforderliche Rekapitalisierung stattfinden. Anschließend kann der Staat die (verbliebenen) Institute dann wieder privatisieren. Auf diese Weise kann ein Teil der Kosten wieder eingespielt werden.

Dass bei dieser Vorstellung quasi alle "Experten" aufheulen und den Untergang des Abendlandes verkünden, ist klar. Denn es wäre allein ihr Untergang. Auf solche Experten braucht man nicht zu hören.

Es erscheint höchst fragwürdig, wenn die Finanzbranche einer Wirtschaft zu einem Viertel für deren "Gewinne" verantwortlich ist (wie bis vor kurzem in den USA). Da läuft etwas grundlegend falsch. Die Kreditmärkte sind für das Funktionieren der Realwirtschaft verantwortlich und nicht umgekehrt.

Es darf keinen Sozialismus für Reiche geben. Die Altaktionäre müssen leer ausgehen und die Anleihebesitzer gegebenenfalls einen Abschlag hinnehmen. Gleichzeitig müssen die Einlagen der Sparer durch den Staat abgesichert werden. Das sieht man ja gerade in Irland.

Dass die Verhandlungen für Paulson schwierig sind, liegt zum großen Teil daran, dass diese Regierung jedes Vertrauen verspielt hat(Reuters). Die Skepsis ist durchaus angebracht. Die Abgeordneten wurden beim Irakkrieg belogen. Das wird ihnen nicht nochmal passieren. Vor allem muss einen der Zeitdruck skeptisch machen, der hier von der Regierung künstlich aufgebaut wurde . Das Problem ist mindestens seit März offenkundig, als Bear Stearns zusammenbrach. Dann mit einem Dreiseitengesetz daher zu kommen ist eine Frechheit. Vor allem fällt auf, dass wirtschaftlicher Sachverstand nicht im Gesetzgebungsverfahren erwünscht ist, obwohl eine Vielzahl von Alternativvorschlägen existiert. Warum bloß? Es bleibt zu hoffen, dass die Abgeordneten standhaft bleiben, auch wenn jetzt enormer öffentlicher Druck aufgebaut wird.

Nachfolgend ein Auszug aus einem interessanten Artikel von Jeffrey Miron:

Bankruptcy does not mean the company disappears; it is just owned by someone new (as has occurred with several airlines). Bankruptcy punishes those who took excessive risks while preserving those aspects of a businesses that remain profitable...

In contrast, a bailout transfers enormous wealth from taxpayers to those who knowingly engaged in risky subprime lending. Thus, the bailout encourages companies to take large, imprudent risks and count on getting bailed out by government. This "moral hazard" generates enormous distortions in an economy's allocation of its financial resources...

The right view of the financial mess is that an enormous fraction of subprime lending should never have occurred in the first place. Someone has to pay for that. That someone should not be, and does not need to be, the U.S. taxpayer.

Generell empfehle zu diesem Thema auch die Ansichten von N. Roubini.

Es bleibt so oder so spannend.

Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß ...

Euer Kuchenjunkie


Nachtrag:

Einen sehr lesenswerten Artikel zu dem Thema Verstaatlichung von Banken und Umgang mit Steuergeldern liefert auch Spiegelfechter. Ob seine Beobachtung stimmt, dass die spanischen Banken für die Krise dank besonders scharfer Aufsicht besser gerüstet sind als der Rest Europas, kann ich allerdings nicht beurteilen. Aufgrund der Ausweitung von Repo-Geschäften der EZB mit spanischen Banken wurde schon vor einem Bruch des EURO-Systems gewarnt, wenn ich mich richtig erinnere.

Ins gleiche Horn wie Spiegelfechter stößt auch R. von Heusinger in der FR: Verstaatlichung heißt die Devise! Nur so kehrt Vertrauen in die Märkte zurück.

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