Mittwoch, 10. September 2008

Mal wieder wird Lehman angezählt oder ...

die Todgeweihten grüßen Dich.

Stammleser wissen, dass hier nicht über den sensationellen Wechsel eines ehemaligen Nationaltorhüters in eine andere Sportart berichtet wird, sondern über die viertgrößte amerikanische Investmentbank: Lehman Brothers Holdings Inc.

Nun ja. Diese Investmentbank war ja schon ein paar Mal Thema. Eigentlich stand sie seit dem Zusammenbruch von Bear Stearns unter ständiger Beobachtung und war Gegenstand von Gerüchten, wie hier im Blog zum Beispiel zu lesen war. Bislang galt immer noch die Devise: Totgesagte leben länger.

Nun sieht es mal wieder sehr ernst aus. Die Aktie gab gestern um über 40 % nach. Auslöser der Panik an der Börse war die Nachricht, dass die koreanische KDB doch nicht bei Lehman einsteigen wolle. Die FTD berichtet. Anscheinend sieht der Markt keine andere Möglichkeit für Lehman, wie sie an Kapital kommen sollen.

Mish empfiehlt als strategische Initiative aber unbedingt eine Kapitalerhöhung in Anspielung an die diversen "strategischen" Überlegungen, die seitens des CEO Richard Fuld in den letzten Wochen angestellt wurden und die sich letzlich alle als wenig ergiebig darstellten.

Querschuss bei zeitenwende.ch berichtet, dass zum Ende 2Q 2008 Lehman noch 26 Mrd Dollar Eigenkapital hat. Die Liquidität betrug 6,5 Mrd Dollar. Bei 640 Mrd Dollar an Aktiva gibt das ein Leverage Ratio von immer noch 24 nach 32 ein Quartal zuvor. Interessant dürfte die Frage sein, wie werthaltig die Level 3 assets in Höhe von 41 Mrd Dollar tatsächlich sind.

Mal sehen, ob Lehman genug Freunde bei der Treasury und der FED hat, um die Bank als "too big to fail" einzustufen, so wie es bei Bear Stearns der Fall war. Wobei sich der Fall Bear Stearns wohl eher so darstellt, dass JP Morgan als Counterpart von Bear Stearns bei einer Pleite besonders in Mitleidenschaft gezogen worden wäre, wie Barry Ritholtz von Big Picture zu bedenken gibt. Insofern ist eigentlich JP Morgan gerettet worden. Mit dieser Information kann man auch besser verstehen, wieso Bear Stearns ein systemisches Risiko für den Markt darstellte.

Problematisch für Lehman könnte es werden, wenn man feststellen sollte, dass das systemische Risiko von Lehman nicht so groß ist wie bei Bear Stearns, und man den zukünftig noch verbleibenden, schrumpfenden Markt auch mit weniger Investmentbanken betreiben kann. Außerdem könnte die Politik jetzt demonstrieren, dass man diesen elenden moral hazard bekämpfen möchte und den Gesetzen des Marktes folgen will. Dann könnte das Motto für Lehman demnächst doch anders lauten:

Morituri te salutant (die Todgeweihten grüßen Dich)

Update: naked capitalism stellt ebenfalls die Frage, ob Lehman gerettet wird. Eine Meldung von Reuters kann man so ínterpretieren, dass Reuters indirekt sagt, dass Lehman insolvent ist.

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