Freitag, 17. Oktober 2008

Danke schön, ich sag´ Danke schön

Laßt mich das Rettungspaket noch mal kurz rekapitulieren:

Die Finanzbranche basiert auf dem Gedanken, dass Banken sich Geld ausleihen, um es dann Kreditnehmern zu höheren Zinsen wieder zu verleihen. Damit das auf Dauer gutgeht ist erforderlich, dass der Kredit für eine sinnvolle Investition gegeben wird und dass der Kreditnehmer die Schulden zurückzahlen kann, sprich die Belastung tragen kann. Sehr simpel. Funktioniert schon ziemlich lange.

Nun sind natürlich auf diese Weise die Geschäftsmöglichkeiten limitiert. Gute Schuldner und gute Investionen sind begrenzt. Jetzt wäre es doch schön, wenn man diese Limitierung aufheben könnte. Man leiht also auch an schlechte Schuldner. Das führt nicht nur dazu, dass man mehr Geschäft macht, sondern man kann auch noch mal überproportional am Kredit verdienen, da die schlechten Schuldner natürlich auch einen höheren Zins zahlen müssen. Das Ausfallrisiko ist ja höher. Nun ja, das muss jetzt jede Bank für sich entscheiden, welche Risiken sie eingehen will oder besser nicht eingeht. Die Meldungen der letzten Tage haben gezeigt, dass sich die meisten amerikanischen Banken für das expansive Geschäftsmodell entschieden haben. Na gut, wir leben ja nicht im Sozialismus. Das ist Marktwirtschaft. Jedes Wirtschaftssubjekt trifft autonom seine Entscheidungen.

Diese Geschäftsmodell hat dann zu exorbitanten Gewinnen in der Finanzbranche geführt (zumindest auf dem Papier). Und alle haben dementsprechend verdient und sich die Taschen voll gemacht. Der Makler, der zu hohen Preisen Häuser an den Mann bringen konnte. Die Bank, die den Kredit zu hohen Zinsen vergeben hat. Die Investmentbank, die die Kredite gebündelt und gegen hohe Provision an die Börse gebracht hat. Die Ratingagentur, die gegen hohe Gebühren ihr Bonitätssiegel an das Kreditbündel dran gepappt hat. Und die Anleger, die sich nicht mit den niedrigeren Zinsen für Staatsanleihen begnügen mussten, sondern eine Extra-Rendite einstreichen konnte und sich trotzdem in einer (falschen) AAA-Sicherheit in den Schlaf wiegen konnten. Eine ausführlichere Erklärung gibt es hier.

Tolles Modell. Nennt man im anderen Zusammenhang auch Schneeballsystem oder Ponzi-Scheme. Die funktionieren halt nur solange, wie man genug Dumme findet, die bei steigenden Preisen immer noch einsteigen und darauf hoffen, dass sie wieder einen finden, der wiederum mehr bezahlt als sie selbst. Nur jedes Schneeballsystem bricht irgendwann einmal zusammen. Spätestens wenn jeder ein, zwei, drei oder mehr Immobilien in irgendeiner Vorstadt hat, ist der Zeitpunkt gekommen, wo die Blase platzt. Dann fallen die Häuserpreise. Und sie werden weiter fallen. Insgesamt mindestens 40% sagt Herr Roubini. Im Moment sind wir bei 25%. Der Überhang an Häusern beträgt immer noch 10-11 Monate und das Preis/Miete-Verhältnis beträgt zum Teil noch 22. Langfristiger Durchschnitt ist 15.

Jetzt tritt auf einmal die Bankenlobby auf den Plan und sagt uns: "Also Moment mal. Das mit der Marktwirtschaft, das war nicht so ganz Ernst gemeint. Wir brauchen staatliche Hilfe". Die Politik kann jetzt natürlich zeigen, wie toll sie ist. Endlich wird sie gebraucht. Und anstatt dass sie jetzt den Banken zeigt, dass Marktwirtschaft in beide Richtungen funktioniert, macht sie was? Sie verschleudert unser Steuergeld. Wenn man die Bank schon nicht pleite gehen lassen will, weil das unabsehbare Folgen hätte, warum verstaatlicht man sie denn dann nicht? Alle Aktionäre verlieren ihren Einsatz. Dann werden sie sich beim nächsten Mal genauer überlegen, welche Nasen sie in den Vorstand lassen. Nach einer Übergangsphase kann man die Banken dann wieder privatisieren. Das einzige was jetzt angesagt ist, dass man sich mittels Vorzugsaktien einkaufen will. Dafür sind aber nur 80 Mrd. vorgesehen. 400 Mrd sind für andere Maßnahmen vorgesehen. Was passiert damit?

Nun, da läßt man sich ein Hintertürchen offen:

Ein weiterer möglicher Weg ist, problematische Vermögenswerte aufzukaufen und sie so zeitweise aus den Bankbilanzen zu nehmen.


Wenn das kommt, passiert Folgendes: Die Kredite, die man nicht an vernünftige Menschen verkaufen konnte, werden jetzt dem Steuerzahler auf´s Auge gedrückt. Man tauscht insolvente Schuldner gegen solvente Schuldner aus. Dadurch hat man ein wahnsinnig großes, untragbares Kreditvolumen aufgeblasen und besorgt sich jetzt im nachhinein in Person des Staates den entsprechend großen und solventen Schuldner dazu. Und so trägt der deutsche Steuerzahler die Schulden der Amerikaner ab.

Und an dieser Stelle kann ich nur schon mal sagen: Danke schön!!!

Euer Kuchenjunkie


PS: Manche wollen die Sache noch stoppen. Link Link

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