Sonntag, 14. September 2008

Lehman - Die Entscheidung naht

Nachdem bereits am Freitag wilde Spekulationen stattfanden, wie die Zukunft von Lehman wohl aussehen würde, setzte sich dies auch über das Wochenende fort. naked capitalism Sa./So.

Die FAZ schreibt vom WSJ ab, bringt aber die relavanten Informationen. Das Modell good bank - bad bank wird heute, 14.09.2008, noch favorisiert.

Die schlechten Aktiva, vor allem Papiere aus dem Gewerbimmobilienbereich, sollen auf die bad bank übertragen werden und die werthaltigen Aktiva sollen bei der good bank verbleiben. Die good bank könnten Bank of America, Barclays oder HSBC als potentielle Käufer übernehmen. Nach der Übernahme von countrywide wundert es mich etwas, dass BofA jetzt die nächste Bank angeblich kaufen soll. Nicht nur die 4 Mrd Dollar Kaufpreis, sondern vor allem das Portfolio an Hypotheken von countrywide dürfte relativ schwer verdaulich für BofA sein. Warum sollten die sich jetzt mit der nächsten Übernahme und zusätzlichen Abschreibungen belasten, wo doch die Liquidität zum Jahresende generell ein Problem für die Banken darstellen könnte.

Allerdings ist fraglich wie die bad bank finanziert werden soll. Dazu muss von den Banken an der Wall Street ein Beitrag kommen. Es ist von 30 Mrd Dollar die Rede (CNBC). Auch und gerade von denen, die Lehman nicht übernehmen. Man kann jedoch niemanden zwingen, sich zu beteiligen. Vor allem sinkt die Bereitschaft dazu bei den anderen Banken, wenn gleichzeitig der Käufer die guten Aktiva von Lehman zu einem Schnäppchenpreis erhalten sollte.

Eine schwierige Verhandlungssituation für die Beteiligten. Aber vielleicht wird es Paulson erneut gelingen unter dem im Verlaufe des Sonntags einsetzenden Zeitdrucks eine Einigung (shot gun marriage) zu erzwingen. Die Bauchschmerzen der Beteiligten könnte er durch eine staatliche Unterstützung des Deals lindern. Ob die FED über die bisherigen Hilfen hinaus auch Unterstützung zusagt, erscheint zweifelhaft, da die Bilanz der FED nach der Rettungsaktion von Bear Stearns und den Liquiditätshilfen für die Investmentbanken sowieso schon sehr lädiert ist.

Das Hauptargument für eine Einigung ist, dass, falls es keine Einigung über die Rettung von Lehman gibt, einerseites der CDS-Markt einen Schock erleiden würde und andererseits die Aktiva von Lehman auf den Markt kämen, um versilbert zu werden. Dies würde die Preise der Papiere weiter drücken und erneuten Abschreibungsbedarf bei den anderen Banken auslösen. Dies könnte weitere Banken in Bedrängnis bringen. Mit dem Thema CDS und der möglichen Kettenreaktion hatte ich mich hier schon mal beschäftigt.

An dieser Stelle sei mir ein gehässiges Zitat erlaubt. Es stammt von Lehman´s CEO Dick Fuld und ist aus dem Sommer des letzten Jahres:

"Do we have some stuff on the books that would be tough to get rid of? Yes. Am I worried about it? No. If you have some repricing of these things will we lose some money? Yes. Is it going to kill us? Of course not."--Richard Fuld, Lehman Brothers C.E.O. (Financial Times).
Summer 2007
--Richard Fuld, Lehman Brothers C.E.O. (Financial Times).
via Big Picture mit weiteren Zitaten von CEO´s über die positven Aussichten der jeweiligen Banken.

Ich lehne mich zurück, warte darauf, was heute Nacht passiert und nehme noch ein Stück Stachelbeer-Baiser-Kuchen. Wer weiß, wie lange es noch Kuchen gibt.

Euer Kuchenjunkie

Nachtrag 14.09.2008: Am Rande der Krisensitzungen wurde auch über die Problemkandidaten AIG und WaMu gesprochen. Aber im Moment hat man wohl noch drängendere Probleme.

Nachtrag 14.09.2008: WGN und Egghat berichten über das mögliche Scheitern einer Rettung von Lehman, nachdem auch Barclays die Verhandlungen abgebrochen hat. Es könnte einen schwarzen Montag geben. Oder die Rettung in letzter Minute. Barclays geht nicht all-in. Das ist high stakes poker!

Nachtrag 15.09.2008: Lehman stellt Insolvenzantrag! Handelsblatt

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Tja, da hat Lehman Brothers wohl leider den Kürzeren gezogen. Die Bank of America entscheidet sich noch um und rettet jetzt lieber Merrill Lynch. Na man muss ja sehen wo man bleibt und da sehen die wohl noch größeres Potential drin, als bei Lehman. Verrückt, diese Krise. Bin mal gespannt was sich als nächstes so anbahnt, während Lehman nun wohl erstmal mit Insolvenzanträgen beschäftigt ist.

Kuchenjunkie hat gesagt…

Naja, wenigstens die Rechtsanwälte können jetzt noch einmal Honorare verdienen. Insolvenzrecht scheint ein boomendes Geschäftsfeld in der nächsten Zeit zu werden. Aber man braucht ja auch ein neues Betätigungsfeld für Anwälte. M&A ist schon lange tot (bis auf die Zusammenführung von kaputten Banken). Und mit Sammelklagen geschädigter Anleger wird sich auch kein Geld verdienen lassen, wenn kein Geld mehr vom Beklagten zu holen ist, weil der schon längst pleite ist... Ja ich bin auch gespannt was die nächsten Tage und Wochen noch passiert.

Anonym hat gesagt…

Die Titanic sinkt!

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