Donnerstag, 2. Oktober 2008

Finanztest im Morgenmagazin

Heute Morgen nach dem Aufstehen hatte ich Brechreiz. Zuerst dachte ich, es müsste daran liegen, dass ich gestern ein paar Bierchen zuviel getrunken hatte. Dann aber wurde mir klar, dass es am Fernseher liegen musste. Der lief nämlich noch vom gestrigen Abend. Ich hatte "vergessen" ihn auszustellen. Also wurde ich mit dem ARD Morgenmagazin wach. Eigentlich erklärt schon das allein den Brechreiz. Erschwerend kam aber hinzu, dass sich die Redaktion angesichts der dramatischen Finanzkrise dazu entschlossen hatte, eine Expertin ins Studio zu holen, um die aktuellen, richtig kniffligen Fragen der Zuschauer zu beantworten. Eine Dame von Finanztest war auserkoren. Dass ich mir deren Namen nicht merken konnte, muss ich allerdings mir und meinem gestrigen Trinkverhalten ankreiden. Und der Fuchs von Moderator, dessen Name zu merken ich ebenfalls nicht im Stande war, kam auch direkt mit der Knallerfrage schlechthin raus:

F: Frau XY, unsere Zuschauer haben Sorge um ihr Erspartes. Ist das denn zurzeit noch sicher auf der Bank?

Frau XY steigerte diesen Moment der Spannung im Studio fast ins Unermessliche, indem sie so tat, als müsste sie sich das jetzt doch noch mal gut überlegen, aber schon Millisekunden später kam dann das erlösende und wenig überraschende

A: Ja!!!

über ihre Lippen. Die Intonation des Wörtchens Ja hätte ungefähr genauso geklungen, wenn Frau XY nicht im Studio des WDR, sondern nicht weit entfernt im St. Gerion vor dem Altar gestanden hätte. Über ihre Antwort freute sie sich jedenfalls scheinbar genau so wie der Moderator.

Der sprang Frau XY dann noch zur Seite und man erklärte zusammen die Einlagensicherungseinrichtung nach dem Gesetz in Höhe von 20.000 EUR und zusätzlich in "Millionenhöhe" durch die Einlagensicherungfonds der Bankengruppen. Irgendwie geht aber meistens unter, dass bei der staatlichen Einlagensicherung ein Selbstbehalt von 10% vorgesehen ist und dass der Einlagensicherungfonds bei einem richtigen Crash, vor dem sich zurzeit alle fürchten, weder zahlen muss noch kann. Wer es immer noch nicht glaubt, dass es keinen Anspruch gegen den Fonds gibt, der möge hier schauen.

Was nämlich bei einem bankrun passiert, kann man dieser Tage sehr schön in Irland und - jetzt gerade frisch reingekommen - auch in Griechenland begutachten. In diesen Ländern sah man sich nämlich gezwungen von staatlicher Seite die Einlagen zu garantieren, da die Leute alle auf einmal ihr Geld zurück haben wollten. Dies führt immer zum kurzfristigen Zusammenbruch einer Bank. Wenn das dann noch bei mehreren gleichzeitig passiert, dann...

Und das Tolle ist, dass damit in Europa ein Zweiklassensystem der Einlagensicherung eingeführt wurde, wie Willem schon angemerkt hat (Ich hoffe er verzeiht mir die Kumpanei). In Deutschland zum Beispiel Sicherung bis 20.000 und in Griechenland unbegrenzt. Dass dies nicht ganz richtig sein kann, weil dies nichts mehr mit Wettbewerbsgleichheit unter den Banken zu tun hat, ist klar. Von daher wird man das kurzfristig angleichen müssen. Herr Saaarrrrkozy hat ja schon für Samstag nach Paris eingeladen. Mal sehen...

Man darf gespannt sein, ob Frau XY nicht demnächst nochmal im MOMA auftreten darf, mit der frohen Kunde, dass man sich jetzt überhaupt gar keine Gedanken mehr machen muss, da jetzt auch in Deutschland der Staat unbegrenzt für alle Einlagen einstehen will.

Ja, dann werden wir alle beruhigt sein und uns denken:

Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Das Finanzsystem ist gesund und sicher ....

Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß ...

Euer Kuchenjunkie

Nachtrag: Vielleicht hätte Griechenland auch einfach mal den Stromstecker beim Bankenrechenzentrum ziehen soll. Bei so einem Stromausfall - wie in Ostdeutschland - kann man natürlich auch Mittelabflüsse verhindern, wenn kein Geldautomat mehr funktioniert.

Nachtrag 6.10.2008: Tja, das ging ja wieder mal schneller als erwartet. Heute Abend haben sich die Bundeskanzlerin und der Bundesfinanzminister vor die Kameras gestellt und verkündet, dass ab sofort der Staat für alle deutschen privaten Spareinlagen, Termingelder und Girokontoguthaben in Höhe von 568 Mrd. EUR garantieren wird. Da wird wohl, wie von mir prognostiziert, ein neuer Auftritt von Frau Lauenburg im MoMa fällig.

Aufgrund der neuen Lage habe ich mir nochmal diesen Beitrag hier angeschaut. Ich muss zugeben, dass ich mit Frau Ariane Lauenburg von Finanztest etwas sehr hart ins Gericht gegangen bin. Das lag wohl auch an meinem seinerzeitigen Gemütszustand und an meiner generellen Abneigung gegenüber dem MoMa. Ich habe mir in der ARD Mediathek das MoMa Interview nochmal angeschaut. Auf die Frage des Moderators hat sie nicht lediglich mit einem simplem Ja geantwortet, sondern die Einlagensicherungen im Grundsatz korrekt dargestellt. Auch auf die Selbstbeteiligung von 10 Prozent hat sie hingewiesen. Aber was mich nach wie vor ärgert, sind ist die Darstellung der Tragfähigkeit der freiwilligen Sicherungssysteme. Was mich auf die Palme gebracht ist diese Verharmlosung der Lage, dass man sich überhaupt keine Sorgen machen muss. Nach wie vor halte ich den Auftritt für keine Glanzleistung. Zumindest lag sie richtig, dass der Staat nun eintreten wird. Aber ob deshalb jetzt alles gut ist, wage ich zu bezweifeln. Zur Ehrenrettung von Frau Lauenburg daher hier die Passage im Volltext:

M: Viele Menschen sind jetzt verunsichert. Ist denn die Angst berechtigt, dass die große internationale Finanzkrise irgendwann einmal bei meiner kleinen Bankfiliale ankommt?

L: Eigentlich nicht. Man muss überhaupt keine Panik haben. Insbesondere wenn es jetzt um Spareinlagen, Festgelder oder Geldern auf Girokonten geht. Die sind absolut sicher. Da geht um die gesetzliche Einlagensicherung, die 90 Prozent, höchstens aber 20.000 EUR absichert. Aber darüber hinaus gibt es in Deutschland auch noch die freiwilligen Einlagensicherungsysteme der Privatbanken auch die Genossenschaften und Sparkassen haben Einlagensicherungen. Und da sind Anlegergelder in Millionenhöhe abgesichert. So dass in diesem klassischen Bereich der Spareinlagen überhaupt kein Grund zur Sorge besteht.

M: Lassen sie mich das nochmal genauer fragen. 20.000 EUR diese Zahl hört man ja jetzt häufiger dieser Tage. 20.000 EUR sind also gesetzlich abgesichert. Über den Staat. Heißt das 20.000 pro Kopf oder pro Konto?

Ehhh... Pro Konto. Und ansonsten ist es halt so, dass die Banken haben so hohe Einlagensicherungen, dass das in Millionenhöhe abgesichert ist. Also ich sage mal so: Wenn alles zusammenbrechen würde, was Sie sich vorstellen können, dann würde sicherlich auch dann der Staat eingreifen, weil ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bundesregierung zulasen würde, dass in Deutschland alles zusammenbricht. Aber bisher haben diese Einlagensicherungsfonds immer wunderbar funktioniert. Und es ist noch niemand, der Geld auf einer Bank hatte, die dann pleite gegangen ist, leer ausgegangen.

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja es war wirklich ein lustiger Kommentar als Angela Merkel wörtlich sagte: "Für die Sicherheit der Spareinlagen garantiere ich." Lustig deswegen weil ich genau weiss, dass Frau Merkel selbst soviel Geld garnicht hat :-). Und in ihrer Funktion als Bundeskanzler selbstherrlich eine solche Zusage garnicht machen kann.

Frau Lauenburg.... Erstaunlich wenn man sich ihren Lebsnalauf ansieht: (http://www.radioberlin.de/service/expertenrunde/experten/arianne_lauenburg.html). Die Dame hat nie was wirtschaftliches studiert, und sich von der Sozialpädagogin zur Finanzexpertin während ihrer Prüfertätigkeit bei Finanztest weiterentwickelt.

Was solls, ein ehemaliger "Steinewerfer" wurde ja auch Aussenminister und glänzte mit besch.... techenden Englischkenntnissen.

Wer sich so alles Experte für was auch immer nennen darf ist schon erstaunlich.

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