Sonntag, 28. September 2008

Links 28.09.2008

Ein ereignisreiches Wochenende geht zu Ende. Eine politische Sensation geschah in Bayern. Die marode CSU wurde abgewählt, auch wenn sie sich mit einem Partner an der Regierung wird halten können. Aber diese Nachricht könnte schnell wieder in den Hintergrund gedrängt werden.

Denn das Krachen im Gebälk der Weltfinanz könnte den Paukenschlag aus Bayern übertönen. An diesem Abend wird dringend eine Lösung aus Washington erwartet. Bevor die Märkte in Asien öffnen, muss für den Rettungsplan der USA eine Einigung vorliegen. Gerüchte besagen, dass der Paulson-Plan mit Änderungen angenommen wurde. Danach gibt eine Mittelfreigabe in mehreren Tranchen. "A tally of federal rescue" NYT

Nachdem WaMu unter Schonung der FDIC-Reserven durch JP Morgan gerettet wurde, stehen schon die nächsten Namen im Raum, die die nächsten Schockwellen um den Globus schicken könnten. In den USA wackelt (akut) Wachovia. "Wachovia, weiter geht´s" Querschüsse

In Belgien wird die belgisch-niederlänsische Fortis angezählt. "A Genuine and Immediate Crisis" Daily Standard

In England steht Bradford & Bingley vor dem Aus. Bloomberg

Quasi bei allen Wackelkanditaten ist die Banco Santander angeblich als rettender Käufer im Gespräch. Ausgerechnet eine spanische Bank. Sie ist bereits jetzt die neuntgrößte Bank der Welt.

Und über die britischen Inseln schwappt die Kreditkrise jetzt auch wieder nach Deutschland. Diesmal ist keine Landesbank sondern die Hypo Real Estate betroffen. Handelsblatt

Genauer gesagt die irische Tocher Depfa Bank plc. 1990 war die Deutsche Pfandbriefanstalt privatisiert und an die Börse gebracht worden. 2001 wurde die Depfa Bank aufgespalten in die Aareal Bank, die sich weiterhin der Immoblilienfinanzierung widmete und der irischen Depfa Bank plc, die sich als Staatsfinanzierer betätigte. Erst im Juli 2007 wurde die Depfa Bank plc. von der Hypo Real Estate gekauft. Wikipedia

Mit dem Kauf der Depfa wollte die HRE ein führender Anbieter für Staatsfinanzierungen werden. Die beiden Institute passten scheinbar nur zu gut zusammen, denn wie die FAZ berichtete, war die HRE in den USA mit 10 und in GB mit 14% investiert. Davon entfielen 23% auf möglicherweise überbewertete Immoblilien. Da passt natürlich eine Depfa hervorragend ins Portfolio, die ebenfalls "signifikante Positionen" in den USA hat. Aber darüber hinaus auch noch Positionen in Irland, Spanien und Italien. Passt doch super! FAZ 23.07.2007

Nach dem Handelsblatt sind die Verluste bei der irischen Tochter nun ganz plötzlich aufgetaucht. Aber dafür scheinen sie für die Mutter um so drückender zu sein.

Es wird immer spannender, ob Europa sich einfach weiter zurücklehnen kann mit der Aussage, dass die Finanzkrise ein amerikansisches Problem sei, mit dem Europa nicht so viel zu tun habe. Hinsichtlich der Rettungssysteme in Europa könnte es bald heißen: hic Rhodus, hic salta.

Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß ...

Euer Kuchenjunkie

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Kuchentester,

könntest Du mal hierzu Stellung beziehen:

http://www.financial.de/news/wirtschaftsnachrichten/2008/09/25/linssen-verluste-fur-nrwbank-durch-lehman-pleite-wohl-geringer-2/

Zocken jetzt sogar schon die Zusatzversorgungskassen mit "sicheren" Papieren? Und..wie hoch die Wahrscheinlichkeit, dass es sich nur um die im Beitrag genannten Millionenbeträge handelt und nicht um mehr?

Kuchenjunkie hat gesagt…

Ich verstehe nicht, was Du mit zocken meinst. Das sind doch alles Papiere mit einem AAA Rating. Mündelsicher quasi. Also was soll die Aufregung.

Mal anders gefragt: Wo sollen die Papiere denn sonst sein? Irgendwohin musste der Schrott doch verkauft werden. Das war doch der Sinn der Verbriefung von Kreditrisiken: Das Risiko sollte möglichst weit gestreut werden. Ich möchte nicht wissen wo die Dinger noch überall auftauchen. Das tolle ist halt, dass es zurzeit niemand weiß. Daher haben alle Angst. Ob die Angst begründet ist, weiß ich nicht. Aber wenn man sich mal so umschaut...

Und noch was Tolles: Ich kenne da jemanden, der hat vor Wochen und Monaten gesagt: Ach Finanzkrise, was geht mich das an? Nun ja, wenn man keinen Fonds, keine Lebensversicherung und keine Rentenverischerung hat, dann kann man in der Tat ganz entspannt sein. Ist aber lustig anzuschauen, wie sich die Meinungen relativ schnell ändern können. Ich darf daher vor diesem Hintergrund nochmal an die Demonstration gegen die Vorratsdatenspeicherung erinnen. Könnte sein, dass ansonsten der Meinungsumschwung bei manchen zu spät kommen könnte.

Zurück zum Thema. Bemerkenswert an der Kölner Sache ist auch, dass die Versorungskasse von Bund und Ländern zum Thema Lehman sagt, dass sie die Schieflage bereits vor einem Jahr erkannt hätten und dass das alles jetzt keine Überraschung gewesen sei.

Tja, scheint so, dass manche Versorungskassen klüger sind als anderre.

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