Dienstag, 7. Oktober 2008
Anatomie einer Finanzkrise
Ok, ich habe auf ihn zwar schon x-mal verlinkt und lobe ihn ständig über den grünen Klee, aber scheinbar wird er leider nur zu selten gelesen. Vielleicht weil er nicht auf Deutsch sondern auf Englisch bloggt: Nouriel Roubini.
Sein wohl bester Beitrag stammt aus dem Februar dieses Jahres, als er den Ablauf der kommenden Finanzkrise in 12 Schritten darstellte. Man beachte, dass zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Bear Stearns noch nicht kollabiert war. Die Geschehnisse auf den Finanzmärkten weisen eine so starke Ähnlichkeit mit den Voraussagen von Nouriel Roubini auf, dass man fast glauben könnte, dass sein Artikel als Drehbuch für die Realität diente.
Diesen faszinierenden Artikel (hier frei erhältlich, hier gekürzt) hat Querschuss dankenswerterweise nun nochmals in deutscher Sprache zusammengefasst. Gleichzeitig kommentiert Querschuss vorne weg das neue Einlagensicherungssystem ala Merkel/Steinbrück. Kurz gesagt: Beruhigungspille fürs Sparervolk.
Wer bislang erfolglos nach den Ursachen der Finanzkrise gesucht hat, dem werden dort die Augen geöffnet. Lesenswert.
Nachtrag: 70 min Video von der Princeton University über die Finanzkrise (maturity mismatch, counterparty credit risk, cds spreads up, ratings down, margin calls). Gefunden bei Baumhaus.
Nachtrag 8.10.2008:
Na sowas! Nachdem Querschuss den Artikel von Roubini "12 Schritte zur finanziellen Kernschmelze" wieder in Erinnerung gerufen hat, ist es einen Tag später nun Roubini selbst, der seinen Artikel nochmals bespricht. Man kann es ihm ja nicht verübeln, da er lange Zeit für seinen Pessimismus verspottet wurde, dass er sich nun in der entgegenschlagenden Anerkennung sonnen möchte. Aber über die Wiederholung hinaus bietet er auch ein Lösungspaket an, das die Politik seiner Meinung nach umsetzen muss, um die Vollendung seines 12-Punkte-Plans abzuwenden: Den Zusammenbruch des Finanzsystems.
Vier Schritte sind es, die Roubini für geboten hält:
1. Eine Triage (Begriff aus der Militärmedizin: Auswahl bei einem Massenanfall von Verletzten zwischen überlebensfähigen und nicht überlebensfähigen Patienten bei nicht ausreichenden medizinischen Ressourcen) hat zu erfolgen zwischen insolventen einerseites und überlebensfähigen Banken andererseites, die es lohnt zu rekapitalisieren. Die insolventen müssen geschlossen werden und Kapitalerhöhungen bei den zu rettenden Banken durchgeführt werden. Ebenso brauchen Nichtbanken Liquiditätsspritzen. Eine direkte Kreditvergabe an kleine Unternehmen wäre auch hilfreich. Den Plan der USA zum Aufkauf von Commercial Paper (CP, Schuldscheine für kurzfristige Verbindlichkeiten von Unternehmen) befürwortet Roubini.
2. zeitlich begrenzte vollständige Einlagensicherung durch den Staat, aber gefolgt von einer Schließung der insolventen Banken, um moral hazard zu vermeiden (s.o.)
3. Eine Änderung des fehlerhaften 700 Mrd. TARP-Programmes.
a) Direkte Staatsbeteiligungen an Banken in Verbindung mit privaten Kapitalgebern. Aussetzen von Dividenzahlungen an Altaktionäre.
b) Reduzierung der Hypothekenschulden gegenüber den Hauseigentümern, um die Zwangsversteigerungen zu stoppen.
c) Insolvente Banken schließen
4. Eine Nachfrageprogramm in Höhe von 300 Mrd. Dollar, das dazu genutzt werden sollte, Steuererleichterungen für die Geringverdiener zu geben und Infrastrukturprojekte und grüne Technologie zu finanzieren. Ansonsten droht ein erheblicher Nachfrageausfall.
- - - -
Also ich glaube, was Herrn Prof. Roubini besonders am Herzen liegt, ist die Triage, so oft wie dieses Wort wiederholt. Die heutige koordinierte Leitzinssenkung aller wichtigen Zentralbanken um 0,5 Prozent hält er für richtig, aber dies würde nichts am eigentlichen Problem ändern. Und dieses Problem heisst mangelnde Eigenkapitalausstattung. Daraus resultiert ist die Angst vor einem Kreditausfall, wenn es zu weiteren Abschreibungen kommt. Er sieht den Zinssatz der FED am Ende des Zyklus´ eher bei 0 als 1 Prozent!
Sein wohl bester Beitrag stammt aus dem Februar dieses Jahres, als er den Ablauf der kommenden Finanzkrise in 12 Schritten darstellte. Man beachte, dass zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Bear Stearns noch nicht kollabiert war. Die Geschehnisse auf den Finanzmärkten weisen eine so starke Ähnlichkeit mit den Voraussagen von Nouriel Roubini auf, dass man fast glauben könnte, dass sein Artikel als Drehbuch für die Realität diente.
Diesen faszinierenden Artikel (hier frei erhältlich, hier gekürzt) hat Querschuss dankenswerterweise nun nochmals in deutscher Sprache zusammengefasst. Gleichzeitig kommentiert Querschuss vorne weg das neue Einlagensicherungssystem ala Merkel/Steinbrück. Kurz gesagt: Beruhigungspille fürs Sparervolk.
Wer bislang erfolglos nach den Ursachen der Finanzkrise gesucht hat, dem werden dort die Augen geöffnet. Lesenswert.
Nachtrag: 70 min Video von der Princeton University über die Finanzkrise (maturity mismatch, counterparty credit risk, cds spreads up, ratings down, margin calls). Gefunden bei Baumhaus.
Nachtrag 8.10.2008:
Na sowas! Nachdem Querschuss den Artikel von Roubini "12 Schritte zur finanziellen Kernschmelze" wieder in Erinnerung gerufen hat, ist es einen Tag später nun Roubini selbst, der seinen Artikel nochmals bespricht. Man kann es ihm ja nicht verübeln, da er lange Zeit für seinen Pessimismus verspottet wurde, dass er sich nun in der entgegenschlagenden Anerkennung sonnen möchte. Aber über die Wiederholung hinaus bietet er auch ein Lösungspaket an, das die Politik seiner Meinung nach umsetzen muss, um die Vollendung seines 12-Punkte-Plans abzuwenden: Den Zusammenbruch des Finanzsystems.
Vier Schritte sind es, die Roubini für geboten hält:
1. Eine Triage (Begriff aus der Militärmedizin: Auswahl bei einem Massenanfall von Verletzten zwischen überlebensfähigen und nicht überlebensfähigen Patienten bei nicht ausreichenden medizinischen Ressourcen) hat zu erfolgen zwischen insolventen einerseites und überlebensfähigen Banken andererseites, die es lohnt zu rekapitalisieren. Die insolventen müssen geschlossen werden und Kapitalerhöhungen bei den zu rettenden Banken durchgeführt werden. Ebenso brauchen Nichtbanken Liquiditätsspritzen. Eine direkte Kreditvergabe an kleine Unternehmen wäre auch hilfreich. Den Plan der USA zum Aufkauf von Commercial Paper (CP, Schuldscheine für kurzfristige Verbindlichkeiten von Unternehmen) befürwortet Roubini.
2. zeitlich begrenzte vollständige Einlagensicherung durch den Staat, aber gefolgt von einer Schließung der insolventen Banken, um moral hazard zu vermeiden (s.o.)
3. Eine Änderung des fehlerhaften 700 Mrd. TARP-Programmes.
a) Direkte Staatsbeteiligungen an Banken in Verbindung mit privaten Kapitalgebern. Aussetzen von Dividenzahlungen an Altaktionäre.
b) Reduzierung der Hypothekenschulden gegenüber den Hauseigentümern, um die Zwangsversteigerungen zu stoppen.
c) Insolvente Banken schließen
4. Eine Nachfrageprogramm in Höhe von 300 Mrd. Dollar, das dazu genutzt werden sollte, Steuererleichterungen für die Geringverdiener zu geben und Infrastrukturprojekte und grüne Technologie zu finanzieren. Ansonsten droht ein erheblicher Nachfrageausfall.
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Also ich glaube, was Herrn Prof. Roubini besonders am Herzen liegt, ist die Triage, so oft wie dieses Wort wiederholt. Die heutige koordinierte Leitzinssenkung aller wichtigen Zentralbanken um 0,5 Prozent hält er für richtig, aber dies würde nichts am eigentlichen Problem ändern. Und dieses Problem heisst mangelnde Eigenkapitalausstattung. Daraus resultiert ist die Angst vor einem Kreditausfall, wenn es zu weiteren Abschreibungen kommt. Er sieht den Zinssatz der FED am Ende des Zyklus´ eher bei 0 als 1 Prozent!
Montag, 6. Oktober 2008
Geschmacksvolatil
Thomas Knüwer vom Blog Indiskretion Ehrensache beglückt uns mit einer neuen Wortschöpfung: Geschmacksvolatil.
Nun, fragt sich der geneigte Leser, was diese Neuigkeit in sich birgt, um in diesem Blog Erwähnung zu finden? In diesem Blog geht es ja weniger um die Wahl zum Wort des Jahres, sondern um die aktuelle Finanzkrise.
Dies hat folgenden Hintergrund: Herr Knüwer fühlte sich gemüßigt dazu Stellung zu nehmen, dass ein Blogartikel eines anderen Handelsblatt-Bloggers ohne weitere Erklärung gelöscht wurde. Bei dem Blogger handelt es sich um den Gastblogger Prof. Uhlig, seines Zeichens Wirtschaftswissenschaftler. Herr Prof. Uhlig hatte nun die Chuzpe besessen, unter dem Label des Handelsblattes die Einlagensicherheit bei deutschen Banken in Frage zu stellen und dabei ein paar Namen fallen zu lassen. Wie sich an diesem Wochenende deutlich zeigte nur zu Recht.
Dieser Vorfall blieb zunächst ohne weitere Beachtung. Der Wirtschaftsblogger Egghat stieß dann aber doch auf den Vorfall und berichtete. Don Alphonso nahm diese Steilvorlage auf und schob noch einen vernichtenden Artikel hinterher, in der er das Vorgehen als das bezeichnete, was es war: Zensur. Dieser drastische Vorwurf verhallte nicht unerhört. Feynsinn brandmarkt. Niggemeier verlinkt nur mal kurz auf den Streit, sah sich aber als preisgekrönter Medienjournalist nicht genötigt, hierzu auch mal kurz Stellung zu nehmen. Wozu auch? Er hat ja bereits auf die Zensur in China aufmerksam gemacht. In China kennt man ja auch keinen, den man auf die Füße treten könnte. Da scheint das Soll erfüllt zu sein.
Jedenfalls schien damit die Erheblichkeitsschwelle überschritten zu sein, so dass nun Herr Knüwer auf den Plan trat und den Vorfall versuchte herrunterzuspielen. Dabei machte er dann die wenig glückliche Aussage, dass der Begriff Zensur "geschmacksvolatil" sei. Eine zugegeben sehr kreative Wortschöpfung. Allerdings absolut inhaltsleer und unangebracht.
Eine sehr lesenswerte Replik auf Knüwer gibt es von Detlef Gürtler bei Wortistik zu lesen.
Der interessierte Leser kann sich anhand dieses Beispiels mal Gedanken darüber machen, wie es um den Zustand unserer Finanzwelt bestellt ist. Aber noch mehr sollte er sich Gedanken darüber machen, wie es um unsere Medienwelt bestellt ist.
Eines ist nämlich so sicher wie das Amen in der Kirche: In der anstehenden Wirtschaftskrise werden die Anzeigenetats zurückgefahren. Dadurch werden die Medien noch abhängiger als vorher von ihren Anzeigenkunden. Ein großer Kunde kann eventuell über das Überleben einer Zeitung entscheiden. Wie es dann mit der Berichterstattung aussehen wird, kann man hier sehr schön studieren.
Ich habe zwar keine Anzeigenkunden, aber ich nehme dennoch ein Stück Kuchen. Wer weiß, wie lange es noch welchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
PS: Prof. Uhlig bloggt jetzt hier.
Nun, fragt sich der geneigte Leser, was diese Neuigkeit in sich birgt, um in diesem Blog Erwähnung zu finden? In diesem Blog geht es ja weniger um die Wahl zum Wort des Jahres, sondern um die aktuelle Finanzkrise.
Dies hat folgenden Hintergrund: Herr Knüwer fühlte sich gemüßigt dazu Stellung zu nehmen, dass ein Blogartikel eines anderen Handelsblatt-Bloggers ohne weitere Erklärung gelöscht wurde. Bei dem Blogger handelt es sich um den Gastblogger Prof. Uhlig, seines Zeichens Wirtschaftswissenschaftler. Herr Prof. Uhlig hatte nun die Chuzpe besessen, unter dem Label des Handelsblattes die Einlagensicherheit bei deutschen Banken in Frage zu stellen und dabei ein paar Namen fallen zu lassen. Wie sich an diesem Wochenende deutlich zeigte nur zu Recht.
Dieser Vorfall blieb zunächst ohne weitere Beachtung. Der Wirtschaftsblogger Egghat stieß dann aber doch auf den Vorfall und berichtete. Don Alphonso nahm diese Steilvorlage auf und schob noch einen vernichtenden Artikel hinterher, in der er das Vorgehen als das bezeichnete, was es war: Zensur. Dieser drastische Vorwurf verhallte nicht unerhört. Feynsinn brandmarkt. Niggemeier verlinkt nur mal kurz auf den Streit, sah sich aber als preisgekrönter Medienjournalist nicht genötigt, hierzu auch mal kurz Stellung zu nehmen. Wozu auch? Er hat ja bereits auf die Zensur in China aufmerksam gemacht. In China kennt man ja auch keinen, den man auf die Füße treten könnte. Da scheint das Soll erfüllt zu sein.
Jedenfalls schien damit die Erheblichkeitsschwelle überschritten zu sein, so dass nun Herr Knüwer auf den Plan trat und den Vorfall versuchte herrunterzuspielen. Dabei machte er dann die wenig glückliche Aussage, dass der Begriff Zensur "geschmacksvolatil" sei. Eine zugegeben sehr kreative Wortschöpfung. Allerdings absolut inhaltsleer und unangebracht.
Eine sehr lesenswerte Replik auf Knüwer gibt es von Detlef Gürtler bei Wortistik zu lesen.
Der interessierte Leser kann sich anhand dieses Beispiels mal Gedanken darüber machen, wie es um den Zustand unserer Finanzwelt bestellt ist. Aber noch mehr sollte er sich Gedanken darüber machen, wie es um unsere Medienwelt bestellt ist.
Eines ist nämlich so sicher wie das Amen in der Kirche: In der anstehenden Wirtschaftskrise werden die Anzeigenetats zurückgefahren. Dadurch werden die Medien noch abhängiger als vorher von ihren Anzeigenkunden. Ein großer Kunde kann eventuell über das Überleben einer Zeitung entscheiden. Wie es dann mit der Berichterstattung aussehen wird, kann man hier sehr schön studieren.
Ich habe zwar keine Anzeigenkunden, aber ich nehme dennoch ein Stück Kuchen. Wer weiß, wie lange es noch welchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
PS: Prof. Uhlig bloggt jetzt hier.
Samstag, 4. Oktober 2008
Gründung des 1. DWB- Fanclubs
Hiermit verkünde ich die Gründung des 1. Deutschen Willem Buiter Fanclubs. Nach den Ergebnissen der Googlesuche zu urteilen, gibt es noch keinen solchen Fanclub. Weitere Anträge auf Vereinsbeitritt werden gerne entgegengenommen und können als Kommentar gepostet werden.
Grund für meinen Überschwang ist sein aktueller Artikel in der FT:
Corporate governance in the financial sector: state share ownership
Darin zeigt uns Herr Buiter auf, wie man den Finanzsektor rekapitalisiert und dabei möglichst wenig Steuergelder zum Fenster rausschmeißt. Das erschreckende Gegenbeispiel wird uns gerade in USA vorgeführt. Viel Spaß dabei.
Grund für meinen Überschwang ist sein aktueller Artikel in der FT:
Corporate governance in the financial sector: state share ownership
Darin zeigt uns Herr Buiter auf, wie man den Finanzsektor rekapitalisiert und dabei möglichst wenig Steuergelder zum Fenster rausschmeißt. Das erschreckende Gegenbeispiel wird uns gerade in USA vorgeführt. Viel Spaß dabei.
Freitag, 3. Oktober 2008
Time for change
Zwei Erkenntnisse aus den letzten Tagen:
Es hat schon eine gewisse zynische Note, wenn man Obama zugestehen muss, dass er kein treffenderes Motto für seinen Wahlkampf hätte wählen können: Time for change. Für einen kurzen Augenblick könnte man geneigt sein, sich der Meinung anzuschliessen, dass wir einen neuen Messias vor uns haben. Doch mit den prophetischen Fähigkeiten des Präsidentschaftskandidaten kann es dann doch nicht so weit her sein, wenn wir uns daran erinnern, dass er das Gesetz zur Regulierung von Phony und Fraudy abgelehnt hat.
Es ist auch offensichtlich, dass der Bewerber sein Motto sicherlich anders verstanden haben wissen wollte als es sich jetzt angesichts des heraufziehenden Gewitters am Wirtschaftshimmel darstellt:
Weniger Konsum. Weniger Arbeitsplätze. Weniger Wohlstand. Weniger Freiheit. Mehr Staat.
Ein Präsident Obama würde als der Präsident für "change" in die Geschichtsbücher eingehen. Nur glaube ich, dass er und seine Wähler sich das etwas anders vorgestellt haben.
Und die zweite Erkenntnis ist: Das Gleiche gilt auch für einen Präsidenten McCain.
(früherer Beitrag 20.08.2008: SOS aus New York, über die anstehenden Herausforderungen)
So und jetzt auf ins verlängerte Wochenende. Bislang grüßte das Murmeltier ja immer sonntags in Form der FDIC, die dann jeweils bekannt gab, bei welchen Banken die Neonschilder über dem Eingang ausgewechselt werden müssen. Ich bin mal gespannt, ob das Murmeltier dieses Wochenende einen Abstecher nach Frankreich macht.
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß...
Euer Kuchenjunkie
PS: Wo wir schon beim Thema "change" sind. Wie gefällt Euch der neue Bloguntertitel? Ich dachte, wenn ich schon das Thema wechsel, dann kann ich das ja zumindest im Untertitel zum Ausdruck bringen.
Nachtrag 5.10.2008:
Das Treffen in Paris ist ergebnislos geblieben. Einzige Botschaft war, dass jedes Land seine eigene Suppe auslöffeln soll. Deutschland will nicht für den Schrott der anderen zahlen. Eine echte Lösungsstrategie sieht anders aus.
Es hat schon eine gewisse zynische Note, wenn man Obama zugestehen muss, dass er kein treffenderes Motto für seinen Wahlkampf hätte wählen können: Time for change. Für einen kurzen Augenblick könnte man geneigt sein, sich der Meinung anzuschliessen, dass wir einen neuen Messias vor uns haben. Doch mit den prophetischen Fähigkeiten des Präsidentschaftskandidaten kann es dann doch nicht so weit her sein, wenn wir uns daran erinnern, dass er das Gesetz zur Regulierung von Phony und Fraudy abgelehnt hat.
Es ist auch offensichtlich, dass der Bewerber sein Motto sicherlich anders verstanden haben wissen wollte als es sich jetzt angesichts des heraufziehenden Gewitters am Wirtschaftshimmel darstellt:
Weniger Konsum. Weniger Arbeitsplätze. Weniger Wohlstand. Weniger Freiheit. Mehr Staat.
Ein Präsident Obama würde als der Präsident für "change" in die Geschichtsbücher eingehen. Nur glaube ich, dass er und seine Wähler sich das etwas anders vorgestellt haben.
Und die zweite Erkenntnis ist: Das Gleiche gilt auch für einen Präsidenten McCain.
(früherer Beitrag 20.08.2008: SOS aus New York, über die anstehenden Herausforderungen)
So und jetzt auf ins verlängerte Wochenende. Bislang grüßte das Murmeltier ja immer sonntags in Form der FDIC, die dann jeweils bekannt gab, bei welchen Banken die Neonschilder über dem Eingang ausgewechselt werden müssen. Ich bin mal gespannt, ob das Murmeltier dieses Wochenende einen Abstecher nach Frankreich macht.
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß...
Euer Kuchenjunkie
PS: Wo wir schon beim Thema "change" sind. Wie gefällt Euch der neue Bloguntertitel? Ich dachte, wenn ich schon das Thema wechsel, dann kann ich das ja zumindest im Untertitel zum Ausdruck bringen.
Nachtrag 5.10.2008:
Das Treffen in Paris ist ergebnislos geblieben. Einzige Botschaft war, dass jedes Land seine eigene Suppe auslöffeln soll. Deutschland will nicht für den Schrott der anderen zahlen. Eine echte Lösungsstrategie sieht anders aus.
Foreclosure Alley
Kleiner Realitätscheck:
So sieht das aus, wenn amerikanische Familien ihr Haus aufgeben müssen, weil sie die Raten nicht bezahlen können und sich in den "walk away" retten. Mit dem "walk away" werden sie zumindest die Schulden los ... Video via BlownMortgage
Gleichzeitig bekommen die Banker, die das (mit-) zu verantworten haben, riesige Abfindungen und Spekulanten sollen mit Steuergeldern in Milliardenhöhe schadlos gehalten werden? Wie will man das den Bürgern/Wählern in den USA erklären??? Selbst ein hartgesottener IWF-Ökonom meldet seine Zweifel an der Redlichkeit des Paulson-Plans an.
Da ist es doch beruhigend, dass die USA eine heimkehrende Kampfeinheit aus dem Irak der NorthCom unterstellen. Diese Einheit hat nämlich bereits gute Dienste im Irak geleistet, wenn es darum ging, Aufstände mit nicht-tödlichen Waffen niederzuschlagen. Und jetzt, so berichtet die ArmyTimes, dürfen die Jungs auch in der Heimat zeigen, was sie so drauf haben. Notfalls. Tja, da fühlt man sich direkt viel sicherer. Bin mal gespannt, wann unser Rollstuhlfahrer wieder einen Vorstoß in diese Richtung unternimmt. Es ist ja "sein" Tag heute.
So sieht das aus, wenn amerikanische Familien ihr Haus aufgeben müssen, weil sie die Raten nicht bezahlen können und sich in den "walk away" retten. Mit dem "walk away" werden sie zumindest die Schulden los ... Video via BlownMortgage
Gleichzeitig bekommen die Banker, die das (mit-) zu verantworten haben, riesige Abfindungen und Spekulanten sollen mit Steuergeldern in Milliardenhöhe schadlos gehalten werden? Wie will man das den Bürgern/Wählern in den USA erklären??? Selbst ein hartgesottener IWF-Ökonom meldet seine Zweifel an der Redlichkeit des Paulson-Plans an.
Da ist es doch beruhigend, dass die USA eine heimkehrende Kampfeinheit aus dem Irak der NorthCom unterstellen. Diese Einheit hat nämlich bereits gute Dienste im Irak geleistet, wenn es darum ging, Aufstände mit nicht-tödlichen Waffen niederzuschlagen. Und jetzt, so berichtet die ArmyTimes, dürfen die Jungs auch in der Heimat zeigen, was sie so drauf haben. Notfalls. Tja, da fühlt man sich direkt viel sicherer. Bin mal gespannt, wann unser Rollstuhlfahrer wieder einen Vorstoß in diese Richtung unternimmt. Es ist ja "sein" Tag heute.
Donnerstag, 2. Oktober 2008
Finanztest im Morgenmagazin
Heute Morgen nach dem Aufstehen hatte ich Brechreiz. Zuerst dachte ich, es müsste daran liegen, dass ich gestern ein paar Bierchen zuviel getrunken hatte. Dann aber wurde mir klar, dass es am Fernseher liegen musste. Der lief nämlich noch vom gestrigen Abend. Ich hatte "vergessen" ihn auszustellen. Also wurde ich mit dem ARD Morgenmagazin wach. Eigentlich erklärt schon das allein den Brechreiz. Erschwerend kam aber hinzu, dass sich die Redaktion angesichts der dramatischen Finanzkrise dazu entschlossen hatte, eine Expertin ins Studio zu holen, um die aktuellen, richtig kniffligen Fragen der Zuschauer zu beantworten. Eine Dame von Finanztest war auserkoren. Dass ich mir deren Namen nicht merken konnte, muss ich allerdings mir und meinem gestrigen Trinkverhalten ankreiden. Und der Fuchs von Moderator, dessen Name zu merken ich ebenfalls nicht im Stande war, kam auch direkt mit der Knallerfrage schlechthin raus:
F: Frau XY, unsere Zuschauer haben Sorge um ihr Erspartes. Ist das denn zurzeit noch sicher auf der Bank?
Frau XY steigerte diesen Moment der Spannung im Studio fast ins Unermessliche, indem sie so tat, als müsste sie sich das jetzt doch noch mal gut überlegen, aber schon Millisekunden später kam dann das erlösende und wenig überraschende
A: Ja!!!
über ihre Lippen. Die Intonation des Wörtchens Ja hätte ungefähr genauso geklungen, wenn Frau XY nicht im Studio des WDR, sondern nicht weit entfernt im St. Gerion vor dem Altar gestanden hätte. Über ihre Antwort freute sie sich jedenfalls scheinbar genau so wie der Moderator.
Der sprang Frau XY dann noch zur Seite und man erklärte zusammen die Einlagensicherungseinrichtung nach dem Gesetz in Höhe von 20.000 EUR und zusätzlich in "Millionenhöhe" durch die Einlagensicherungfonds der Bankengruppen. Irgendwie geht aber meistens unter, dass bei der staatlichen Einlagensicherung ein Selbstbehalt von 10% vorgesehen ist und dass der Einlagensicherungfonds bei einem richtigen Crash, vor dem sich zurzeit alle fürchten, weder zahlen muss noch kann. Wer es immer noch nicht glaubt, dass es keinen Anspruch gegen den Fonds gibt, der möge hier schauen.
Was nämlich bei einem bankrun passiert, kann man dieser Tage sehr schön in Irland und - jetzt gerade frisch reingekommen - auch in Griechenland begutachten. In diesen Ländern sah man sich nämlich gezwungen von staatlicher Seite die Einlagen zu garantieren, da die Leute alle auf einmal ihr Geld zurück haben wollten. Dies führt immer zum kurzfristigen Zusammenbruch einer Bank. Wenn das dann noch bei mehreren gleichzeitig passiert, dann...
Und das Tolle ist, dass damit in Europa ein Zweiklassensystem der Einlagensicherung eingeführt wurde, wie Willem schon angemerkt hat (Ich hoffe er verzeiht mir die Kumpanei). In Deutschland zum Beispiel Sicherung bis 20.000 und in Griechenland unbegrenzt. Dass dies nicht ganz richtig sein kann, weil dies nichts mehr mit Wettbewerbsgleichheit unter den Banken zu tun hat, ist klar. Von daher wird man das kurzfristig angleichen müssen. Herr Saaarrrrkozy hat ja schon für Samstag nach Paris eingeladen. Mal sehen...
Man darf gespannt sein, ob Frau XY nicht demnächst nochmal im MOMA auftreten darf, mit der frohen Kunde, dass man sich jetzt überhaupt gar keine Gedanken mehr machen muss, da jetzt auch in Deutschland der Staat unbegrenzt für alle Einlagen einstehen will.
Ja, dann werden wir alle beruhigt sein und uns denken:
Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Das Finanzsystem ist gesund und sicher ....
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß ...
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag: Vielleicht hätte Griechenland auch einfach mal den Stromstecker beim Bankenrechenzentrum ziehen soll. Bei so einem Stromausfall - wie in Ostdeutschland - kann man natürlich auch Mittelabflüsse verhindern, wenn kein Geldautomat mehr funktioniert.
Nachtrag 6.10.2008: Tja, das ging ja wieder mal schneller als erwartet. Heute Abend haben sich die Bundeskanzlerin und der Bundesfinanzminister vor die Kameras gestellt und verkündet, dass ab sofort der Staat für alle deutschen privaten Spareinlagen, Termingelder und Girokontoguthaben in Höhe von 568 Mrd. EUR garantieren wird. Da wird wohl, wie von mir prognostiziert, ein neuer Auftritt von Frau Lauenburg im MoMa fällig.
Aufgrund der neuen Lage habe ich mir nochmal diesen Beitrag hier angeschaut. Ich muss zugeben, dass ich mit Frau Ariane Lauenburg von Finanztest etwas sehr hart ins Gericht gegangen bin. Das lag wohl auch an meinem seinerzeitigen Gemütszustand und an meiner generellen Abneigung gegenüber dem MoMa. Ich habe mir in der ARD Mediathek das MoMa Interview nochmal angeschaut. Auf die Frage des Moderators hat sie nicht lediglich mit einem simplem Ja geantwortet, sondern die Einlagensicherungen im Grundsatz korrekt dargestellt. Auch auf die Selbstbeteiligung von 10 Prozent hat sie hingewiesen. Aber was mich nach wie vor ärgert, sind ist die Darstellung der Tragfähigkeit der freiwilligen Sicherungssysteme. Was mich auf die Palme gebracht ist diese Verharmlosung der Lage, dass man sich überhaupt keine Sorgen machen muss. Nach wie vor halte ich den Auftritt für keine Glanzleistung. Zumindest lag sie richtig, dass der Staat nun eintreten wird. Aber ob deshalb jetzt alles gut ist, wage ich zu bezweifeln. Zur Ehrenrettung von Frau Lauenburg daher hier die Passage im Volltext:
M: Viele Menschen sind jetzt verunsichert. Ist denn die Angst berechtigt, dass die große internationale Finanzkrise irgendwann einmal bei meiner kleinen Bankfiliale ankommt?
L: Eigentlich nicht. Man muss überhaupt keine Panik haben. Insbesondere wenn es jetzt um Spareinlagen, Festgelder oder Geldern auf Girokonten geht. Die sind absolut sicher. Da geht um die gesetzliche Einlagensicherung, die 90 Prozent, höchstens aber 20.000 EUR absichert. Aber darüber hinaus gibt es in Deutschland auch noch die freiwilligen Einlagensicherungsysteme der Privatbanken auch die Genossenschaften und Sparkassen haben Einlagensicherungen. Und da sind Anlegergelder in Millionenhöhe abgesichert. So dass in diesem klassischen Bereich der Spareinlagen überhaupt kein Grund zur Sorge besteht.
M: Lassen sie mich das nochmal genauer fragen. 20.000 EUR diese Zahl hört man ja jetzt häufiger dieser Tage. 20.000 EUR sind also gesetzlich abgesichert. Über den Staat. Heißt das 20.000 pro Kopf oder pro Konto?
Ehhh... Pro Konto. Und ansonsten ist es halt so, dass die Banken haben so hohe Einlagensicherungen, dass das in Millionenhöhe abgesichert ist. Also ich sage mal so: Wenn alles zusammenbrechen würde, was Sie sich vorstellen können, dann würde sicherlich auch dann der Staat eingreifen, weil ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bundesregierung zulasen würde, dass in Deutschland alles zusammenbricht. Aber bisher haben diese Einlagensicherungsfonds immer wunderbar funktioniert. Und es ist noch niemand, der Geld auf einer Bank hatte, die dann pleite gegangen ist, leer ausgegangen.
F: Frau XY, unsere Zuschauer haben Sorge um ihr Erspartes. Ist das denn zurzeit noch sicher auf der Bank?
Frau XY steigerte diesen Moment der Spannung im Studio fast ins Unermessliche, indem sie so tat, als müsste sie sich das jetzt doch noch mal gut überlegen, aber schon Millisekunden später kam dann das erlösende und wenig überraschende
A: Ja!!!
über ihre Lippen. Die Intonation des Wörtchens Ja hätte ungefähr genauso geklungen, wenn Frau XY nicht im Studio des WDR, sondern nicht weit entfernt im St. Gerion vor dem Altar gestanden hätte. Über ihre Antwort freute sie sich jedenfalls scheinbar genau so wie der Moderator.
Der sprang Frau XY dann noch zur Seite und man erklärte zusammen die Einlagensicherungseinrichtung nach dem Gesetz in Höhe von 20.000 EUR und zusätzlich in "Millionenhöhe" durch die Einlagensicherungfonds der Bankengruppen. Irgendwie geht aber meistens unter, dass bei der staatlichen Einlagensicherung ein Selbstbehalt von 10% vorgesehen ist und dass der Einlagensicherungfonds bei einem richtigen Crash, vor dem sich zurzeit alle fürchten, weder zahlen muss noch kann. Wer es immer noch nicht glaubt, dass es keinen Anspruch gegen den Fonds gibt, der möge hier schauen.
Was nämlich bei einem bankrun passiert, kann man dieser Tage sehr schön in Irland und - jetzt gerade frisch reingekommen - auch in Griechenland begutachten. In diesen Ländern sah man sich nämlich gezwungen von staatlicher Seite die Einlagen zu garantieren, da die Leute alle auf einmal ihr Geld zurück haben wollten. Dies führt immer zum kurzfristigen Zusammenbruch einer Bank. Wenn das dann noch bei mehreren gleichzeitig passiert, dann...
Und das Tolle ist, dass damit in Europa ein Zweiklassensystem der Einlagensicherung eingeführt wurde, wie Willem schon angemerkt hat (Ich hoffe er verzeiht mir die Kumpanei). In Deutschland zum Beispiel Sicherung bis 20.000 und in Griechenland unbegrenzt. Dass dies nicht ganz richtig sein kann, weil dies nichts mehr mit Wettbewerbsgleichheit unter den Banken zu tun hat, ist klar. Von daher wird man das kurzfristig angleichen müssen. Herr Saaarrrrkozy hat ja schon für Samstag nach Paris eingeladen. Mal sehen...
Man darf gespannt sein, ob Frau XY nicht demnächst nochmal im MOMA auftreten darf, mit der frohen Kunde, dass man sich jetzt überhaupt gar keine Gedanken mehr machen muss, da jetzt auch in Deutschland der Staat unbegrenzt für alle Einlagen einstehen will.
Ja, dann werden wir alle beruhigt sein und uns denken:
Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Das Finanzsystem ist gesund und sicher ....
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß ...
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag: Vielleicht hätte Griechenland auch einfach mal den Stromstecker beim Bankenrechenzentrum ziehen soll. Bei so einem Stromausfall - wie in Ostdeutschland - kann man natürlich auch Mittelabflüsse verhindern, wenn kein Geldautomat mehr funktioniert.
Nachtrag 6.10.2008: Tja, das ging ja wieder mal schneller als erwartet. Heute Abend haben sich die Bundeskanzlerin und der Bundesfinanzminister vor die Kameras gestellt und verkündet, dass ab sofort der Staat für alle deutschen privaten Spareinlagen, Termingelder und Girokontoguthaben in Höhe von 568 Mrd. EUR garantieren wird. Da wird wohl, wie von mir prognostiziert, ein neuer Auftritt von Frau Lauenburg im MoMa fällig.
Aufgrund der neuen Lage habe ich mir nochmal diesen Beitrag hier angeschaut. Ich muss zugeben, dass ich mit Frau Ariane Lauenburg von Finanztest etwas sehr hart ins Gericht gegangen bin. Das lag wohl auch an meinem seinerzeitigen Gemütszustand und an meiner generellen Abneigung gegenüber dem MoMa. Ich habe mir in der ARD Mediathek das MoMa Interview nochmal angeschaut. Auf die Frage des Moderators hat sie nicht lediglich mit einem simplem Ja geantwortet, sondern die Einlagensicherungen im Grundsatz korrekt dargestellt. Auch auf die Selbstbeteiligung von 10 Prozent hat sie hingewiesen. Aber was mich nach wie vor ärgert, sind ist die Darstellung der Tragfähigkeit der freiwilligen Sicherungssysteme. Was mich auf die Palme gebracht ist diese Verharmlosung der Lage, dass man sich überhaupt keine Sorgen machen muss. Nach wie vor halte ich den Auftritt für keine Glanzleistung. Zumindest lag sie richtig, dass der Staat nun eintreten wird. Aber ob deshalb jetzt alles gut ist, wage ich zu bezweifeln. Zur Ehrenrettung von Frau Lauenburg daher hier die Passage im Volltext:
M: Viele Menschen sind jetzt verunsichert. Ist denn die Angst berechtigt, dass die große internationale Finanzkrise irgendwann einmal bei meiner kleinen Bankfiliale ankommt?
L: Eigentlich nicht. Man muss überhaupt keine Panik haben. Insbesondere wenn es jetzt um Spareinlagen, Festgelder oder Geldern auf Girokonten geht. Die sind absolut sicher. Da geht um die gesetzliche Einlagensicherung, die 90 Prozent, höchstens aber 20.000 EUR absichert. Aber darüber hinaus gibt es in Deutschland auch noch die freiwilligen Einlagensicherungsysteme der Privatbanken auch die Genossenschaften und Sparkassen haben Einlagensicherungen. Und da sind Anlegergelder in Millionenhöhe abgesichert. So dass in diesem klassischen Bereich der Spareinlagen überhaupt kein Grund zur Sorge besteht.
M: Lassen sie mich das nochmal genauer fragen. 20.000 EUR diese Zahl hört man ja jetzt häufiger dieser Tage. 20.000 EUR sind also gesetzlich abgesichert. Über den Staat. Heißt das 20.000 pro Kopf oder pro Konto?
Ehhh... Pro Konto. Und ansonsten ist es halt so, dass die Banken haben so hohe Einlagensicherungen, dass das in Millionenhöhe abgesichert ist. Also ich sage mal so: Wenn alles zusammenbrechen würde, was Sie sich vorstellen können, dann würde sicherlich auch dann der Staat eingreifen, weil ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bundesregierung zulasen würde, dass in Deutschland alles zusammenbricht. Aber bisher haben diese Einlagensicherungsfonds immer wunderbar funktioniert. Und es ist noch niemand, der Geld auf einer Bank hatte, die dann pleite gegangen ist, leer ausgegangen.
Geniale Übersicht
über den Ablauf der Finanzkrise. Zeitstrahl beginnt bei der IKB im Juli 2007 und endet im Oktober 2008 mit den Pleiten von HRE und Dexia
NYT
NYT
Gib´ Ihnen Saures, Willem!
Willem Buiter in der FT über den irischen bailout für irische Banken.
The Irish solution: unlawful, beggar-thy-neighbour and short sighted, but apart from that OK
The Irish solution: unlawful, beggar-thy-neighbour and short sighted, but apart from that OK
Mittwoch, 1. Oktober 2008
Freiheit statt Angst
Ich unterstütze die Demonstration gegen die verfassungswidrige Vorratsdatenspeicherung am 11.10.2008 in Berlin, Alexanderplatz.
Die Demonstration steht unter dem Motto:
Freiheit statt Angst
Jeder, der ein Interesse daran hat, dass dieser Staat nicht irgendwann wieder in alte Verhaltensmuster zurückfällt, ist aufgerufen, nach Berlin zukommen.
Auf der Internetseite des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung findet man Informationen über die mit der Vorratsdatenspeicherung verbundenen Gefahren.
Für die Demonstrationsteilnehmer wurden Bustransfers aus zahlreichen Großstädten nach Berlin organisiert, so dass man relativ preiswert nach Berlin reisen kann, wenn der Geldbeutel nicht so prall sein sollte (Möglichkeiten der Anreise und Übernachtung).
Wenn man Bürgerrechte nicht wahrnimmt und einfordert, verkümmern sie.
Demokratie kann man nur verteidigen, solange sie existiert.
Steht auf, bevor Freiheitskampf Landesverrat genannt wird.
Kommt nach Berlin!
Euer Kuchenjunkie
PS: Vielleicht will ja demnächst der eine oder andere dagegen demonstrieren, dass seine Alterversorung futsch ist oder gegen ungerechte Steuerbelastungen oder gegen unmenschliche Zustände in der Gesundheitsversorung, weil er nicht hinnehmen will, dass dort gespart wird und gleichzeitig Milliarden an Spekulanten gezahlt werden. Dann, wenn die wirklichen Verteilungskämpfe in dieser Gesellschaft losbrechen, dann ist es für einen Staat besonders wichtig zu wissen, was seine Bürger so im Schilde führen.
Die Demonstration steht unter dem Motto:
Freiheit statt Angst
Jeder, der ein Interesse daran hat, dass dieser Staat nicht irgendwann wieder in alte Verhaltensmuster zurückfällt, ist aufgerufen, nach Berlin zukommen.
Auf der Internetseite des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung findet man Informationen über die mit der Vorratsdatenspeicherung verbundenen Gefahren.
Für die Demonstrationsteilnehmer wurden Bustransfers aus zahlreichen Großstädten nach Berlin organisiert, so dass man relativ preiswert nach Berlin reisen kann, wenn der Geldbeutel nicht so prall sein sollte (Möglichkeiten der Anreise und Übernachtung).
Wenn man Bürgerrechte nicht wahrnimmt und einfordert, verkümmern sie.
Demokratie kann man nur verteidigen, solange sie existiert.
Steht auf, bevor Freiheitskampf Landesverrat genannt wird.
Kommt nach Berlin!
Euer Kuchenjunkie
PS: Vielleicht will ja demnächst der eine oder andere dagegen demonstrieren, dass seine Alterversorung futsch ist oder gegen ungerechte Steuerbelastungen oder gegen unmenschliche Zustände in der Gesundheitsversorung, weil er nicht hinnehmen will, dass dort gespart wird und gleichzeitig Milliarden an Spekulanten gezahlt werden. Dann, wenn die wirklichen Verteilungskämpfe in dieser Gesellschaft losbrechen, dann ist es für einen Staat besonders wichtig zu wissen, was seine Bürger so im Schilde führen.
Roubini on Bloomberg Radio
Radio Interview mit Nouriel Roubini.
Roubini liefert 44 min. Durchblick durch den Finanznebel. Die Zeit sollte man sich nehmen. Die Zeit für Roubini ist wesentlich besser investiert im Vergleich zu der Zeitverschwendung, die man erlebt, wenn man Herrn Norbert Walter heute sprechen hört.
Roubini liefert 44 min. Durchblick durch den Finanznebel. Die Zeit sollte man sich nehmen. Die Zeit für Roubini ist wesentlich besser investiert im Vergleich zu der Zeitverschwendung, die man erlebt, wenn man Herrn Norbert Walter heute sprechen hört.
Dienstag, 30. September 2008
Löwensenf von Martin Wolf
Hier kommt der Löwensenf für die Finanzbockwurst von Martin Wolf:
Da bekommt man doch direkt Appetit auf was Herzhaftes. Wohl bekomm´s!
Endlich mal was anderes, als immer nur aus Frust Kuchen in sich hineinzustopfen.
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag: Eine schwedische Lösung muss her.
Weissgarnix, Wolfgang Münchau, Daniel Gros
Besonders interessant die Ausführungen bei Münchau, der einen Deutsche Bank Test fordert. Was passiert, wenn eine Bank zusammenbricht, die nicht nur "too big to fail", sondern auch "too big to bail out ist"? Die BRD könnte alleine die Deutsche Bank nicht retten. Eine europäische Lösung bei D. Gros.
Nachtrag 1.10.2008:
Und hier ist noch jemand, der das TARP richtig schlecht findet. George Soros "Recapitalise the banking system" FT
Auszüge aus der FT:
It is a pity Mr Paulson did not choose another plan. ...What now? The first effort must be to find a plan that Congress can pass. It is quite possible to find one that protects the taxpayers’ interest better, by insisting on full reimbursement, after assisted companies return to health. Buying preference shares, as Warren Buffett did in Goldman Sachs, would be a good way to do this.
...
The problem is not lack of knowledge of how to do this: we know how to recapitalise and restructure damaged financial systems. The problem is lack of will. Government must start to show it is in control of events. In the twilight of a failed US administration, that may seem far too much to ask. Winston Churchill, Roosevelt’s partner, said: “The United States invariably does the right thing, after having exhausted every other alternative.” The alternatives are now exhausted. It is time for politicians to do the right thing.
Da bekommt man doch direkt Appetit auf was Herzhaftes. Wohl bekomm´s!
Endlich mal was anderes, als immer nur aus Frust Kuchen in sich hineinzustopfen.
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag: Eine schwedische Lösung muss her.
Weissgarnix, Wolfgang Münchau, Daniel Gros
Besonders interessant die Ausführungen bei Münchau, der einen Deutsche Bank Test fordert. Was passiert, wenn eine Bank zusammenbricht, die nicht nur "too big to fail", sondern auch "too big to bail out ist"? Die BRD könnte alleine die Deutsche Bank nicht retten. Eine europäische Lösung bei D. Gros.
Nachtrag 1.10.2008:
Und hier ist noch jemand, der das TARP richtig schlecht findet. George Soros "Recapitalise the banking system" FT
Bananenrepublik?
Wie ich gestern berichtete, macht mal wieder das Wort Bananenrepublik die Runde ob der Ablehnung des bailouts durch den Kongress.
Gestern liefen ja noch alle Amok, weil ein grundfalsches Gesetz zum bailout von Spekulanten mit 228 zu 205 Stimmen im Kongress gescheitert ist . Der Dow Jones brach daraufhin um 777 Punkte ein. Der höchste absolute Tagesverlust. Die Welt ist heute immer noch da. Der Dow Jones gewinnt heute sogar zwischenzeitlich 2,5 % .
Hoffentlich gelingt es der Bush-Administration nicht, 12 Abgeordnete dazu zu bewegen, ihre Meinung zu ändern, um ihr TARP doch noch durchzubekommen.
Warum?
Der Plan ist nicht effektiv, denn er wird sein Ziel verfehlen. Stattdessen ist es Geschenk an die Wall Street und die "well connected", wie N. Roubini zu sagen pflegt. Es gibt keine Möglichkeit das verlorene Geld wieder zurückzuholen. Die verlorenen Vermögenswerte kann man nicht damit wieder zurückholen, indem nun der Staat dafür sorgt, dass die Blase weiter aufgebläht wird. Es muss zu einer Korrektur kommen (diese Korrektur man ja im Case/Shiller-Index eindrucksvoll beobachten). Und die dabei sichtbar werdenden Verluste müssen die tragen, die das Risiko eingegangen sind. Spekulation funktioniert nach oben und unten. Wer über die Werthaltigkeit von Anleihen getäuscht wurde, kann den Emmitenten oder die Ratingagentur verklagen.
Wenn das alles dazu führt, dass eine Bank oder mehrere Banken Insolvenzantrag stellen müssen, dann ist das nicht weiter tragisch. Dann wird man das gesamte Bankensystem in der Folge verstaatlichen müssen. Dies ist eher zu akzeptieren, als wenn der Staat zu überhöhten Preisen Rammschanleihen mit Steuerngeldern aufkauft, um auf diese Weise die Banken zu rekapitalisieren. Ich würde mich nicht wundern, wenn dank dieser Methode genau die Banken/Hedgefunds das Finanzdesaster überleben würden, die zufällig in Verbindung mit Bush oder Paulson stehen bzw. die richtigen Wahlkampfspenden geleistet haben.
Sollte der TARP so Gesetz werden, werden Steuergelder in Milliardenhöhe vergeudet. Denn es ist schlicht ein Märchen, dass die Wertpapiere lediglich im Moment unverkäuflich sind bzw. die derzeit niedrigen Marktpreise Übertreibungen darstellen. Allerdings kann im Moment niemand ernsthaft abschätzen, wie werthaltig diese ganzen Kunstprodukte tatsächlich sind. Es spricht jedoch viel dafür, dass es einen guten Grund dafür gibt, dass sie keiner haben will. Ein Beispiel ist der Verkauf von solchen Level 3 assets von Merrill Lynch an Lone Star zu 22% des Nennwerts. Effiktiv wurden aber nur knapp 6% des Nennwertes vom Hedgefonds bezahlt, da der Rest quasi gestundet wurde. Weitere Abschreibungen gingen zu Lasten Merrill Lynch. FAZ Wenn das also solche Schnäppchen sein sollten, dann würden sich doch alle darauf stürzen bei so niedrigen Preisen.
Also wir sprechen hier nicht von einem Liquiditätsproblem, sondern vom einem Solvenzproblem. Und ich sehe nicht ein, warum dies der Steuerzahler alleine lösen sollte. Im Moment schauen alle noch nach USA. Aber was die Jungs uns da vormachen, könnte ja hier sehr schnell Nachahmer finden.[Nachtrag 1.10.2008: Das ging ja verdammt schnell: Paris will einen 300 Mrd Notfallfonds für EU-Banken und Ackermann freut sich schon] Bei der IKB und der HRE haben wir ja bereits gesehen, wie schnell das geht. Daher muss die Richtschnur klar sein. Steuergelder nur gegen Anteilsrechte. Auf diese Weise kann ebenso die erforderliche Rekapitalisierung stattfinden. Anschließend kann der Staat die (verbliebenen) Institute dann wieder privatisieren. Auf diese Weise kann ein Teil der Kosten wieder eingespielt werden.
Dass bei dieser Vorstellung quasi alle "Experten" aufheulen und den Untergang des Abendlandes verkünden, ist klar. Denn es wäre allein ihr Untergang. Auf solche Experten braucht man nicht zu hören.
Es erscheint höchst fragwürdig, wenn die Finanzbranche einer Wirtschaft zu einem Viertel für deren "Gewinne" verantwortlich ist (wie bis vor kurzem in den USA). Da läuft etwas grundlegend falsch. Die Kreditmärkte sind für das Funktionieren der Realwirtschaft verantwortlich und nicht umgekehrt.
Es darf keinen Sozialismus für Reiche geben. Die Altaktionäre müssen leer ausgehen und die Anleihebesitzer gegebenenfalls einen Abschlag hinnehmen. Gleichzeitig müssen die Einlagen der Sparer durch den Staat abgesichert werden. Das sieht man ja gerade in Irland.
Dass die Verhandlungen für Paulson schwierig sind, liegt zum großen Teil daran, dass diese Regierung jedes Vertrauen verspielt hat(Reuters). Die Skepsis ist durchaus angebracht. Die Abgeordneten wurden beim Irakkrieg belogen. Das wird ihnen nicht nochmal passieren. Vor allem muss einen der Zeitdruck skeptisch machen, der hier von der Regierung künstlich aufgebaut wurde . Das Problem ist mindestens seit März offenkundig, als Bear Stearns zusammenbrach. Dann mit einem Dreiseitengesetz daher zu kommen ist eine Frechheit. Vor allem fällt auf, dass wirtschaftlicher Sachverstand nicht im Gesetzgebungsverfahren erwünscht ist, obwohl eine Vielzahl von Alternativvorschlägen existiert. Warum bloß? Es bleibt zu hoffen, dass die Abgeordneten standhaft bleiben, auch wenn jetzt enormer öffentlicher Druck aufgebaut wird.
Nachfolgend ein Auszug aus einem interessanten Artikel von Jeffrey Miron:
Generell empfehle zu diesem Thema auch die Ansichten von N. Roubini.
Es bleibt so oder so spannend.
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß ...
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag:
Einen sehr lesenswerten Artikel zu dem Thema Verstaatlichung von Banken und Umgang mit Steuergeldern liefert auch Spiegelfechter. Ob seine Beobachtung stimmt, dass die spanischen Banken für die Krise dank besonders scharfer Aufsicht besser gerüstet sind als der Rest Europas, kann ich allerdings nicht beurteilen. Aufgrund der Ausweitung von Repo-Geschäften der EZB mit spanischen Banken wurde schon vor einem Bruch des EURO-Systems gewarnt, wenn ich mich richtig erinnere.
Ins gleiche Horn wie Spiegelfechter stößt auch R. von Heusinger in der FR: Verstaatlichung heißt die Devise! Nur so kehrt Vertrauen in die Märkte zurück.
Gestern liefen ja noch alle Amok, weil ein grundfalsches Gesetz zum bailout von Spekulanten mit 228 zu 205 Stimmen im Kongress gescheitert ist . Der Dow Jones brach daraufhin um 777 Punkte ein. Der höchste absolute Tagesverlust. Die Welt ist heute immer noch da. Der Dow Jones gewinnt heute sogar zwischenzeitlich 2,5 % .
Hoffentlich gelingt es der Bush-Administration nicht, 12 Abgeordnete dazu zu bewegen, ihre Meinung zu ändern, um ihr TARP doch noch durchzubekommen.
Warum?
Der Plan ist nicht effektiv, denn er wird sein Ziel verfehlen. Stattdessen ist es Geschenk an die Wall Street und die "well connected", wie N. Roubini zu sagen pflegt. Es gibt keine Möglichkeit das verlorene Geld wieder zurückzuholen. Die verlorenen Vermögenswerte kann man nicht damit wieder zurückholen, indem nun der Staat dafür sorgt, dass die Blase weiter aufgebläht wird. Es muss zu einer Korrektur kommen (diese Korrektur man ja im Case/Shiller-Index eindrucksvoll beobachten). Und die dabei sichtbar werdenden Verluste müssen die tragen, die das Risiko eingegangen sind. Spekulation funktioniert nach oben und unten. Wer über die Werthaltigkeit von Anleihen getäuscht wurde, kann den Emmitenten oder die Ratingagentur verklagen.
Wenn das alles dazu führt, dass eine Bank oder mehrere Banken Insolvenzantrag stellen müssen, dann ist das nicht weiter tragisch. Dann wird man das gesamte Bankensystem in der Folge verstaatlichen müssen. Dies ist eher zu akzeptieren, als wenn der Staat zu überhöhten Preisen Rammschanleihen mit Steuerngeldern aufkauft, um auf diese Weise die Banken zu rekapitalisieren. Ich würde mich nicht wundern, wenn dank dieser Methode genau die Banken/Hedgefunds das Finanzdesaster überleben würden, die zufällig in Verbindung mit Bush oder Paulson stehen bzw. die richtigen Wahlkampfspenden geleistet haben.
Sollte der TARP so Gesetz werden, werden Steuergelder in Milliardenhöhe vergeudet. Denn es ist schlicht ein Märchen, dass die Wertpapiere lediglich im Moment unverkäuflich sind bzw. die derzeit niedrigen Marktpreise Übertreibungen darstellen. Allerdings kann im Moment niemand ernsthaft abschätzen, wie werthaltig diese ganzen Kunstprodukte tatsächlich sind. Es spricht jedoch viel dafür, dass es einen guten Grund dafür gibt, dass sie keiner haben will. Ein Beispiel ist der Verkauf von solchen Level 3 assets von Merrill Lynch an Lone Star zu 22% des Nennwerts. Effiktiv wurden aber nur knapp 6% des Nennwertes vom Hedgefonds bezahlt, da der Rest quasi gestundet wurde. Weitere Abschreibungen gingen zu Lasten Merrill Lynch. FAZ Wenn das also solche Schnäppchen sein sollten, dann würden sich doch alle darauf stürzen bei so niedrigen Preisen.
Also wir sprechen hier nicht von einem Liquiditätsproblem, sondern vom einem Solvenzproblem. Und ich sehe nicht ein, warum dies der Steuerzahler alleine lösen sollte. Im Moment schauen alle noch nach USA. Aber was die Jungs uns da vormachen, könnte ja hier sehr schnell Nachahmer finden.[Nachtrag 1.10.2008: Das ging ja verdammt schnell: Paris will einen 300 Mrd Notfallfonds für EU-Banken und Ackermann freut sich schon] Bei der IKB und der HRE haben wir ja bereits gesehen, wie schnell das geht. Daher muss die Richtschnur klar sein. Steuergelder nur gegen Anteilsrechte. Auf diese Weise kann ebenso die erforderliche Rekapitalisierung stattfinden. Anschließend kann der Staat die (verbliebenen) Institute dann wieder privatisieren. Auf diese Weise kann ein Teil der Kosten wieder eingespielt werden.
Dass bei dieser Vorstellung quasi alle "Experten" aufheulen und den Untergang des Abendlandes verkünden, ist klar. Denn es wäre allein ihr Untergang. Auf solche Experten braucht man nicht zu hören.
Es erscheint höchst fragwürdig, wenn die Finanzbranche einer Wirtschaft zu einem Viertel für deren "Gewinne" verantwortlich ist (wie bis vor kurzem in den USA). Da läuft etwas grundlegend falsch. Die Kreditmärkte sind für das Funktionieren der Realwirtschaft verantwortlich und nicht umgekehrt.
Es darf keinen Sozialismus für Reiche geben. Die Altaktionäre müssen leer ausgehen und die Anleihebesitzer gegebenenfalls einen Abschlag hinnehmen. Gleichzeitig müssen die Einlagen der Sparer durch den Staat abgesichert werden. Das sieht man ja gerade in Irland.
Dass die Verhandlungen für Paulson schwierig sind, liegt zum großen Teil daran, dass diese Regierung jedes Vertrauen verspielt hat(Reuters). Die Skepsis ist durchaus angebracht. Die Abgeordneten wurden beim Irakkrieg belogen. Das wird ihnen nicht nochmal passieren. Vor allem muss einen der Zeitdruck skeptisch machen, der hier von der Regierung künstlich aufgebaut wurde . Das Problem ist mindestens seit März offenkundig, als Bear Stearns zusammenbrach. Dann mit einem Dreiseitengesetz daher zu kommen ist eine Frechheit. Vor allem fällt auf, dass wirtschaftlicher Sachverstand nicht im Gesetzgebungsverfahren erwünscht ist, obwohl eine Vielzahl von Alternativvorschlägen existiert. Warum bloß? Es bleibt zu hoffen, dass die Abgeordneten standhaft bleiben, auch wenn jetzt enormer öffentlicher Druck aufgebaut wird.
Nachfolgend ein Auszug aus einem interessanten Artikel von Jeffrey Miron:
Bankruptcy does not mean the company disappears; it is just owned by someone new (as has occurred with several airlines). Bankruptcy punishes those who took excessive risks while preserving those aspects of a businesses that remain profitable...
In contrast, a bailout transfers enormous wealth from taxpayers to those who knowingly engaged in risky subprime lending. Thus, the bailout encourages companies to take large, imprudent risks and count on getting bailed out by government. This "moral hazard" generates enormous distortions in an economy's allocation of its financial resources...
The right view of the financial mess is that an enormous fraction of subprime lending should never have occurred in the first place. Someone has to pay for that. That someone should not be, and does not need to be, the U.S. taxpayer.
Generell empfehle zu diesem Thema auch die Ansichten von N. Roubini.
Es bleibt so oder so spannend.
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß ...
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag:
Einen sehr lesenswerten Artikel zu dem Thema Verstaatlichung von Banken und Umgang mit Steuergeldern liefert auch Spiegelfechter. Ob seine Beobachtung stimmt, dass die spanischen Banken für die Krise dank besonders scharfer Aufsicht besser gerüstet sind als der Rest Europas, kann ich allerdings nicht beurteilen. Aufgrund der Ausweitung von Repo-Geschäften der EZB mit spanischen Banken wurde schon vor einem Bruch des EURO-Systems gewarnt, wenn ich mich richtig erinnere.
Ins gleiche Horn wie Spiegelfechter stößt auch R. von Heusinger in der FR: Verstaatlichung heißt die Devise! Nur so kehrt Vertrauen in die Märkte zurück.
Volcker for (FED) President!!!
Marc Faber: If you want to restore confidence in the system Mr. Paulson and Mr. Bernanke should resign right of way and Mr. Paul Volcker should be appointed as temporary FED-Chairman...
Montag, 29. September 2008
Nur kurz
Erst gab es in Europa einen starken Einbruch, insbesondere bei Bankaktien. Die HRE stand vor der Pleite, da sie ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht refinanzieren konnte. Der Bund sprang zusammen mit Banken ein und stellte Liquidität zur Verfügung. Für 11 Mrd. EUR haften die Banken mit 40% und der Bund zu 60%. Darüber hinaus haftet der Bund mit nochmal 26 Mrd. EUR allein. HRE brach trotzdem um 74% ein. Auch die Commerzbank verlor 24%.
Die anderen Wackelkandidaten mussten auch gerettet werden. Fortis von den Beneluxstaaten und B&B vom englischen Steuerzahler.
Das machte zunächst dem EURO zu schaffen. Der Dax gab 256 Punkte ab.
Als dann jedoch der Rettungsplan von Paulson im Kongress scheiterte, erlitt der Dow Jones den größten Tagesverlust aller Zeiten mit 777 Punkten. Dollar und Öl gaben nach.
Das Scheitern im Kongress stieß fast durch die Bank (haha) auf Entsetzen.
Vernichtende Kritik von Willem Buiter
Those whom the gods would destroy, they first make mad FT
Kopfschütteln von Paul Krugman, der wieder von Bananenrepublik spricht
OK, we are a banana republic NYT
Aber: Nouriel Roubini Really, Really Hates the Bailout Plan.
Kurze Zusammenfassung der letzten Woche und von welchen Marktteilnehmer wir uns verabschieden mussten reality lenses.
Aber immer schön dran denken: Das Finanzsystem ist gesund und sicher!
Nachtrag 30.09.2008:
Eine gute Bewertung gibt Frank Meyer bei Zeitenwende.
Der Kollaps des europäischen wird bei Weissgarnix in Aussicht gestellt.
Woran sollt ihr denken? Genau!
Die anderen Wackelkandidaten mussten auch gerettet werden. Fortis von den Beneluxstaaten und B&B vom englischen Steuerzahler.
Das machte zunächst dem EURO zu schaffen. Der Dax gab 256 Punkte ab.
Als dann jedoch der Rettungsplan von Paulson im Kongress scheiterte, erlitt der Dow Jones den größten Tagesverlust aller Zeiten mit 777 Punkten. Dollar und Öl gaben nach.
Das Scheitern im Kongress stieß fast durch die Bank (haha) auf Entsetzen.
Vernichtende Kritik von Willem Buiter
Those whom the gods would destroy, they first make mad FT
Kopfschütteln von Paul Krugman, der wieder von Bananenrepublik spricht
OK, we are a banana republic NYT
Aber: Nouriel Roubini Really, Really Hates the Bailout Plan.
Kurze Zusammenfassung der letzten Woche und von welchen Marktteilnehmer wir uns verabschieden mussten reality lenses.
Aber immer schön dran denken: Das Finanzsystem ist gesund und sicher!
Nachtrag 30.09.2008:
Eine gute Bewertung gibt Frank Meyer bei Zeitenwende.
Der Kollaps des europäischen wird bei Weissgarnix in Aussicht gestellt.
Woran sollt ihr denken? Genau!
Sonntag, 28. September 2008
Links 28.09.2008
Ein ereignisreiches Wochenende geht zu Ende. Eine politische Sensation geschah in Bayern. Die marode CSU wurde abgewählt, auch wenn sie sich mit einem Partner an der Regierung wird halten können. Aber diese Nachricht könnte schnell wieder in den Hintergrund gedrängt werden.
Denn das Krachen im Gebälk der Weltfinanz könnte den Paukenschlag aus Bayern übertönen. An diesem Abend wird dringend eine Lösung aus Washington erwartet. Bevor die Märkte in Asien öffnen, muss für den Rettungsplan der USA eine Einigung vorliegen. Gerüchte besagen, dass der Paulson-Plan mit Änderungen angenommen wurde. Danach gibt eine Mittelfreigabe in mehreren Tranchen. "A tally of federal rescue" NYT
Nachdem WaMu unter Schonung der FDIC-Reserven durch JP Morgan gerettet wurde, stehen schon die nächsten Namen im Raum, die die nächsten Schockwellen um den Globus schicken könnten. In den USA wackelt (akut) Wachovia. "Wachovia, weiter geht´s" Querschüsse
In Belgien wird die belgisch-niederlänsische Fortis angezählt. "A Genuine and Immediate Crisis" Daily Standard
In England steht Bradford & Bingley vor dem Aus. Bloomberg
Quasi bei allen Wackelkanditaten ist die Banco Santander angeblich als rettender Käufer im Gespräch. Ausgerechnet eine spanische Bank. Sie ist bereits jetzt die neuntgrößte Bank der Welt.
Und über die britischen Inseln schwappt die Kreditkrise jetzt auch wieder nach Deutschland. Diesmal ist keine Landesbank sondern die Hypo Real Estate betroffen. Handelsblatt
Genauer gesagt die irische Tocher Depfa Bank plc. 1990 war die Deutsche Pfandbriefanstalt privatisiert und an die Börse gebracht worden. 2001 wurde die Depfa Bank aufgespalten in die Aareal Bank, die sich weiterhin der Immoblilienfinanzierung widmete und der irischen Depfa Bank plc, die sich als Staatsfinanzierer betätigte. Erst im Juli 2007 wurde die Depfa Bank plc. von der Hypo Real Estate gekauft. Wikipedia
Mit dem Kauf der Depfa wollte die HRE ein führender Anbieter für Staatsfinanzierungen werden. Die beiden Institute passten scheinbar nur zu gut zusammen, denn wie die FAZ berichtete, war die HRE in den USA mit 10 und in GB mit 14% investiert. Davon entfielen 23% auf möglicherweise überbewertete Immoblilien. Da passt natürlich eine Depfa hervorragend ins Portfolio, die ebenfalls "signifikante Positionen" in den USA hat. Aber darüber hinaus auch noch Positionen in Irland, Spanien und Italien. Passt doch super! FAZ 23.07.2007
Nach dem Handelsblatt sind die Verluste bei der irischen Tochter nun ganz plötzlich aufgetaucht. Aber dafür scheinen sie für die Mutter um so drückender zu sein.
Es wird immer spannender, ob Europa sich einfach weiter zurücklehnen kann mit der Aussage, dass die Finanzkrise ein amerikansisches Problem sei, mit dem Europa nicht so viel zu tun habe. Hinsichtlich der Rettungssysteme in Europa könnte es bald heißen: hic Rhodus, hic salta.
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß ...
Euer Kuchenjunkie
Denn das Krachen im Gebälk der Weltfinanz könnte den Paukenschlag aus Bayern übertönen. An diesem Abend wird dringend eine Lösung aus Washington erwartet. Bevor die Märkte in Asien öffnen, muss für den Rettungsplan der USA eine Einigung vorliegen. Gerüchte besagen, dass der Paulson-Plan mit Änderungen angenommen wurde. Danach gibt eine Mittelfreigabe in mehreren Tranchen. "A tally of federal rescue" NYT
Nachdem WaMu unter Schonung der FDIC-Reserven durch JP Morgan gerettet wurde, stehen schon die nächsten Namen im Raum, die die nächsten Schockwellen um den Globus schicken könnten. In den USA wackelt (akut) Wachovia. "Wachovia, weiter geht´s" Querschüsse
In Belgien wird die belgisch-niederlänsische Fortis angezählt. "A Genuine and Immediate Crisis" Daily Standard
In England steht Bradford & Bingley vor dem Aus. Bloomberg
Quasi bei allen Wackelkanditaten ist die Banco Santander angeblich als rettender Käufer im Gespräch. Ausgerechnet eine spanische Bank. Sie ist bereits jetzt die neuntgrößte Bank der Welt.
Und über die britischen Inseln schwappt die Kreditkrise jetzt auch wieder nach Deutschland. Diesmal ist keine Landesbank sondern die Hypo Real Estate betroffen. Handelsblatt
Genauer gesagt die irische Tocher Depfa Bank plc. 1990 war die Deutsche Pfandbriefanstalt privatisiert und an die Börse gebracht worden. 2001 wurde die Depfa Bank aufgespalten in die Aareal Bank, die sich weiterhin der Immoblilienfinanzierung widmete und der irischen Depfa Bank plc, die sich als Staatsfinanzierer betätigte. Erst im Juli 2007 wurde die Depfa Bank plc. von der Hypo Real Estate gekauft. Wikipedia
Mit dem Kauf der Depfa wollte die HRE ein führender Anbieter für Staatsfinanzierungen werden. Die beiden Institute passten scheinbar nur zu gut zusammen, denn wie die FAZ berichtete, war die HRE in den USA mit 10 und in GB mit 14% investiert. Davon entfielen 23% auf möglicherweise überbewertete Immoblilien. Da passt natürlich eine Depfa hervorragend ins Portfolio, die ebenfalls "signifikante Positionen" in den USA hat. Aber darüber hinaus auch noch Positionen in Irland, Spanien und Italien. Passt doch super! FAZ 23.07.2007
Nach dem Handelsblatt sind die Verluste bei der irischen Tochter nun ganz plötzlich aufgetaucht. Aber dafür scheinen sie für die Mutter um so drückender zu sein.
Es wird immer spannender, ob Europa sich einfach weiter zurücklehnen kann mit der Aussage, dass die Finanzkrise ein amerikansisches Problem sei, mit dem Europa nicht so viel zu tun habe. Hinsichtlich der Rettungssysteme in Europa könnte es bald heißen: hic Rhodus, hic salta.
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, wer weiß ...
Euer Kuchenjunkie
Freitag, 26. September 2008
Ein schwarzer Schwan?
Nun, wer noch nie einen schwarzen Schwan gesehen hat, der könnte hier vielleicht fündig werden. Nach Normalverteilung sieht das jedenfalls nicht gerade aus. (Früherer Beitrag)
Scheint ein interessanter Freitag zu werden. Die FDIC meldet sich diesmal schon vor dem Wochenende und gibt das Ende der größten Sparkasse der USA bekannt: WaMu wird von JP Morgan für 1,9 Mrd Dollar übernommen. Ist das ein Zufall? Man will doch nicht etwa den Verhandlungsdruck auf die Senatoren und Abgeordneten erhöhen? Dieser Verdacht, der nicht nur bei mir entsteht, ist bestimmt nicht gerechtfertigt...
Die Aktienmärkte in Asien geben nach. Die Kreditmärkte machen wieder mal Sorge.
Die ständigen Liquiditätshilfen der FED belasten deren Bilanz. Daher könnte der Paulson-Rettungsplan auch ganz einfach dazu dienen, die FED wieder zu rekapitalisieren.
Ich nehme noch mal ein Stück Kuchen, wer weiß ...
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag: Querschüsse beleuchtet den Zusammenbruch von WaMu und die Auswirkungen auf das Finanzsystem! Wie immer lesenswert.
Nachtrag: Mr. Mortgage fragt, warum eigentlich die WaMu nicht auf der Liste der bedrohten Tiere, äh nein, Banken der FDIC stand. Berechtigte Frage, finde ich.
Scheint ein interessanter Freitag zu werden. Die FDIC meldet sich diesmal schon vor dem Wochenende und gibt das Ende der größten Sparkasse der USA bekannt: WaMu wird von JP Morgan für 1,9 Mrd Dollar übernommen. Ist das ein Zufall? Man will doch nicht etwa den Verhandlungsdruck auf die Senatoren und Abgeordneten erhöhen? Dieser Verdacht, der nicht nur bei mir entsteht, ist bestimmt nicht gerechtfertigt...
Die Aktienmärkte in Asien geben nach. Die Kreditmärkte machen wieder mal Sorge.
"The market is just frozen at the moment," said Claudio Piron, a strategist at JPMorgan Chase Bank in Singapore.
"We are at such a point of absent liquidity that prices are beginning to fail in their usefulness as a signal - this in itself is disturbing," Piron said.
With commercial banks everywhere hoarding cash and reluctant to lend to each other, central banks were increasingly stepping in to fill the void.
"This looks like the balance sheet of a central bank that is keeping the financial system on life support," said Michael Feroli, U.S. economist with JPMorgan in New York. Reuters
Die ständigen Liquiditätshilfen der FED belasten deren Bilanz. Daher könnte der Paulson-Rettungsplan auch ganz einfach dazu dienen, die FED wieder zu rekapitalisieren.
I think the gun to the Congressmens' heads is the Fed is illiquid. Over $600 billion of their $800 billion in balance sheet Treasuries has been lent against this crap MBS collateral. The Paulson Plan will allow banks to take back the crap MBS and get cash for it from Treasury, returning the good Treasuries to recapitalise the Fed. If the Fed doesn't get recapitalised pronto, then the next big shock takes down the central bank. That's the threat that is forcing through this bill. Londonbanker (Kommentar 25.09.08, 14.31)Nachtrag: Auch bei Brad Setser schrillen die Alarmglocken wegen der Bilanz der FED:
This is a very real crisis. The Fed’s balance tells a story of extraordinary stress. I never would have expected to see the Fed lent out these kinds of sums over such a short-period.
Ich nehme noch mal ein Stück Kuchen, wer weiß ...
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag: Querschüsse beleuchtet den Zusammenbruch von WaMu und die Auswirkungen auf das Finanzsystem! Wie immer lesenswert.
Nachtrag: Mr. Mortgage fragt, warum eigentlich die WaMu nicht auf der Liste der bedrohten Tiere, äh nein, Banken der FDIC stand. Berechtigte Frage, finde ich.
Trau, schau wem (Teil 2)
Ein weiteres Kapitel darüber, wie Medien in der Finanzkrise agieren, kann man sich bei Market Ticker anschauen. Karl Denninger - einer der Blogger, die beharrlich Widerstand gegen den Paulson-Plan leisten - zeichnet nach, wie eine Meldung bei Bloomberg nachträglich umformuliert und verfälscht wird, damit sie wieder in den Mainstream passt. Es handelt sich dabei um ein Statement von Dallas Federal Reserve Bank President Richard Fisher. Doch seine kritischen Worte waren wohl nicht für die Bloomberg-Leser geeignet. Daher wurden sie etwas entschärft. Bemerkenswert...
Aber jetzt sollte keiner denken, wie schlecht doch die Menschen geworden sind, und dass früher ja alles besser war. Nein, nein. Bereits 1929 haben Zeitungen eine unrühmliche Rolle gespielt, wie man bei Galbraith "Der große Crash" nachlesen kann. Daher heisst es besonders in diesen unruhigen Zeiten: Trau, schau wem. (Teil 1)
In diesem Zusammenhang ein anderes Zitat:
Aber jetzt sollte keiner denken, wie schlecht doch die Menschen geworden sind, und dass früher ja alles besser war. Nein, nein. Bereits 1929 haben Zeitungen eine unrühmliche Rolle gespielt, wie man bei Galbraith "Der große Crash" nachlesen kann. Daher heisst es besonders in diesen unruhigen Zeiten: Trau, schau wem. (Teil 1)
In diesem Zusammenhang ein anderes Zitat:
When the trus´ dies, very bat´ things happen
they are being heard´less again....
I know its coming theres´ gonna be violence (R.W.)
Donnerstag, 25. September 2008
Über US-Staatsanleihen und die Ratingagenturen
Marc Faber, aka Mr. Doom, wird in einem Interview danach gefragt, ob die Entscheidung von Moodys richtig ist, das AAA-rating für 10-jährige US-Staatsanleihen unverändert zu lassen.
Seine Antwort: "I wouldn´t listen to rating agencies after their horrible record ... the US longterm is essientially bust."
Für ihn ist der Dollar nur momentan attraktiv, da die anderen Volkswirtschaften wahrscheinlich noch vor größeren Herausforderungen stünden als die US-Wirtschaft. Aber langfristig hält er den Dollar nicht für attraktiv. Er hält keine Dollars.
In die Arbeit der Ratingagenturen gibt Big Picture einen wenig schmeichelhaften Einblick.
Hier noch ein früherer Beitrag von mir, der auch auf das Thema Ratingagenturen eingeht. Ich meine dadurch, dass der Emmittent des Papiers die Agentur bezahlt, entsteht ein Interessenkonflikt. Dieser Interessenkonflikt ist ein Geburtsfehler, so dass immer die Gefahr besteht, dass das Rating zu günstig ausfällt und nicht über das wahre Risiko der bewerteten Papiere informiert.
Andererseits haben es die Ratingagenturen zurzeit in Hand darüber zu entscheiden, welche Banken überleben und welche nicht. Mit einer Herabstufung des Kreditratings kann unmittelbar der Zusammenbruch eines Unternehmens (insbesondere Bank) herbeigeführt werden. Diese (unkontrollierte) Machtfülle ist nicht tragbar.
Seine Antwort: "I wouldn´t listen to rating agencies after their horrible record ... the US longterm is essientially bust."
Für ihn ist der Dollar nur momentan attraktiv, da die anderen Volkswirtschaften wahrscheinlich noch vor größeren Herausforderungen stünden als die US-Wirtschaft. Aber langfristig hält er den Dollar nicht für attraktiv. Er hält keine Dollars.
In die Arbeit der Ratingagenturen gibt Big Picture einen wenig schmeichelhaften Einblick.
Hier noch ein früherer Beitrag von mir, der auch auf das Thema Ratingagenturen eingeht. Ich meine dadurch, dass der Emmittent des Papiers die Agentur bezahlt, entsteht ein Interessenkonflikt. Dieser Interessenkonflikt ist ein Geburtsfehler, so dass immer die Gefahr besteht, dass das Rating zu günstig ausfällt und nicht über das wahre Risiko der bewerteten Papiere informiert.
Andererseits haben es die Ratingagenturen zurzeit in Hand darüber zu entscheiden, welche Banken überleben und welche nicht. Mit einer Herabstufung des Kreditratings kann unmittelbar der Zusammenbruch eines Unternehmens (insbesondere Bank) herbeigeführt werden. Diese (unkontrollierte) Machtfülle ist nicht tragbar.
Mittwoch, 24. September 2008
Buffet und Goldman Sachs
Die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley würden am meisten von dem geplanten bailout profitieren, sagt Jeffrey Rosenberg. Quelle Mish, Bloomberg
Daher verwundert es nicht, dass jetzt Warren Buffet bei Goldman Sachs mit 5 Mrd. Dollar einsteigen will. Quelle Big Picture
Währenddessen formiert sich in den USA immer größerer Bürgerprotest gegen den Paulson-Plan. Mish
Gegenwind kommt auch -wie berichtet- vom Repräsentantenhaus und vom Bankenausschuss des Senats.
Nachtrag 25.09.2008: Londonbanker gibt einen interessanten Hinweis zum Einstieg von Buffet bei Goldman Sachs: Es könnte sein, dass diese 5 Mrd. (eigentlich sind es ja weniger) nur eine Rückversicherung für den Fall ist, dass Obama die Wahl verliert. Schließlich ist er Berater von Obama und könnte ein Opfer von Entscheidungen einer weiterhin republikanischen Regierung werden.
Daher verwundert es nicht, dass jetzt Warren Buffet bei Goldman Sachs mit 5 Mrd. Dollar einsteigen will. Quelle Big Picture
Währenddessen formiert sich in den USA immer größerer Bürgerprotest gegen den Paulson-Plan. Mish
Gegenwind kommt auch -wie berichtet- vom Repräsentantenhaus und vom Bankenausschuss des Senats.
Nachtrag 25.09.2008: Londonbanker gibt einen interessanten Hinweis zum Einstieg von Buffet bei Goldman Sachs: Es könnte sein, dass diese 5 Mrd. (eigentlich sind es ja weniger) nur eine Rückversicherung für den Fall ist, dass Obama die Wahl verliert. Schließlich ist er Berater von Obama und könnte ein Opfer von Entscheidungen einer weiterhin republikanischen Regierung werden.
Dienstag, 23. September 2008
Dump the pound
Willem Buiter empfiehlt den Briten der Eurozone beizutreten:
Das wird den Tommies aber gar nicht schmecken. Das ist ja so, als ob man sie überreden wollte, den Rechtsverkehr einzuführen oder statt ein pint eine Maß Bier zu bestellen.
Ich bin ja mal gespannt.
All that remains is for the UK to apply for membership. Save the City - dump the pound. Just do it. FTAls wesentlichen Grund gibt er die hohe Auslandsverschuldung Englands an (450 % des GDP). Die Möglichkeit der BoE genügend Fremdwährung bereitzuhalten wäre begrenzt. Die Währungsreserven liegen bei 4,7% der weltweiten Reserven im Vergleich zu 64% US und 24% Euro. Wenn man diese Schwäche durch Swaps mit der FED oder ECB ausgleichen wolle, führe dies zu zusätzlichen Kosten, die die Wettbewerbsfähigkeit der City schälern würden. Daher bleibt als einzige sinnvolle Möglichkeit nur der Beitritt zur Eurozone.
Das wird den Tommies aber gar nicht schmecken. Das ist ja so, als ob man sie überreden wollte, den Rechtsverkehr einzuführen oder statt ein pint eine Maß Bier zu bestellen.
Ich bin ja mal gespannt.
Bailout Satire
Wenn Sie auch Vermögensgegenstände haben, für die es nicht so wirklich einen Markt gibt, die sie aber gerne zu einem hohen Preis versilbern möchten, dann gehen sie einfach auf die Seite buymyshitpile.
Dort können Sie Ihre Sachen zum Verkauf stellen und zwar zu dem Preis, der Ihnen angemessen erscheint. Also ruhig mal hochgreifen. Warum nicht mal 274 Dollar für leere Pizza-Kartons oder 1.000.000.000 Dollar für hochwertige Computer? Und Herr Paulson kauft dann diese "assets" zu dem gewünschten Preis.
Auf diese Weise können die Amerikaner der Welt zeigen, über welchen Reichtum sie verfügen, der für ihre Währung als Deckung herhalten muss. Es sind bereits $177,867,380,783.30 zusammengekommen und der Wohlstand der USA steigt quasi minütlich um ein paar Phantastillionen.
Tja, Sie haben es sicher gemerkt: Das war bloß Satire. Sowas geht natürlich nicht. Es sei denn, Sie sind eine Bank und haben faule Hypothekenkredite. Die kauft Herr Paulson natürlich sehr gerne.
via The Nation
(Auch sehr lustig der fiktive Brief von Paulson auf der Seite)
Dort können Sie Ihre Sachen zum Verkauf stellen und zwar zu dem Preis, der Ihnen angemessen erscheint. Also ruhig mal hochgreifen. Warum nicht mal 274 Dollar für leere Pizza-Kartons oder 1.000.000.000 Dollar für hochwertige Computer? Und Herr Paulson kauft dann diese "assets" zu dem gewünschten Preis.
Auf diese Weise können die Amerikaner der Welt zeigen, über welchen Reichtum sie verfügen, der für ihre Währung als Deckung herhalten muss. Es sind bereits $177,867,380,783.30 zusammengekommen und der Wohlstand der USA steigt quasi minütlich um ein paar Phantastillionen.
Tja, Sie haben es sicher gemerkt: Das war bloß Satire. Sowas geht natürlich nicht. Es sei denn, Sie sind eine Bank und haben faule Hypothekenkredite. Die kauft Herr Paulson natürlich sehr gerne.
via The Nation
(Auch sehr lustig der fiktive Brief von Paulson auf der Seite)
King Henry passt sich selber die Bälle zu
Repräsentant McDermott (D) über die Pläne von Finanzminister Paulson:
Das Ganze als Video:
via Londonbanker
Auch sehenswert: Cash for trash
This is the third time we've done it with this bunch. First the war, that didn't get paid for. Then the tax cuts, that didn't get paid for, and now King Henry takes over to distribute 700 billion dollars. He's going to be there for four months. And in four months he will make deals and then he'll go out and he'll be able to catch a pass he threw to himself.
Das Ganze als Video:
via Londonbanker
Auch sehenswert: Cash for trash
Montag, 22. September 2008
Kurze Marktzusammenfassung vom 22.09.2008
Reaktion der Märkte auf das geplante Notfallpaket der US-Regierung:
Bankaktien geben in New York heute 5 bis über 10 Prozent nach. Soviel zum Thema Verbot von short selling.
Dafür ist jetzt wieder jede Menge Inflationsangst im Markt.
Der Dollar fällt um über 3,5 Cent innerhalb des heutigen Tages.
Gold steigt innerhalb von einer Woche von 760 Dollar (15.09.2008) auf 904 Dollar bis heute. Den größten Preissprung gab es am 17.09.2008, als es fast 100 Dollar nach oben ging, weil die Pläne von Paulson an die Öffentlichkeit drangen.
Und trotz der greifbaren Rezessionsgefahren steigt der Ölfuture Oktober an diesem Tag um 25 % auf 130 Dollar (Brent Spot schloss bei 104, WTI Spot schloss bei 120. War zwischenzeitlich auf 130. Bei dieser Achterbahnfahrt komme ich glatt ins Schleudern). Die Aussage, die Preise würden durch Angebot und Nachfrage bestimmt, wird hier ad absurdum geführt. Rohstoffe sind reine Wertaufbewahrungsmittel. Förderungengpass in Texas wegen Ike hin oder her. Über den Ölpreis und die Auswirkungen schreiben Querschüsse und Zeitenwende.
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, so lange es noch welchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
Bankaktien geben in New York heute 5 bis über 10 Prozent nach. Soviel zum Thema Verbot von short selling.
Dafür ist jetzt wieder jede Menge Inflationsangst im Markt.
Der Dollar fällt um über 3,5 Cent innerhalb des heutigen Tages.
Gold steigt innerhalb von einer Woche von 760 Dollar (15.09.2008) auf 904 Dollar bis heute. Den größten Preissprung gab es am 17.09.2008, als es fast 100 Dollar nach oben ging, weil die Pläne von Paulson an die Öffentlichkeit drangen.
Und trotz der greifbaren Rezessionsgefahren steigt der Ölfuture Oktober an diesem Tag um 25 % auf 130 Dollar (Brent Spot schloss bei 104, WTI Spot schloss bei 120. War zwischenzeitlich auf 130. Bei dieser Achterbahnfahrt komme ich glatt ins Schleudern). Die Aussage, die Preise würden durch Angebot und Nachfrage bestimmt, wird hier ad absurdum geführt. Rohstoffe sind reine Wertaufbewahrungsmittel. Förderungengpass in Texas wegen Ike hin oder her. Über den Ölpreis und die Auswirkungen schreiben Querschüsse und Zeitenwende.
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, so lange es noch welchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
Fannie und Freddie ein Stolperstein für Obama?
Oh oh...
McCain hat zusammen mit zwei anderen Senatoren ein Gesetz zur besseren Regulierung von den beiden GSE bereits im Jahr 2005 eingebracht. Die Demokraten haben das Gesetz blockiert. Mit darunter Hillary Clinton und Barack Obama. So weit so, schlecht. Hinzukommt, dass großzügige Zahlungen geflossen sind. Von 125.000 Dollar für Obama ist die Rede. Das könnte zu einem Stolperstein auf dem Weg ins Weiße Haus werden. Bloomberg
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Fannie und Freddie haben darauf geachtet, dass beide politischen Lager ordentlich geschmiert werden, damit Politiker nicht auf die Idee kommen, Ihnen das Handwerk zu legen.
Aber hier scheint McCain einen Trumpf im Ärmel zu haben.
McCain hat zusammen mit zwei anderen Senatoren ein Gesetz zur besseren Regulierung von den beiden GSE bereits im Jahr 2005 eingebracht. Die Demokraten haben das Gesetz blockiert. Mit darunter Hillary Clinton und Barack Obama. So weit so, schlecht. Hinzukommt, dass großzügige Zahlungen geflossen sind. Von 125.000 Dollar für Obama ist die Rede. Das könnte zu einem Stolperstein auf dem Weg ins Weiße Haus werden. Bloomberg
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Fannie und Freddie haben darauf geachtet, dass beide politischen Lager ordentlich geschmiert werden, damit Politiker nicht auf die Idee kommen, Ihnen das Handwerk zu legen.
Aber hier scheint McCain einen Trumpf im Ärmel zu haben.
Historisch: Am 22.09.2008 werden die USSA gegründet
Geschichte kommt irgendwie immer unpassend.
700 Mrd Dollar hat Paulson den Märkten versprochen, um die Panik zu mildern. Das ist ohne Zweifel eine "organisierte Unterstützung" und macht den Unterschied zu 1929 aus. Denn damals hieß es bereits an dieser Stelle "game over", da die erhoffte "organisierte Unterstützung" ausblieb. Ob es diesmal besser wird, ist mehr als zweifelhaft. Aber wie heißt es doch: Geschichte sollte sich nicht wiederholen, aber manchmal reimt sie sich (nach Mark Twain).
Darüber hinaus schafft die US-Regierung die freien (Aktien-) Märkte und den Kapitalismus in der bisherigen Form ab. Das short-selling wird veboten. Als ob das der Auslöser der Krise war. Im Moment kann niemand nachvollziehen, wer warum gerettet wird bzw. wer nicht. Das geplante Rettungsprogramm ist die reine Willkür. Welche faulen Kredite von wem zu welchen Preis aufgekauft werden, steht im Belieben von Finanzminister Paulson. Der Steuerzahler darf blechen. Und das Bedrohlichste ist: Die US-Regierung stellt sich über das Gesetz und entzieht sich einer richterlichen Kontrolle. Das läßt nichts Gutes erwarten:
Dieses Spiel ist vollkommen manipuliert!
Ich bin momentan etwas in Zeitnot, doch will ich zumindest mal die Links zur Verfügung stellen, die ich in den letzten Tagen gesammelt habe. Zumindest den kurzen Beitrag von Londonbanker sollte man gelesen haben (letzter Link).
Kritik zum bail out von naked capitalism
----------------------------------------
Zahl der Obdachlosen steigt. Zeltstädte in den USA. Telegraph
----------------------------------------
Düstere Aussichten von Karl Denninger:
Beginning of the end
Welcome to the USSA
----------------------------------------
Willem Buiter analysiert das TAD-Programm von Paulson und warnt vor moral hazard:
A TAD (Toxic Asset Dump) for the USSA in der FT
----------------------------------------
In der NYT wird beschrieben, mit welch eindrucksvollen Worten den Abgeordneten der Plan von Paulson schmackhaft gemacht wird:
Und immer lesenswert ein Artikel von Nouriel Roubini, der auch Opfer der sich überschlagenden Ereingnisse geworden ist. Denn zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war der Paulson-Plan bereits in der Welt, aber der Artikel geht nicht darauf ein. Er sieht den zunehmend Druck auf die beiden verbliebenen Investmentbanken voraus, bevor diese kurz darauf ihr Geschäftsmodell aufgeben und zur normalen Geschäftsbank mutieren. Weiterhin sieht er einen Run auf die Hedgefundsbranche zukommen. The shadow banking system is unravelling
----------------------------------------
Ja und die FAZ hat auch auf einmal entdeckt, dass dieser ganze Wirtschaftsliberalismus ja so gar nicht ihr Ding ist. Hoffentlich entdeckt die FAZ auch möglichst schnell wieder ihren Sinn für die Verfassung und für Bügerrechte und verschont mich von weiterem Stumpfsinn über Gefahren für die innere Sicherheit. Aber wahrscheinlich muss auch in diesem Bereich erstmal eine Kernschmelze eintreten, bevor man dort schlauer wird. Es ist vielleicht ein bisschen viel verlangt, wenn man mehr Recherche verlangt, als Pressemitteilungen der Regierung umzuformulieren.
Alle Kassen im Schrank von Nils Minkmar
Das Zeitalter des Unglücks von Frank Schirrmacher
----------------------------------------
In unsicheren Zeiten kann man Sachverstand gepaart mit Lebenserfahrung nicht hoch genug einschätzen. Davon hat Londonbanker meiner bescheidenen Meinung nach jede Menge. Daher meine Empfehlung: Non-reviewable
700 Mrd Dollar hat Paulson den Märkten versprochen, um die Panik zu mildern. Das ist ohne Zweifel eine "organisierte Unterstützung" und macht den Unterschied zu 1929 aus. Denn damals hieß es bereits an dieser Stelle "game over", da die erhoffte "organisierte Unterstützung" ausblieb. Ob es diesmal besser wird, ist mehr als zweifelhaft. Aber wie heißt es doch: Geschichte sollte sich nicht wiederholen, aber manchmal reimt sie sich (nach Mark Twain).
Darüber hinaus schafft die US-Regierung die freien (Aktien-) Märkte und den Kapitalismus in der bisherigen Form ab. Das short-selling wird veboten. Als ob das der Auslöser der Krise war. Im Moment kann niemand nachvollziehen, wer warum gerettet wird bzw. wer nicht. Das geplante Rettungsprogramm ist die reine Willkür. Welche faulen Kredite von wem zu welchen Preis aufgekauft werden, steht im Belieben von Finanzminister Paulson. Der Steuerzahler darf blechen. Und das Bedrohlichste ist: Die US-Regierung stellt sich über das Gesetz und entzieht sich einer richterlichen Kontrolle. Das läßt nichts Gutes erwarten:
Dieses Spiel ist vollkommen manipuliert!
Ich bin momentan etwas in Zeitnot, doch will ich zumindest mal die Links zur Verfügung stellen, die ich in den letzten Tagen gesammelt habe. Zumindest den kurzen Beitrag von Londonbanker sollte man gelesen haben (letzter Link).
Kritik zum bail out von naked capitalism
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Zahl der Obdachlosen steigt. Zeltstädte in den USA. Telegraph
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Düstere Aussichten von Karl Denninger:
Beginning of the end
Welcome to the USSA
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Willem Buiter analysiert das TAD-Programm von Paulson und warnt vor moral hazard:
A TAD (Toxic Asset Dump) for the USSA in der FT
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In der NYT wird beschrieben, mit welch eindrucksvollen Worten den Abgeordneten der Plan von Paulson schmackhaft gemacht wird:
we’re literally maybe days away from a complete meltdown of our financial system, with all the implications here at home and globally.” NYT----------------------------------------
Und immer lesenswert ein Artikel von Nouriel Roubini, der auch Opfer der sich überschlagenden Ereingnisse geworden ist. Denn zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war der Paulson-Plan bereits in der Welt, aber der Artikel geht nicht darauf ein. Er sieht den zunehmend Druck auf die beiden verbliebenen Investmentbanken voraus, bevor diese kurz darauf ihr Geschäftsmodell aufgeben und zur normalen Geschäftsbank mutieren. Weiterhin sieht er einen Run auf die Hedgefundsbranche zukommen. The shadow banking system is unravelling
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Ja und die FAZ hat auch auf einmal entdeckt, dass dieser ganze Wirtschaftsliberalismus ja so gar nicht ihr Ding ist. Hoffentlich entdeckt die FAZ auch möglichst schnell wieder ihren Sinn für die Verfassung und für Bügerrechte und verschont mich von weiterem Stumpfsinn über Gefahren für die innere Sicherheit. Aber wahrscheinlich muss auch in diesem Bereich erstmal eine Kernschmelze eintreten, bevor man dort schlauer wird. Es ist vielleicht ein bisschen viel verlangt, wenn man mehr Recherche verlangt, als Pressemitteilungen der Regierung umzuformulieren.
Alle Kassen im Schrank von Nils Minkmar
Das Zeitalter des Unglücks von Frank Schirrmacher
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In unsicheren Zeiten kann man Sachverstand gepaart mit Lebenserfahrung nicht hoch genug einschätzen. Davon hat Londonbanker meiner bescheidenen Meinung nach jede Menge. Daher meine Empfehlung: Non-reviewable
Donnerstag, 18. September 2008
Herr Plasberg, wir hätten da mal eine Frage
Dieses Video zeigt, wie die Moderatoren von CNBC dem Chef der Ratingagentur S&P einen Schleudergang verpassen.
Herr Plasberg, wir hätten da mal eine Frage:
Könnte es sein, dass diese Art Fragen zu stellen eher die Bezeichnung "hart" verdient, als die 30 Grad Handwäsche, die Sie am Mittwoch ihren ausgemusterten Finanzclowns haben angedeihen lassen???
Hilmar Kopper... warum nicht gleich Iwan David Herstatt exhumieren? Und dann Hans Eichel ... unser Sparhans. Wenn Sie uns schon mit einem ehemaligen Finanzminister kommen, weil sich der amtierende offensichtlich nicht um Kopf und Kragen reden möchte, dann hätten sie ja wohl noch eine Position weiter zurück in der Reihe der Finanzminister gehen können. Der Vorgänger von Eichel war bekanntlich Oskar Lafontaine. Da hätte die Sache ja wohl wesentlich mehr Pepp oder zumindest einen aktuellen Bezug gehabt.
Steinbrück, Lafontaine und dann noch Ingrid Matthäus-Maier als Ex-Chefin der KfW, unter deren "Aufsicht" (besser gesagt, Amtszeit) die IKB-Pleite geschah. Dann hätte man direkt mal fragen können, wieso eine Bank, die sich der Förderung des deutschen Mittelstandes verschrieben hat, in den amerikanischen Hypothekenmarkt investiert.
En passant hätte auch die glänzende Gelegenheit bestanden, mal zu fragen, wieso denn noch 300 Mio EUR (oder mehr) an die insolventen Lehman Bros. überwiesen wurden. Die Story von wegen, dass es sich dabei um ein Versehen gehandelt haben soll, kann niemand erst nehmen, der genug Finanzsachverstand hat, um zu wissen, dass man den Soll-Saldo auf seinem Konto nicht abheben kann.
Und wenn man schon mal dabei gewesen wäre, hätte man in einem Aufwasch dem Publikum vor Augen führen können, dass es eine teure Angelegenheit werden kann, wenn man Politikern nach ihrem politischen Ableben unbedingt noch einen Versorgungsposten zuschanzen muss. 11 Mrd EUR... und da regen sich die Leute wegen der läppschen Diäten auf.
Tja, aber leider konnte das alles nicht geklärt werden. Wieso auch, interessiert ja eh keinen.
Nachtrag 22.09.2008:
Ja sowas, die Überweisung in Höhe von 300 Mio EUR war wohl doch keine Panne, wie die SZ unter Berufung auf die FAZ berichtet. Was für eine Überraschung. Da bleibt ja jetzt nur noch die spannende Frage aufzuklären, warum das Geld denn überwiesen wurde. Der Grund wird bestimmt nicht sein, den deutschen Steuerzahler an den "Reparationszahlungen" für das amerikanische Finanzsystem zu beteiligen. Die US-Regierung hat nur schon mal angefragt, ob nicht auch europäische Staaten einen Beitrag leisten wollen. Großzügigerweise hat Paulson angeboten, dass ausländische Banken ebenfalls von dem bail out in Höhe von 700 Mrd Dollar profitieren sollen. Ich glaube aber nicht, dass die USA zurzeit Geld zu verschenken haben. Merkel hat dieses Ansinnen der USA am Wochenende natürlich (noch?) strikt abgelehnt.
Herr Plasberg, wir hätten da mal eine Frage:
Könnte es sein, dass diese Art Fragen zu stellen eher die Bezeichnung "hart" verdient, als die 30 Grad Handwäsche, die Sie am Mittwoch ihren ausgemusterten Finanzclowns haben angedeihen lassen???
Hilmar Kopper... warum nicht gleich Iwan David Herstatt exhumieren? Und dann Hans Eichel ... unser Sparhans. Wenn Sie uns schon mit einem ehemaligen Finanzminister kommen, weil sich der amtierende offensichtlich nicht um Kopf und Kragen reden möchte, dann hätten sie ja wohl noch eine Position weiter zurück in der Reihe der Finanzminister gehen können. Der Vorgänger von Eichel war bekanntlich Oskar Lafontaine. Da hätte die Sache ja wohl wesentlich mehr Pepp oder zumindest einen aktuellen Bezug gehabt.
Steinbrück, Lafontaine und dann noch Ingrid Matthäus-Maier als Ex-Chefin der KfW, unter deren "Aufsicht" (besser gesagt, Amtszeit) die IKB-Pleite geschah. Dann hätte man direkt mal fragen können, wieso eine Bank, die sich der Förderung des deutschen Mittelstandes verschrieben hat, in den amerikanischen Hypothekenmarkt investiert.
En passant hätte auch die glänzende Gelegenheit bestanden, mal zu fragen, wieso denn noch 300 Mio EUR (oder mehr) an die insolventen Lehman Bros. überwiesen wurden. Die Story von wegen, dass es sich dabei um ein Versehen gehandelt haben soll, kann niemand erst nehmen, der genug Finanzsachverstand hat, um zu wissen, dass man den Soll-Saldo auf seinem Konto nicht abheben kann.
Und wenn man schon mal dabei gewesen wäre, hätte man in einem Aufwasch dem Publikum vor Augen führen können, dass es eine teure Angelegenheit werden kann, wenn man Politikern nach ihrem politischen Ableben unbedingt noch einen Versorgungsposten zuschanzen muss. 11 Mrd EUR... und da regen sich die Leute wegen der läppschen Diäten auf.
Tja, aber leider konnte das alles nicht geklärt werden. Wieso auch, interessiert ja eh keinen.
Nachtrag 22.09.2008:
Ja sowas, die Überweisung in Höhe von 300 Mio EUR war wohl doch keine Panne, wie die SZ unter Berufung auf die FAZ berichtet. Was für eine Überraschung. Da bleibt ja jetzt nur noch die spannende Frage aufzuklären, warum das Geld denn überwiesen wurde. Der Grund wird bestimmt nicht sein, den deutschen Steuerzahler an den "Reparationszahlungen" für das amerikanische Finanzsystem zu beteiligen. Die US-Regierung hat nur schon mal angefragt, ob nicht auch europäische Staaten einen Beitrag leisten wollen. Großzügigerweise hat Paulson angeboten, dass ausländische Banken ebenfalls von dem bail out in Höhe von 700 Mrd Dollar profitieren sollen. Ich glaube aber nicht, dass die USA zurzeit Geld zu verschenken haben. Merkel hat dieses Ansinnen der USA am Wochenende natürlich (noch?) strikt abgelehnt.
Mittwoch, 17. September 2008
Hart, aber fair in die Irre
Ich bin momentan stark verunsichert. Nein, ich meine jetzt ausnahmsweise nicht die Finanzkrise oder besser gesagt den Finanzskandal. Ich meine die Sendung hart-aber-fair, die sich treffenderweise mit eben diesem Thema Finanzkrise "beschäftigt" hat. Ja, unser Aushängeschildmoderator Frank Plasberg hat sich tatsächlich an dieses Thema herangewagt. Und da wurde aber auch knallhart gefragt.
Und jetzt beschäftigen mich genauer gesagt die in der Sendung getätigten Aussagen, insbesondere von Hillmar -alles nur peanuts- Kopper und diesem Sprechavatar in der Gestalt eines Capital-Redakteurs, der auf die Anrede Stockheim reagiert, die bei mir abwechselnd Würgereize und das Verlangen ausgelöst haben, den Sprechenden irgendetwas zuzufügen.
Ich bin echt total verunsichert, wie denn eine angemessene Behandlung für diese Personen aussehen könnte. Es fällt mir aber gerade spontan nichts anderes ein, als ihnen in die Fresse zu treten. Und das kann ja nun wirklich nicht die angemessene Behandlung für diese Leute sein. Ja, so verunsichert bin ich.
Nein danke, ich will jetzt verdammte ******* keinen Kuchen!
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag: Nach längerem Grübeln bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ein rechtsstaatliches Strafverfahren nicht in Frage kommt, da Volksverdummung keinen Straftatbestand erfüllt. Also bleibt nur die Strafe Gottes.
Nachtrag: Don Alphonso hat ja seit jeher keinen Hehl aus seiner Abneigung in Bezug auf die Wirtschaftpresse gemacht, so auch aktuell hier.
Und jetzt beschäftigen mich genauer gesagt die in der Sendung getätigten Aussagen, insbesondere von Hillmar -alles nur peanuts- Kopper und diesem Sprechavatar in der Gestalt eines Capital-Redakteurs, der auf die Anrede Stockheim reagiert, die bei mir abwechselnd Würgereize und das Verlangen ausgelöst haben, den Sprechenden irgendetwas zuzufügen.
Ich bin echt total verunsichert, wie denn eine angemessene Behandlung für diese Personen aussehen könnte. Es fällt mir aber gerade spontan nichts anderes ein, als ihnen in die Fresse zu treten. Und das kann ja nun wirklich nicht die angemessene Behandlung für diese Leute sein. Ja, so verunsichert bin ich.
Nein danke, ich will jetzt verdammte ******* keinen Kuchen!
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag: Nach längerem Grübeln bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ein rechtsstaatliches Strafverfahren nicht in Frage kommt, da Volksverdummung keinen Straftatbestand erfüllt. Also bleibt nur die Strafe Gottes.
Nachtrag: Don Alphonso hat ja seit jeher keinen Hehl aus seiner Abneigung in Bezug auf die Wirtschaftpresse gemacht, so auch aktuell hier.
Links 17.09.2008
Hier sind noch ein paar Links aus den letzten, turbulenten Tagen:
How the Feds invited the mortgage mess via itulip
Der Ton wird schärfer: The Fruit of Hypocrisy by Joseph Stiglitz
Who´s next? fragt Ambrose Evans-Pritchard
Vergleiche zwischen Lehman und Argentinien werden angestellt von Brad Setser
Henry Paulson’s Frankenstein NYT
The end of American capitalism as we knew it by Willem Buiter FT
Wall Street’s Next Big Problem NYT
America will need a $1,000bn bail-out FT
The Ultimate Wall Street Nightmare Money an Markets
How the Feds invited the mortgage mess via itulip
Der Ton wird schärfer: The Fruit of Hypocrisy by Joseph Stiglitz
Who´s next? fragt Ambrose Evans-Pritchard
Vergleiche zwischen Lehman und Argentinien werden angestellt von Brad Setser
Henry Paulson’s Frankenstein NYT
The end of American capitalism as we knew it by Willem Buiter FT
Wall Street’s Next Big Problem NYT
America will need a $1,000bn bail-out FT
The Ultimate Wall Street Nightmare Money an Markets
Dienstag, 16. September 2008
Endgame in the banking sector
Willem Buiter in der FT über die Finanzkrise und die Zukunft der Finanzbranche.
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Meredith Whitney auf CNBC via Mr. Mortgage mit Transcript vom Interview.
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Die USA setzen die Einlagen ihrer Sparer auf´s Spiel, um die angeschlagenen Banken mit Liquidität zu versorgen. Section 23A of the Federal Reserve Act wird ausgesetzt. Kommentar eines ehemaligen Regulators bei der Federal Home Loan Bank of New York:
TadersQuest fragt sich, warum sich niemand aufregt und es keinen Sturm auf die US-Banken gibt. Naja, warten wir es mal ab...
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Meredith Whitney auf CNBC via Mr. Mortgage mit Transcript vom Interview.
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Die USA setzen die Einlagen ihrer Sparer auf´s Spiel, um die angeschlagenen Banken mit Liquidität zu versorgen. Section 23A of the Federal Reserve Act wird ausgesetzt. Kommentar eines ehemaligen Regulators bei der Federal Home Loan Bank of New York:
All too often both bankers and regulators get overconfident during economic booms. However, if the regulators can't tighten the ship even during a crisis like this one we are lost. via naked capitalismAuch Mish kritisiert das Vorgehen als illegal.
TadersQuest fragt sich, warum sich niemand aufregt und es keinen Sturm auf die US-Banken gibt. Naja, warten wir es mal ab...
Montag, 15. September 2008
Vergleich Bilanzansatz Lehman und AIG
Nach einem Bericht der NYT musste die AIG, der größte Erstversicherer in den USA, bei dem Versuch ihr Kapital zu erhöhen, ihre Bewertungsansätze für die zurzeit wenig beliebten Hypothekenpapiere offenlegen.
Dabei kam heraus, dass AIG Subprimepapiere mit 62% und Alt-A-Papiere mit 67% des Nennwertes bewertet. Bei Lehman stehen die Papiere mit 34 bzw. 37% in den Büchern. Das Volumen bei AIG beträgt. 20 bzw. 24 Mrd Dollar. Würde man die gleichen Bewertungsansätze wie bei Lehman zugrundelegen, entstünde ein Abschreibungsbedarf von 14 Mrd. Dollar.
Jede Menge Probleme, die möglichst gelöst werden müssen.
Wie gesagt, ich nehme noch ein Stück Kuchen, solange es noch welchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag15.09.2008: Mehr Hintergründe zum Thema AIG gibt es -natürlich- bei Querschüsse.
Nachtrag 16.09.2008: Fitch und S&P stufen AIG herab. Bloomberg. Damit haben die Ratingagenturen das Endedatum dieses Replikanten auf 72 Stunden gestellt. Gleichzeitig wird über eine Rettungsaktion durch JP Morgan und Goldman Sachs spekuliert, die eine Kreditlinie von 75 Mrd Dollar zur Verfügung stellen sollen. CR
Dabei kam heraus, dass AIG Subprimepapiere mit 62% und Alt-A-Papiere mit 67% des Nennwertes bewertet. Bei Lehman stehen die Papiere mit 34 bzw. 37% in den Büchern. Das Volumen bei AIG beträgt. 20 bzw. 24 Mrd Dollar. Würde man die gleichen Bewertungsansätze wie bei Lehman zugrundelegen, entstünde ein Abschreibungsbedarf von 14 Mrd. Dollar.
Ein ähnliches Problem droht AIG bei ihrem CDO-Portfolio in Höhe von 42 Mrd Dollar bzw. 16 Mrd Dollar, das mit 75 bzw. 70% des Nennwertes bilanziert ist.
Jede Menge Probleme, die möglichst gelöst werden müssen.
Wie gesagt, ich nehme noch ein Stück Kuchen, solange es noch welchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag15.09.2008: Mehr Hintergründe zum Thema AIG gibt es -natürlich- bei Querschüsse.
Nachtrag 16.09.2008: Fitch und S&P stufen AIG herab. Bloomberg. Damit haben die Ratingagenturen das Endedatum dieses Replikanten auf 72 Stunden gestellt. Gleichzeitig wird über eine Rettungsaktion durch JP Morgan und Goldman Sachs spekuliert, die eine Kreditlinie von 75 Mrd Dollar zur Verfügung stellen sollen. CR
McCains Beraterstab
Nach der Lehman-Pleite:
Die Börsen geben weltweit um 3% nach, Finanzinstitute betteln bei der FED um Liquidität und der Immobilienmarkt ist immer noch auf der Suche nach dem Boden.
In diese Katastrophenstimmung schrei(b)t Donald Luskin, der Berater von McCain, am 14.09.2008 hinein:
Marc Thoma, Dean Baker und der Rest der Welt reiben sich die Augen. Man kann eigentlich auch schon nicht mehr darüber lachen, da einem dasselbe im Halse steckenbleibt.
Noch ein paar interessante Links zum Thema Lehman und die Auswirkungen auf das Finanzsystem:
Die Link-Hölle des Lehman Desasters bei Big Picture
Neues Paradigma: Too big to bail out bei Mr. Mortgage
Lehman and the end of the era of leverage bei Spengler
Implosion des Finanzsystems bei Querschüsse
Die Börsen geben weltweit um 3% nach, Finanzinstitute betteln bei der FED um Liquidität und der Immobilienmarkt ist immer noch auf der Suche nach dem Boden.
In diese Katastrophenstimmung schrei(b)t Donald Luskin, der Berater von McCain, am 14.09.2008 hinein:
"The fundamentals of our economy are strong..." WaPoDamit reiht er sich nahtlos in die Reihe von Beratern des Kandidaten McCain ein, die offensichtlich jeglichen Realitätsbezug verloren haben. Das konnte man ja schon bei seinem wirtschaftlichen Berater Phil Gramm bewundern, der die wirtschaftlichen Klagen der Amerikaner abtat und von einer Nation von Heulsusen sprach ("Nation of Winers"). Wer solche Politiker hat, braucht keine (äußeren) Feinde mehr.
Marc Thoma, Dean Baker und der Rest der Welt reiben sich die Augen. Man kann eigentlich auch schon nicht mehr darüber lachen, da einem dasselbe im Halse steckenbleibt.
Noch ein paar interessante Links zum Thema Lehman und die Auswirkungen auf das Finanzsystem:
Die Link-Hölle des Lehman Desasters bei Big Picture
Neues Paradigma: Too big to bail out bei Mr. Mortgage
Lehman and the end of the era of leverage bei Spengler
Implosion des Finanzsystems bei Querschüsse
Cooler Typ
dieser Alexander Paul Morris.
Zugegeben, es ist ein vergleichsweise abwegiger Gedanke, sich vorzustellen, dass Michael Best oder Anja Kohl eine Sonnenbrille bei ihrer Präsentation der Börsendaten im Ersten tragen. Aber dafür spricht dieser Mann erfrischenden Klartext.
Themen:
Zugegeben, es ist ein vergleichsweise abwegiger Gedanke, sich vorzustellen, dass Michael Best oder Anja Kohl eine Sonnenbrille bei ihrer Präsentation der Börsendaten im Ersten tragen. Aber dafür spricht dieser Mann erfrischenden Klartext.
Themen:
- Kursmanipulation? Altria Group kauft UST, oder auch nicht?
- United Airlines stellt Insolvenzantrag, aber schon 2002. Der Kurs bricht dank "falscher"Zeitungsmeldung vor einer Woche ein.
- Lehman
- Phony und Fraudy
- 50 Mrd Dollar für amerikansche Automobilindustrie
- Boni für CEO
Sonntag, 14. September 2008
Lehman - Die Entscheidung naht
Nachdem bereits am Freitag wilde Spekulationen stattfanden, wie die Zukunft von Lehman wohl aussehen würde, setzte sich dies auch über das Wochenende fort. naked capitalism Sa./So.
Die FAZ schreibt vom WSJ ab, bringt aber die relavanten Informationen. Das Modell good bank - bad bank wird heute, 14.09.2008, noch favorisiert.
Die schlechten Aktiva, vor allem Papiere aus dem Gewerbimmobilienbereich, sollen auf die bad bank übertragen werden und die werthaltigen Aktiva sollen bei der good bank verbleiben. Die good bank könnten Bank of America, Barclays oder HSBC als potentielle Käufer übernehmen. Nach der Übernahme von countrywide wundert es mich etwas, dass BofA jetzt die nächste Bank angeblich kaufen soll. Nicht nur die 4 Mrd Dollar Kaufpreis, sondern vor allem das Portfolio an Hypotheken von countrywide dürfte relativ schwer verdaulich für BofA sein. Warum sollten die sich jetzt mit der nächsten Übernahme und zusätzlichen Abschreibungen belasten, wo doch die Liquidität zum Jahresende generell ein Problem für die Banken darstellen könnte.
Allerdings ist fraglich wie die bad bank finanziert werden soll. Dazu muss von den Banken an der Wall Street ein Beitrag kommen. Es ist von 30 Mrd Dollar die Rede (CNBC). Auch und gerade von denen, die Lehman nicht übernehmen. Man kann jedoch niemanden zwingen, sich zu beteiligen. Vor allem sinkt die Bereitschaft dazu bei den anderen Banken, wenn gleichzeitig der Käufer die guten Aktiva von Lehman zu einem Schnäppchenpreis erhalten sollte.
Eine schwierige Verhandlungssituation für die Beteiligten. Aber vielleicht wird es Paulson erneut gelingen unter dem im Verlaufe des Sonntags einsetzenden Zeitdrucks eine Einigung (shot gun marriage) zu erzwingen. Die Bauchschmerzen der Beteiligten könnte er durch eine staatliche Unterstützung des Deals lindern. Ob die FED über die bisherigen Hilfen hinaus auch Unterstützung zusagt, erscheint zweifelhaft, da die Bilanz der FED nach der Rettungsaktion von Bear Stearns und den Liquiditätshilfen für die Investmentbanken sowieso schon sehr lädiert ist.
Das Hauptargument für eine Einigung ist, dass, falls es keine Einigung über die Rettung von Lehman gibt, einerseites der CDS-Markt einen Schock erleiden würde und andererseits die Aktiva von Lehman auf den Markt kämen, um versilbert zu werden. Dies würde die Preise der Papiere weiter drücken und erneuten Abschreibungsbedarf bei den anderen Banken auslösen. Dies könnte weitere Banken in Bedrängnis bringen. Mit dem Thema CDS und der möglichen Kettenreaktion hatte ich mich hier schon mal beschäftigt.
An dieser Stelle sei mir ein gehässiges Zitat erlaubt. Es stammt von Lehman´s CEO Dick Fuld und ist aus dem Sommer des letzten Jahres:
Ich lehne mich zurück, warte darauf, was heute Nacht passiert und nehme noch ein Stück Stachelbeer-Baiser-Kuchen. Wer weiß, wie lange es noch Kuchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag 14.09.2008: Am Rande der Krisensitzungen wurde auch über die Problemkandidaten AIG und WaMu gesprochen. Aber im Moment hat man wohl noch drängendere Probleme.
Nachtrag 14.09.2008: WGN und Egghat berichten über das mögliche Scheitern einer Rettung von Lehman, nachdem auch Barclays die Verhandlungen abgebrochen hat. Es könnte einen schwarzen Montag geben. Oder die Rettung in letzter Minute. Barclays geht nicht all-in. Das ist high stakes poker!
Nachtrag 15.09.2008: Lehman stellt Insolvenzantrag! Handelsblatt
Die FAZ schreibt vom WSJ ab, bringt aber die relavanten Informationen. Das Modell good bank - bad bank wird heute, 14.09.2008, noch favorisiert.
Die schlechten Aktiva, vor allem Papiere aus dem Gewerbimmobilienbereich, sollen auf die bad bank übertragen werden und die werthaltigen Aktiva sollen bei der good bank verbleiben. Die good bank könnten Bank of America, Barclays oder HSBC als potentielle Käufer übernehmen. Nach der Übernahme von countrywide wundert es mich etwas, dass BofA jetzt die nächste Bank angeblich kaufen soll. Nicht nur die 4 Mrd Dollar Kaufpreis, sondern vor allem das Portfolio an Hypotheken von countrywide dürfte relativ schwer verdaulich für BofA sein. Warum sollten die sich jetzt mit der nächsten Übernahme und zusätzlichen Abschreibungen belasten, wo doch die Liquidität zum Jahresende generell ein Problem für die Banken darstellen könnte.
Allerdings ist fraglich wie die bad bank finanziert werden soll. Dazu muss von den Banken an der Wall Street ein Beitrag kommen. Es ist von 30 Mrd Dollar die Rede (CNBC). Auch und gerade von denen, die Lehman nicht übernehmen. Man kann jedoch niemanden zwingen, sich zu beteiligen. Vor allem sinkt die Bereitschaft dazu bei den anderen Banken, wenn gleichzeitig der Käufer die guten Aktiva von Lehman zu einem Schnäppchenpreis erhalten sollte.
Eine schwierige Verhandlungssituation für die Beteiligten. Aber vielleicht wird es Paulson erneut gelingen unter dem im Verlaufe des Sonntags einsetzenden Zeitdrucks eine Einigung (shot gun marriage) zu erzwingen. Die Bauchschmerzen der Beteiligten könnte er durch eine staatliche Unterstützung des Deals lindern. Ob die FED über die bisherigen Hilfen hinaus auch Unterstützung zusagt, erscheint zweifelhaft, da die Bilanz der FED nach der Rettungsaktion von Bear Stearns und den Liquiditätshilfen für die Investmentbanken sowieso schon sehr lädiert ist.
Das Hauptargument für eine Einigung ist, dass, falls es keine Einigung über die Rettung von Lehman gibt, einerseites der CDS-Markt einen Schock erleiden würde und andererseits die Aktiva von Lehman auf den Markt kämen, um versilbert zu werden. Dies würde die Preise der Papiere weiter drücken und erneuten Abschreibungsbedarf bei den anderen Banken auslösen. Dies könnte weitere Banken in Bedrängnis bringen. Mit dem Thema CDS und der möglichen Kettenreaktion hatte ich mich hier schon mal beschäftigt.
An dieser Stelle sei mir ein gehässiges Zitat erlaubt. Es stammt von Lehman´s CEO Dick Fuld und ist aus dem Sommer des letzten Jahres:
"Do we have some stuff on the books that would be tough to get rid of? Yes. Am I worried about it? No. If you have some repricing of these things will we lose some money? Yes. Is it going to kill us? Of course not."--Richard Fuld, Lehman Brothers C.E.O. (Financial Times).via Big Picture mit weiteren Zitaten von CEO´s über die positven Aussichten der jeweiligen Banken.
Summer 2007
--Richard Fuld, Lehman Brothers C.E.O. (Financial Times).
Ich lehne mich zurück, warte darauf, was heute Nacht passiert und nehme noch ein Stück Stachelbeer-Baiser-Kuchen. Wer weiß, wie lange es noch Kuchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
Nachtrag 14.09.2008: Am Rande der Krisensitzungen wurde auch über die Problemkandidaten AIG und WaMu gesprochen. Aber im Moment hat man wohl noch drängendere Probleme.
Nachtrag 14.09.2008: WGN und Egghat berichten über das mögliche Scheitern einer Rettung von Lehman, nachdem auch Barclays die Verhandlungen abgebrochen hat. Es könnte einen schwarzen Montag geben. Oder die Rettung in letzter Minute. Barclays geht nicht all-in. Das ist high stakes poker!
Nachtrag 15.09.2008: Lehman stellt Insolvenzantrag! Handelsblatt
Freitag, 12. September 2008
Hier kommt die Maus
und erklärt Euch, liebe Kinder, wie die Hypothekenkrise funktioniert.
Tja. Klingt komisch. Is aber so.
Und da der Onkel, der diesen Blog hier schreibt, heute ganz wenig Zeit hat, schreibt er auch keinen langen Artikel mehr, sondern verabschiedet sich schon mal ins Wochenende. Am Montag werden wir dann wissen, welche Banken das Wochenende überlebt haben und welche nicht.
Nachtrag: Beim nochmaligen Lesen fällt mir auf, dass die Überschrift ziemlich chauvinistisch rüberkommt. Ach was soll´s ... egal.
Nachtrag 12.09.08: Im Laufe des Tages bricht das übliche Störfeuer los. Mehrere potentielle Käufer für Lehman werden dem Publikum präsentiert. Sie sollen entweder Lehman insgesamt oder die Filetstücke kaufen. Es werden die Namen Bank of America (als erster Kandidat), Barclays und HSBC in den Raum geworfen. Dazu noch einige der bekannten Hedgefonds und die Chinesen (CIC). Goldman Sachs und Deutsche Bank haben angeblich abgewunken. Bald hat man alle Namen auf dem Kurszettel durch. naked capitalism
Vielleicht sollte Lehman bei der IKB noch mal nachfragen, ob Interesse besteht. Da finden sich bestimmt ein paar Füchse, die erkannt haben, dass Lehman charttechnisch überverkauft ist und das jetzige Kursniveau überaus attraktiv ist für ein langfristiges Investment in den amerikanischen Markt...
Schließlich melden sich informierte Kreise, die behaupten, dass Finanzminister Paulson Lehman keinen bail out spendieren will:
Tja. Klingt komisch. Is aber so.
Und da der Onkel, der diesen Blog hier schreibt, heute ganz wenig Zeit hat, schreibt er auch keinen langen Artikel mehr, sondern verabschiedet sich schon mal ins Wochenende. Am Montag werden wir dann wissen, welche Banken das Wochenende überlebt haben und welche nicht.
Nachtrag: Beim nochmaligen Lesen fällt mir auf, dass die Überschrift ziemlich chauvinistisch rüberkommt. Ach was soll´s ... egal.
Nachtrag 12.09.08: Im Laufe des Tages bricht das übliche Störfeuer los. Mehrere potentielle Käufer für Lehman werden dem Publikum präsentiert. Sie sollen entweder Lehman insgesamt oder die Filetstücke kaufen. Es werden die Namen Bank of America (als erster Kandidat), Barclays und HSBC in den Raum geworfen. Dazu noch einige der bekannten Hedgefonds und die Chinesen (CIC). Goldman Sachs und Deutsche Bank haben angeblich abgewunken. Bald hat man alle Namen auf dem Kurszettel durch. naked capitalism
Vielleicht sollte Lehman bei der IKB noch mal nachfragen, ob Interesse besteht. Da finden sich bestimmt ein paar Füchse, die erkannt haben, dass Lehman charttechnisch überverkauft ist und das jetzige Kursniveau überaus attraktiv ist für ein langfristiges Investment in den amerikanischen Markt...
Schließlich melden sich informierte Kreise, die behaupten, dass Finanzminister Paulson Lehman keinen bail out spendieren will:
Das Versteckspiel geht weiter... bis Sonntagabend wahrscheinlich.
Sources close to Treasury Secretary Hank Paulson, according to financial wire service reports, have said the federal government is unwilling provide any additional help to Lehman beyond allowing it to continue borrowing short-term money from the Federal Reserve—something the firm has been able to do since the spring. BW
Donnerstag, 11. September 2008
Verehrte Zuschauer, aus unserer Wirtschaftsredaktion
erreicht uns soeben noch dieser 1-minütige Marktkommentar zum Bail-out von Fannie und Freddie, den wir Ihnen keinesfalls vorenthalten möchten:
via itulip
via itulip
Der "Ein-Finger-Gruß"
wird in Fachkreisen auch der "Effe" genannt.
Jetzt taucht der Effe als "one-finger salute" auch in den USA auf. Natürlich im Zusammenhang mit dem Debakel um Fannie Mae und Freddie Mac (Phony und Fraudy).
Der "Erfinder" des one-finger salute ist Michael Oxley. Michael Oxley ist der Mitnamensgeber des Sarbanes-Oxley Act of 2002. Das ist das Gesetz, das nach dem Enron und Worldcom Bilanzskandal erlassen wurde, damit nun endlich Schluss sei mit Manipulationen in der amerikanischen Wirtschaft. Nun ja. Weiter unter schreibe ich dazu noch etwas.
Oxley beschwert sich jetzt jedoch bitter-böse darüber, dass Bush und Greenspan den Federal Housing Finance Reform Act verhindert haben. Das war ein Gesetz aus dem Jahr 2005, das der Regulierung von Fannie und Freddie dienen sollte. Im Kongress gab es eine parteiübergreifende Mehrheit. Man wollte so die Gefahren für Fannie und Freddie und die US-Wirtschaft abwenden, die man bereits im Jahre 2005 erkannt hatte. Aber Bush stoppte das Gesetz:
Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Die amerikanische Wirtschaft ist in einer exzellenten Verfassung. Die Subprime-Krise ist ein eingedämmt. Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Die amerikanische Wirtschaft ist in einer exzellenten Verfassung. Die Subprime-Krise ist ein eingedämmt... etc etc etc
Wer den Bockmist schon wieder verdrängt haben sollte: Ich habe hier im Blog mitstenographiert. "We have no plans to put money in either thoose institutions" Video Paulson (unten auf der Seite). Zu dem Zeitpunkt (Eröffnung der Spiele in Peking) war jedem klar, dass Fannie und Freddie pleite sind.
Die Namen Oxley und Enron bringen mich aber noch mal auf einen Gedanken, den ich bereits vor Wochen in einer E-Mail geäußert habe: Die Rolle der Rating-Agenturen in diesem Finanzskandal. So müsste man diesen Vorgang nämlich eigentlich bezeichnen. Nicht verharmlosend als Finanzkrise, sondern als Skandal. Nicht umsonst spricht man bei Alt-A Krediten von liar-loans. Nur dass bei der Bank niemand getäuscht wurde, da sich dort niemand für die Einkommenssituation der Schuldner interessierte. Der Kredit wurde ja sowieso weiter gereicht an Anleger (zum Beispiel die IKB), also warum sollte man sich die Arbeit machen und sich das Geschäft kaputt machen?
Damals bei der Enron-Pleite hat die Öffentlichkeit/der Markt auf die Testate der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Anderson vertraut. Zu Unrecht. Heute werden sich einige fragen: Who the fuck is Arthur Anderson? Genau, die gibt es nämlich seit damals nicht mehr. Der Laden wurde von einer Klagewelle geschädigter Anleger eingeholt, die Arthur Anderson letztlich zur Aufgabe zwang. In der Folge wurde der SOA, der o.g. Sarbanes-Oxley-Act verabschiedet.
Nach dem SOA sollten die Bilanzen nicht mehr von denjenigen geprüft werden, die sie erstellt haben, denn dies führt fast zwangsläufig zu Interessenkonflikten bei der Prüfung der Bilanzen. Wenn ein Unternehmen eine Steuerberatung- und Prüfungsgesellschaft dafür gut, sogar sehr gut bezahlt, dass diese eine Bilanz erstellt, dann erwartet dieses Unternehmen, dass der erstellte Abschluss auch von der gleichen Gesellschaft testiert wird. Logisch, schließlich hat sie die Bilanz ja erstellt. Nur wollen die Berater die guten Aufträge in der Regel nicht verlieren, so dass bei Enron zum Beispiel recht "wohlwollend" bilanziert und dieses dann von Arthur Anderson testiert wurde. Bis der Schwindel aufflog. Dies alles wollte man also zukünftig mit dem SOA verhindern.
Dass bei den Rating-Agenturen der gleiche Interessenkonflikt besteht, wie bei den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften vor dem SOA, ist damals aber scheinbar keinem aufgefallen (wirklich nicht?) . Denn auch die Rating-Agenturen werden von ihren Auftraggebern bezahlt. Das sind die Investmentbanken, die ihre Wertpapiere (CDO´s, ABS, RMBS, CMBS und der ganze Buchstabensalat) später für gutes Geld an den Anleger bringen wollen. Natürlich erwartet man als Auftraggeber, wenn man schon zahlt, dass man auch ein ordentliches Rating bekommt. Am besten AAA, auch wenn nur Subprime-Kredite verbrieft werden. Mit welchem scheinheiligen mathematischen Modell dieses Ergebnis gerechtfertigt wird, ist den Banken egal. Sie haben dieses System ja selbst erfunden, also wissen sie, wie man es spielt. Dass bei der Vergabe der Ratings nicht immer so genau hingeguckt wurde, wurde schon mehrfach kolportiert.
Daher gab und gibt es Kritik an den Rating-Agenturen. Mish ist auch unter den Kritikern dieses Systems. Diese Kritik hat viel für sich. Aber vielleicht erledigt sich das Thema ähnlich wie bei Arthur Anderson: Indem eine Klagewelle Geschädigter die Big Three von der Bildfläche spült. Wenn man unter den demnächst arbeitslosen Ex-Mitarbeitern der Rating-Agenturen den einen oder anderen besonders frustrierten findet, könnte man mit deren Insiderkenntnissen und Zeugenaussagen eine Klage stricken. Mal sehen was kommt.
Dann heißt es in ein paar Jahren eventuell: Who the fuck is S&P, Moody´s and Fitch? Ich würde sie nicht vermissen...
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, solange es noch welchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
Update 11.09.08: Sammelklage soll gegen Moody´s schon vor einem Jahr eingereicht worden sein. Welt, NZZ
Jetzt taucht der Effe als "one-finger salute" auch in den USA auf. Natürlich im Zusammenhang mit dem Debakel um Fannie Mae und Freddie Mac (Phony und Fraudy).
Der "Erfinder" des one-finger salute ist Michael Oxley. Michael Oxley ist der Mitnamensgeber des Sarbanes-Oxley Act of 2002. Das ist das Gesetz, das nach dem Enron und Worldcom Bilanzskandal erlassen wurde, damit nun endlich Schluss sei mit Manipulationen in der amerikanischen Wirtschaft. Nun ja. Weiter unter schreibe ich dazu noch etwas.
Oxley beschwert sich jetzt jedoch bitter-böse darüber, dass Bush und Greenspan den Federal Housing Finance Reform Act verhindert haben. Das war ein Gesetz aus dem Jahr 2005, das der Regulierung von Fannie und Freddie dienen sollte. Im Kongress gab es eine parteiübergreifende Mehrheit. Man wollte so die Gefahren für Fannie und Freddie und die US-Wirtschaft abwenden, die man bereits im Jahre 2005 erkannt hatte. Aber Bush stoppte das Gesetz:
“What did we get from the White House? We got a one-finger salute.” FTIch weiss nicht, was in dem Gesetz wirklich drinsteht, und ob sich Herr Oxley hier zu recht exkulpieren möchte. Aber es wird doch deutlich, dass die US-Regierung hier nicht vor einer völlig unvorhersehbaren Entwicklung stand. Und dann muss man sich an dieser Stelle wieder das Mantra in Erinnerung rufen, das uns die Vertreter dieser Regierung, allen voran Herr Paulson als Finanzminister, die letzten Monate unermüdlich vorgebetet hat:
Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Die amerikanische Wirtschaft ist in einer exzellenten Verfassung. Die Subprime-Krise ist ein eingedämmt. Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Das Finanzsystem ist gesund und sicher. Die amerikanische Wirtschaft ist in einer exzellenten Verfassung. Die Subprime-Krise ist ein eingedämmt... etc etc etc
Wer den Bockmist schon wieder verdrängt haben sollte: Ich habe hier im Blog mitstenographiert. "We have no plans to put money in either thoose institutions" Video Paulson (unten auf der Seite). Zu dem Zeitpunkt (Eröffnung der Spiele in Peking) war jedem klar, dass Fannie und Freddie pleite sind.
Die Namen Oxley und Enron bringen mich aber noch mal auf einen Gedanken, den ich bereits vor Wochen in einer E-Mail geäußert habe: Die Rolle der Rating-Agenturen in diesem Finanzskandal. So müsste man diesen Vorgang nämlich eigentlich bezeichnen. Nicht verharmlosend als Finanzkrise, sondern als Skandal. Nicht umsonst spricht man bei Alt-A Krediten von liar-loans. Nur dass bei der Bank niemand getäuscht wurde, da sich dort niemand für die Einkommenssituation der Schuldner interessierte. Der Kredit wurde ja sowieso weiter gereicht an Anleger (zum Beispiel die IKB), also warum sollte man sich die Arbeit machen und sich das Geschäft kaputt machen?
Damals bei der Enron-Pleite hat die Öffentlichkeit/der Markt auf die Testate der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Anderson vertraut. Zu Unrecht. Heute werden sich einige fragen: Who the fuck is Arthur Anderson? Genau, die gibt es nämlich seit damals nicht mehr. Der Laden wurde von einer Klagewelle geschädigter Anleger eingeholt, die Arthur Anderson letztlich zur Aufgabe zwang. In der Folge wurde der SOA, der o.g. Sarbanes-Oxley-Act verabschiedet.
Nach dem SOA sollten die Bilanzen nicht mehr von denjenigen geprüft werden, die sie erstellt haben, denn dies führt fast zwangsläufig zu Interessenkonflikten bei der Prüfung der Bilanzen. Wenn ein Unternehmen eine Steuerberatung- und Prüfungsgesellschaft dafür gut, sogar sehr gut bezahlt, dass diese eine Bilanz erstellt, dann erwartet dieses Unternehmen, dass der erstellte Abschluss auch von der gleichen Gesellschaft testiert wird. Logisch, schließlich hat sie die Bilanz ja erstellt. Nur wollen die Berater die guten Aufträge in der Regel nicht verlieren, so dass bei Enron zum Beispiel recht "wohlwollend" bilanziert und dieses dann von Arthur Anderson testiert wurde. Bis der Schwindel aufflog. Dies alles wollte man also zukünftig mit dem SOA verhindern.
Dass bei den Rating-Agenturen der gleiche Interessenkonflikt besteht, wie bei den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften vor dem SOA, ist damals aber scheinbar keinem aufgefallen (wirklich nicht?) . Denn auch die Rating-Agenturen werden von ihren Auftraggebern bezahlt. Das sind die Investmentbanken, die ihre Wertpapiere (CDO´s, ABS, RMBS, CMBS und der ganze Buchstabensalat) später für gutes Geld an den Anleger bringen wollen. Natürlich erwartet man als Auftraggeber, wenn man schon zahlt, dass man auch ein ordentliches Rating bekommt. Am besten AAA, auch wenn nur Subprime-Kredite verbrieft werden. Mit welchem scheinheiligen mathematischen Modell dieses Ergebnis gerechtfertigt wird, ist den Banken egal. Sie haben dieses System ja selbst erfunden, also wissen sie, wie man es spielt. Dass bei der Vergabe der Ratings nicht immer so genau hingeguckt wurde, wurde schon mehrfach kolportiert.
Daher gab und gibt es Kritik an den Rating-Agenturen. Mish ist auch unter den Kritikern dieses Systems. Diese Kritik hat viel für sich. Aber vielleicht erledigt sich das Thema ähnlich wie bei Arthur Anderson: Indem eine Klagewelle Geschädigter die Big Three von der Bildfläche spült. Wenn man unter den demnächst arbeitslosen Ex-Mitarbeitern der Rating-Agenturen den einen oder anderen besonders frustrierten findet, könnte man mit deren Insiderkenntnissen und Zeugenaussagen eine Klage stricken. Mal sehen was kommt.
Dann heißt es in ein paar Jahren eventuell: Who the fuck is S&P, Moody´s and Fitch? Ich würde sie nicht vermissen...
Ich nehme noch ein Stück Kuchen, solange es noch welchen gibt.
Euer Kuchenjunkie
Update 11.09.08: Sammelklage soll gegen Moody´s schon vor einem Jahr eingereicht worden sein. Welt, NZZ
Mittwoch, 10. September 2008
Eine sehenswerte Talk-Show? Ja, gibt es!
Es geht also doch! Man kann vor einer Kamera mit intelligenten Menschen über aktuelle Themen in ruhiger und sachlicher Atmosphäre sprechen. Vielleicht liegt es ja daran, dass weder Christiansen, Illner oder Will in der Sendung auftauchen?
Zum Thema Fannie und Freddie bail out diskutieren:
NY Times Floyd Norris, PIMCO's Mohamed El-Erian, NY Times Gretchen Morgenson and New York University Professor Nouriel Roubini. Video
via CR
Zum Thema Fannie und Freddie bail out diskutieren:
NY Times Floyd Norris, PIMCO's Mohamed El-Erian, NY Times Gretchen Morgenson and New York University Professor Nouriel Roubini. Video
via CR
Mal wieder wird Lehman angezählt oder ...
die Todgeweihten grüßen Dich.
Stammleser wissen, dass hier nicht über den sensationellen Wechsel eines ehemaligen Nationaltorhüters in eine andere Sportart berichtet wird, sondern über die viertgrößte amerikanische Investmentbank: Lehman Brothers Holdings Inc.
Nun ja. Diese Investmentbank war ja schon ein paar Mal Thema. Eigentlich stand sie seit dem Zusammenbruch von Bear Stearns unter ständiger Beobachtung und war Gegenstand von Gerüchten, wie hier im Blog zum Beispiel zu lesen war. Bislang galt immer noch die Devise: Totgesagte leben länger.
Nun sieht es mal wieder sehr ernst aus. Die Aktie gab gestern um über 40 % nach. Auslöser der Panik an der Börse war die Nachricht, dass die koreanische KDB doch nicht bei Lehman einsteigen wolle. Die FTD berichtet. Anscheinend sieht der Markt keine andere Möglichkeit für Lehman, wie sie an Kapital kommen sollen.
Mish empfiehlt als strategische Initiative aber unbedingt eine Kapitalerhöhung in Anspielung an die diversen "strategischen" Überlegungen, die seitens des CEO Richard Fuld in den letzten Wochen angestellt wurden und die sich letzlich alle als wenig ergiebig darstellten.
Querschuss bei zeitenwende.ch berichtet, dass zum Ende 2Q 2008 Lehman noch 26 Mrd Dollar Eigenkapital hat. Die Liquidität betrug 6,5 Mrd Dollar. Bei 640 Mrd Dollar an Aktiva gibt das ein Leverage Ratio von immer noch 24 nach 32 ein Quartal zuvor. Interessant dürfte die Frage sein, wie werthaltig die Level 3 assets in Höhe von 41 Mrd Dollar tatsächlich sind.
Mal sehen, ob Lehman genug Freunde bei der Treasury und der FED hat, um die Bank als "too big to fail" einzustufen, so wie es bei Bear Stearns der Fall war. Wobei sich der Fall Bear Stearns wohl eher so darstellt, dass JP Morgan als Counterpart von Bear Stearns bei einer Pleite besonders in Mitleidenschaft gezogen worden wäre, wie Barry Ritholtz von Big Picture zu bedenken gibt. Insofern ist eigentlich JP Morgan gerettet worden. Mit dieser Information kann man auch besser verstehen, wieso Bear Stearns ein systemisches Risiko für den Markt darstellte.
Problematisch für Lehman könnte es werden, wenn man feststellen sollte, dass das systemische Risiko von Lehman nicht so groß ist wie bei Bear Stearns, und man den zukünftig noch verbleibenden, schrumpfenden Markt auch mit weniger Investmentbanken betreiben kann. Außerdem könnte die Politik jetzt demonstrieren, dass man diesen elenden moral hazard bekämpfen möchte und den Gesetzen des Marktes folgen will. Dann könnte das Motto für Lehman demnächst doch anders lauten:
Morituri te salutant (die Todgeweihten grüßen Dich)
Update: naked capitalism stellt ebenfalls die Frage, ob Lehman gerettet wird. Eine Meldung von Reuters kann man so ínterpretieren, dass Reuters indirekt sagt, dass Lehman insolvent ist.
Stammleser wissen, dass hier nicht über den sensationellen Wechsel eines ehemaligen Nationaltorhüters in eine andere Sportart berichtet wird, sondern über die viertgrößte amerikanische Investmentbank: Lehman Brothers Holdings Inc.
Nun ja. Diese Investmentbank war ja schon ein paar Mal Thema. Eigentlich stand sie seit dem Zusammenbruch von Bear Stearns unter ständiger Beobachtung und war Gegenstand von Gerüchten, wie hier im Blog zum Beispiel zu lesen war. Bislang galt immer noch die Devise: Totgesagte leben länger.
Nun sieht es mal wieder sehr ernst aus. Die Aktie gab gestern um über 40 % nach. Auslöser der Panik an der Börse war die Nachricht, dass die koreanische KDB doch nicht bei Lehman einsteigen wolle. Die FTD berichtet. Anscheinend sieht der Markt keine andere Möglichkeit für Lehman, wie sie an Kapital kommen sollen.
Mish empfiehlt als strategische Initiative aber unbedingt eine Kapitalerhöhung in Anspielung an die diversen "strategischen" Überlegungen, die seitens des CEO Richard Fuld in den letzten Wochen angestellt wurden und die sich letzlich alle als wenig ergiebig darstellten.
Querschuss bei zeitenwende.ch berichtet, dass zum Ende 2Q 2008 Lehman noch 26 Mrd Dollar Eigenkapital hat. Die Liquidität betrug 6,5 Mrd Dollar. Bei 640 Mrd Dollar an Aktiva gibt das ein Leverage Ratio von immer noch 24 nach 32 ein Quartal zuvor. Interessant dürfte die Frage sein, wie werthaltig die Level 3 assets in Höhe von 41 Mrd Dollar tatsächlich sind.
Mal sehen, ob Lehman genug Freunde bei der Treasury und der FED hat, um die Bank als "too big to fail" einzustufen, so wie es bei Bear Stearns der Fall war. Wobei sich der Fall Bear Stearns wohl eher so darstellt, dass JP Morgan als Counterpart von Bear Stearns bei einer Pleite besonders in Mitleidenschaft gezogen worden wäre, wie Barry Ritholtz von Big Picture zu bedenken gibt. Insofern ist eigentlich JP Morgan gerettet worden. Mit dieser Information kann man auch besser verstehen, wieso Bear Stearns ein systemisches Risiko für den Markt darstellte.
Problematisch für Lehman könnte es werden, wenn man feststellen sollte, dass das systemische Risiko von Lehman nicht so groß ist wie bei Bear Stearns, und man den zukünftig noch verbleibenden, schrumpfenden Markt auch mit weniger Investmentbanken betreiben kann. Außerdem könnte die Politik jetzt demonstrieren, dass man diesen elenden moral hazard bekämpfen möchte und den Gesetzen des Marktes folgen will. Dann könnte das Motto für Lehman demnächst doch anders lauten:
Morituri te salutant (die Todgeweihten grüßen Dich)
Update: naked capitalism stellt ebenfalls die Frage, ob Lehman gerettet wird. Eine Meldung von Reuters kann man so ínterpretieren, dass Reuters indirekt sagt, dass Lehman insolvent ist.
Dienstag, 9. September 2008
Der größte LBO der Menschheitsgeschichte
Da wartet man monatelang auf den Zusammenbruch von Phony und Fraudy und ausgerechnet an dem Wochenende, an dem es dann passiert, ist man unterwegs...
Naja, aber ich denke die Berichterstattung in den Medien und den anderen Blogs war absolut erschöpfend, so dass es, glaube ich, jeder auch ohne einen Hinweis von mir mitbekommen hat. Mir bleibt aber noch, ein bisschen Nachlese zu betreiben.
Für Nouriel Roubini ist der bail out von Phony und Fraudy der größte leveraged buy out der Geschichte, bei dem der Staat Verbindlichkeiten in Höhe von 6 Billionen Dollar übernimmt und ein Eigenkapital von 200 Mrd Dollar einschiesst. Damit ergibt sich eine Kapitalquote von 30:1. Damit sind die USSRA (United Socialist State Republic of America) der größte staatliche Hedge-Fonds der Welt. Den Artikel sollte man ganz gelesen haben.
Deutlicher als Roubini kann man es nicht sagen:
Hier ist noch ein Interview von Mitte Juli, in dem Jim Rogers genau das vorausgesagt hat, was mit Fannie und Freddie jetzt am Wochenende passiert ist. Wahrscheinlich kam der bail out einzig und allein für Finanzminister Paulson überraschend. Die Äußerungen von Rogers über den Dollar sind auch alles andere als rosig. Wenn er dort auch Recht behalten sollte...
Wer die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge lieber auf Deutsch erklärt haben möchte, der findet wie immer bei Querschuss von Zeitenwende.ch gute Informationen.
Hier noch ein paar Links, um der Chronistenpflicht Genüge zu tun:
Demnächst mehr von unseren Hütchenspielern.
Ich nehme noch ein Stück Torte, so lange es noch welche gibt.
Euer KJ
Naja, aber ich denke die Berichterstattung in den Medien und den anderen Blogs war absolut erschöpfend, so dass es, glaube ich, jeder auch ohne einen Hinweis von mir mitbekommen hat. Mir bleibt aber noch, ein bisschen Nachlese zu betreiben.
Für Nouriel Roubini ist der bail out von Phony und Fraudy der größte leveraged buy out der Geschichte, bei dem der Staat Verbindlichkeiten in Höhe von 6 Billionen Dollar übernimmt und ein Eigenkapital von 200 Mrd Dollar einschiesst. Damit ergibt sich eine Kapitalquote von 30:1. Damit sind die USSRA (United Socialist State Republic of America) der größte staatliche Hedge-Fonds der Welt. Den Artikel sollte man ganz gelesen haben.
Deutlicher als Roubini kann man es nicht sagen:
This is the biggest and most socialist government intervention in economic affairs since the formation of the Soviet Union and Communist China. RGE MonitorJim Rogers gibt ein Interview und stößt in das gleiche Horn: Sozialism for the rich!
Hier ist noch ein Interview von Mitte Juli, in dem Jim Rogers genau das vorausgesagt hat, was mit Fannie und Freddie jetzt am Wochenende passiert ist. Wahrscheinlich kam der bail out einzig und allein für Finanzminister Paulson überraschend. Die Äußerungen von Rogers über den Dollar sind auch alles andere als rosig. Wenn er dort auch Recht behalten sollte...
Wer die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge lieber auf Deutsch erklärt haben möchte, der findet wie immer bei Querschuss von Zeitenwende.ch gute Informationen.
Hier noch ein paar Links, um der Chronistenpflicht Genüge zu tun:
- Fannie und Freddie bail out mit so ziemlich allen englischsprachigen Links via Big Picture
- Willem Buiter über Phony und Fraudy in der FT.
- Der sonst so kritische WGN steht überraschend positiv dem bail out gegenüber
- Über den (Wertpapier-) Schrott, den spanische und irische Banken der EZB für Wertpapierpensionsgeschäfte (Repos) andienen, schreibt Willem Buiter ebenfalls in der FT.
- Wie immer am Wochenende: Bankenpleite. Diese Woche: Silver State Bank. WSJ Die nächsten Kanditaten (Lehman und WaMu) scheinen sich schon mal warm zulaufen (CR). Siehe auch weiteren Beitrag hier im Blog.
- Das Kreditausfallrisiko bei WaMu ist auf ca. 30 % geklettert. Reuters
Demnächst mehr von unseren Hütchenspielern.
Ich nehme noch ein Stück Torte, so lange es noch welche gibt.
Euer KJ
Montag, 8. September 2008
Freitag, 5. September 2008
Demo gegen Vorratsdatenspeicherung
Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung AK VDS ruft zu einer Demonstration gegen die anlasslose Speicherung von Telekommunikationsdaten auf. Am Samstag, 11.10.2008, 14.00 Uhr findet in Berlin eine Demonstration gegen die Vorratsdatenspeicherung statt.
Wer bislang noch nicht begriffen hat, wieso man gegen die VDS sein sollte, der findet beim AK VDS nochmals die Gründe.
Als Demokrat, der sich von der teilweise falschen Berichterstattung (Report München) nicht beirren läßt, werde ich daran teilnehmen.
An dieser falschen "Berichterstattung" über das Thema VDS ist Kritik geübt worden. Sowohl Stefan Niggemeier als auch Netzpolitik machten auf die falsche Darstellung des Themas bei Report München aufmerksam.
Niggemeier schrieb einen Brief an die Redaktion des Report München/BR. Zum Staats- und Bürgerrechtsverständnis der Redaktion Report München hier ein Auszug aus dem Antwortbrief der Redaktion an Stefan Niggemeier:
Und wenn das Gesetz dann einmal in Kraft ist, dann kann man vielleicht später über die Hintertür der EU die Daten noch für andere Zwecke nutzbar machen. Zum Beispiel für die Musikindustrie oder andere Interessierte. Heise berichtete über entsprechende Gesetzesvorhaben, die aber aufgrund von massiven Bürgerprotesten abgewendet werden konnten.
Wer bislang noch nicht begriffen hat, wieso man gegen die VDS sein sollte, der findet beim AK VDS nochmals die Gründe.
Als Demokrat, der sich von der teilweise falschen Berichterstattung (Report München) nicht beirren läßt, werde ich daran teilnehmen.
An dieser falschen "Berichterstattung" über das Thema VDS ist Kritik geübt worden. Sowohl Stefan Niggemeier als auch Netzpolitik machten auf die falsche Darstellung des Themas bei Report München aufmerksam.
Niggemeier schrieb einen Brief an die Redaktion des Report München/BR. Zum Staats- und Bürgerrechtsverständnis der Redaktion Report München hier ein Auszug aus dem Antwortbrief der Redaktion an Stefan Niggemeier:
Bürgerrechte sollten nicht nur Abwehrrechte gegen den Staat, sondern auch gegen Kriminelle einschließen, so sehen das Opfervereinigungen, denen wir in unserem Beitrag durch das Aufzeigen einiger Einzelfälle eine Stimme geben wollten.Hier ist der ganze Text des Briefes.
Und wenn das Gesetz dann einmal in Kraft ist, dann kann man vielleicht später über die Hintertür der EU die Daten noch für andere Zwecke nutzbar machen. Zum Beispiel für die Musikindustrie oder andere Interessierte. Heise berichtete über entsprechende Gesetzesvorhaben, die aber aufgrund von massiven Bürgerprotesten abgewendet werden konnten.
Donnerstag, 4. September 2008
Niemand hat die Absicht Ölvorräte (auf-) zu bauen...
Über den (fehlenden?) Wahrheitsgehalt von (amerikanischen) Statistiken, insbesondere die Angaben zu Ölvorräten:
Es laufen jetzt Ermittlungen, ob falsche Angaben hinsichtlich der Ölvorräte gemacht wurden. via naked capitalism
In der Vergangenheit wurde eine Spekulationsblase bei Rohöl mit dem Argument verneint, dass in diesem Fall die Vorräte hätten ansteigen müssen. Die Daten sprachen aber eine andere Sprache.
Jetzt könnte sich herausstellen, dass man auf falsche Daten vertraut hat. Dann wäre der Ölpreis mehr oder weniger manipuliert worden.
Aber ich bin sicher, dass mein Umfeld solche Nachrichten als reine Spekulation abtut und in die Welt der Märchen verbannt. Hier im Westen würden niemals Informationen manipuliert, um ein bestimmtes wirtschaftliches oder politisches Ergebnis herbeizuführen... Nein, nein, natürlich nicht.
Was soll bl0ß passieren, wenn sich herausstellen sollte, dass die Angaben zum Wirtschaftswachstum in den USA ebenfalls nicht ganz die Wirklichkeit widerspiegeln? Es ist ja nicht so, dass auf diese Gefahr nicht an der einen oder anderen Stelle bereits hingewiesen wurde.
Sollte das GDP tatsächlich niedriger sein bzw. sogar negativ sein, dann wäre auch das Rätsel gelöst, warum es in den USA zurzeit negative Realzinsen gibt. Denn das Thema Inflation wäre dann kurzfristig keines mehr und die Realzinsen wären durchaus angemessen. Man könnte auch sagen, sie seien hoch.
Zum Thema Inflation-Deflation siehe auch WGN.
Update 06.09.2008: Ebenfalls zum Thema Inflations- oder Deflationsbekämpfung ein Beitrag von Project Syndicate
Es laufen jetzt Ermittlungen, ob falsche Angaben hinsichtlich der Ölvorräte gemacht wurden. via naked capitalism
In der Vergangenheit wurde eine Spekulationsblase bei Rohöl mit dem Argument verneint, dass in diesem Fall die Vorräte hätten ansteigen müssen. Die Daten sprachen aber eine andere Sprache.
Jetzt könnte sich herausstellen, dass man auf falsche Daten vertraut hat. Dann wäre der Ölpreis mehr oder weniger manipuliert worden.
Aber ich bin sicher, dass mein Umfeld solche Nachrichten als reine Spekulation abtut und in die Welt der Märchen verbannt. Hier im Westen würden niemals Informationen manipuliert, um ein bestimmtes wirtschaftliches oder politisches Ergebnis herbeizuführen... Nein, nein, natürlich nicht.
Was soll bl0ß passieren, wenn sich herausstellen sollte, dass die Angaben zum Wirtschaftswachstum in den USA ebenfalls nicht ganz die Wirklichkeit widerspiegeln? Es ist ja nicht so, dass auf diese Gefahr nicht an der einen oder anderen Stelle bereits hingewiesen wurde.
Sollte das GDP tatsächlich niedriger sein bzw. sogar negativ sein, dann wäre auch das Rätsel gelöst, warum es in den USA zurzeit negative Realzinsen gibt. Denn das Thema Inflation wäre dann kurzfristig keines mehr und die Realzinsen wären durchaus angemessen. Man könnte auch sagen, sie seien hoch.
Zum Thema Inflation-Deflation siehe auch WGN.
Update 06.09.2008: Ebenfalls zum Thema Inflations- oder Deflationsbekämpfung ein Beitrag von Project Syndicate
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