Jetzt taucht der Effe als "one-finger salute" auch in den USA auf. Natürlich im Zusammenhang mit dem Debakel um Fannie Mae und Freddie Mac (Phony und Fraudy).
Der "Erfinder" des one-finger salute ist Michael Oxley. Michael Oxley ist der Mitnamensgeber des Sarbanes-Oxley Act of 2002. Das ist das Gesetz, das nach dem Enron und Worldcom Bilanzskandal erlassen wurde, damit nun endlich Schluss sei mit Manipulationen in der amerikanischen Wirtschaft. Nun ja. Weiter unter schreibe ich dazu noch etwas.
Oxley beschwert sich jetzt jedoch bitter-böse darüber, dass Bush und Greenspan den Federal Housing Finance Reform Act verhindert haben. Das war ein Gesetz aus dem Jahr 2005, das der Regulierung von Fannie und Freddie dienen sollte. Im Kongress gab es eine parteiübergreifende Mehrheit. Man wollte so die Gefahren für Fannie und Freddie und die US-Wirtschaft abwenden, die man bereits im Jahre 2005 erkannt hatte. Aber Bush stoppte das Gesetz:
“What did we get from the White House? We got a one-finger salute.” FTIch weiss nicht, was in dem Gesetz wirklich drinsteht, und ob sich Herr Oxley hier zu recht exkulpieren möchte. Aber es wird doch deutlich, dass die US-Regierung hier nicht vor einer völlig unvorhersehbaren Entwicklung stand. Und dann muss man sich an dieser Stelle wieder das Mantra in Erinnerung rufen, das uns die Vertreter dieser Regierung, allen voran Herr Paulson als Finanzminister, die letzten Monate unermüdlich vorgebetet hat:
Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Die amerikanische Wirtschaft ist in einer exzellenten Verfassung. Die Subprime-Krise ist ein eingedämmt. Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Die amerikanische Wirtschaft ist in einer exzellenten Verfassung. Die Subprime-Krise ist ein eingedämmt... etc etc etc
Wer den Bockmist schon wieder verdrängt haben sollte: Ich habe hier im Blog mitstenographiert. "We have no plans to put money in either thoose institutions" Video Paulson (unten auf der Seite). Zu dem Zeitpunkt (Eröffnung der Spiele in Peking) war jedem klar, dass Fannie und Freddie pleite sind.
Die Namen Oxley und Enron bringen mich aber noch mal auf einen Gedanken, den ich bereits vor Wochen in einer E-Mail geäußert habe: Die Rolle der Rating-Agenturen in diesem Finanzskandal. So müsste man diesen Vorgang nämlich eigentlich bezeichnen. Nicht verharmlosend als Finanzkrise, sondern als Skandal. Nicht umsonst spricht man bei Alt-A Krediten von liar-loans. Nur dass bei der Bank niemand getäuscht wurde, da sich dort niemand für die Einkommenssituation der Schuldner interessierte. Der Kredit wurde ja sowieso weiter gereicht an Anleger (zum Beispiel die IKB), also warum sollte man sich die Arbeit machen und sich das Geschäft kaputt machen?
Damals bei der Enron-Pleite hat die Öffentlichkeit/der Markt auf die Testate der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Anderson vertraut. Zu Unrecht. Heute werden sich einige fragen: Who the fuck is Arthur Anderson? Genau, die gibt es nämlich seit damals nicht mehr. Der Laden wurde von einer Klagewelle geschädigter Anleger eingeholt, die Arthur Anderson letztlich zur Aufgabe zwang. In der Folge wurde der SOA, der o.g. Sarbanes-Oxley-Act verabschiedet.
Nach dem SOA sollten die Bilanzen nicht mehr von denjenigen geprüft werden, die sie erstellt haben, denn dies führt fast zwangsläufig zu Interessenkonflikten bei der Prüfung der Bilanzen. Wenn ein Unternehmen eine Steuerberatung- und Prüfungsgesellschaft dafür gut, sogar sehr gut bezahlt, dass diese eine Bilanz erstellt, dann erwartet dieses Unternehmen, dass der erstellte Abschluss auch von der gleichen Gesellschaft testiert wird. Logisch, schließlich hat sie die Bilanz ja erstellt. Nur wollen die Berater die guten Aufträge in der Regel nicht verlieren, so dass bei Enron zum Beispiel recht "wohlwollend" bilanziert und dieses dann von Arthur Anderson testiert wurde. Bis der Schwindel aufflog. Dies alles wollte man also zukünftig mit dem SOA verhindern.
Dass bei den Rating-Agenturen der gleiche Interessenkonflikt besteht, wie bei den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften vor dem SOA, ist damals aber scheinbar keinem aufgefallen (wirklich nicht?) . Denn auch die Rating-Agenturen werden von ihren Auftraggebern bezahlt. Das sind die Investmentbanken, die ihre Wertpapiere (CDO´s, ABS, RMBS, CMBS und der ganze Buchstabensalat) später für gutes Geld an den Anleger bringen wollen. Natürlich erwartet man als Auftraggeber, wenn man schon zahlt, dass man auch ein ordentliches Rating bekommt. Am besten AAA, auch wenn nur Subprime-Kredite verbrieft werden. Mit welchem scheinheiligen mathematischen Modell dieses Ergebnis gerechtfertigt wird, ist den Banken egal. Sie haben dieses System ja selbst erfunden, also wissen sie, wie man es spielt. Dass bei der Vergabe der Ratings nicht immer so genau hingeguckt wurde, wurde schon mehrfach kolportiert.
Daher gab und gibt es Kritik an den Rating-Agenturen. Mish ist auch unter den Kritikern dieses Systems. Diese Kritik hat viel für sich. Aber vielleicht erledigt sich das Thema ähnlich wie bei Arthur Anderson: Indem eine Klagewelle Geschädigter die Big Three von der Bildfläche spült. Wenn man unter den demnächst arbeitslosen Ex-Mitarbeitern der Rating-Agenturen den einen oder anderen besonders frustrierten findet, könnte man mit deren Insiderkenntnissen und Zeugenaussagen eine Klage stricken. Mal sehen was kommt.
Dann heißt es in ein paar Jahren eventuell: Who the fuck is S&P, Moody´s and Fitch? Ich würde sie nicht vermissen...
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, solange es noch welchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
Update 11.09.08: Sammelklage soll gegen Moody´s schon vor einem Jahr eingereicht worden sein. Welt, NZZ
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