Thomas Knüwer vom Blog Indiskretion Ehrensache beglückt uns mit einer neuen Wortschöpfung: Geschmacksvolatil.
Nun, fragt sich der geneigte Leser, was diese Neuigkeit in sich birgt, um in diesem Blog Erwähnung zu finden? In diesem Blog geht es ja weniger um die Wahl zum Wort des Jahres, sondern um die aktuelle Finanzkrise.
Dies hat folgenden Hintergrund: Herr Knüwer fühlte sich gemüßigt dazu Stellung zu nehmen, dass ein Blogartikel eines anderen Handelsblatt-Bloggers ohne weitere Erklärung gelöscht wurde. Bei dem Blogger handelt es sich um den Gastblogger Prof. Uhlig, seines Zeichens Wirtschaftswissenschaftler. Herr Prof. Uhlig hatte nun die Chuzpe besessen, unter dem Label des Handelsblattes die Einlagensicherheit bei deutschen Banken in Frage zu stellen und dabei ein paar Namen fallen zu lassen. Wie sich an diesem Wochenende deutlich zeigte nur zu Recht.
Dieser Vorfall blieb zunächst ohne weitere Beachtung. Der Wirtschaftsblogger Egghat stieß dann aber doch auf den Vorfall und berichtete. Don Alphonso nahm diese Steilvorlage auf und schob noch einen vernichtenden Artikel hinterher, in der er das Vorgehen als das bezeichnete, was es war: Zensur. Dieser drastische Vorwurf verhallte nicht unerhört. Feynsinn brandmarkt. Niggemeier verlinkt nur mal kurz auf den Streit, sah sich aber als preisgekrönter Medienjournalist nicht genötigt, hierzu auch mal kurz Stellung zu nehmen. Wozu auch? Er hat ja bereits auf die Zensur in China aufmerksam gemacht. In China kennt man ja auch keinen, den man auf die Füße treten könnte. Da scheint das Soll erfüllt zu sein.
Jedenfalls schien damit die Erheblichkeitsschwelle überschritten zu sein, so dass nun Herr Knüwer auf den Plan trat und den Vorfall versuchte herrunterzuspielen. Dabei machte er dann die wenig glückliche Aussage, dass der Begriff Zensur "geschmacksvolatil" sei. Eine zugegeben sehr kreative Wortschöpfung. Allerdings absolut inhaltsleer und unangebracht.
Eine sehr lesenswerte Replik auf Knüwer gibt es von Detlef Gürtler bei Wortistik zu lesen.
Der interessierte Leser kann sich anhand dieses Beispiels mal Gedanken darüber machen, wie es um den Zustand unserer Finanzwelt bestellt ist. Aber noch mehr sollte er sich Gedanken darüber machen, wie es um unsere Medienwelt bestellt ist.
Eines ist nämlich so sicher wie das Amen in der Kirche: In der anstehenden Wirtschaftskrise werden die Anzeigenetats zurückgefahren. Dadurch werden die Medien noch abhängiger als vorher von ihren Anzeigenkunden. Ein großer Kunde kann eventuell über das Überleben einer Zeitung entscheiden. Wie es dann mit der Berichterstattung aussehen wird, kann man hier sehr schön studieren.
Ich habe zwar keine Anzeigenkunden, aber ich nehme dennoch ein Stück Kuchen. Wer weiß, wie lange es noch welchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
PS: Prof. Uhlig bloggt jetzt hier.
Montag, 6. Oktober 2008
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